Zweite Runde im TV-TriellDeutlich schärfere Debatte: Laschet setzt auf Angriff
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Beim ersten Statement von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock rumpelt es heftig im Hintergrund. „Huppala, da fällt schon das Studio zusammen“, sagt sie und lässt sich nicht aus dem Konzept bringen. „Ich kämpfe für eine Regierung unter Führung der Grünen“, sagt sie. Dennoch wendet sich das zweite TV-Triell schnell zu einer Auseinandersetzung zwischen den Kanzlerkandidaten von SPD und Union, Olaf Scholz und Armin Laschet.
Das zweite TV-Triell findet in deutlich angespannterer Atmosphäre statt, als die erste Runde der Fernseh-Debatten. Inzwischen werfen sich vor allem Union und SPD gegenseitig Niveaulosigkeit und Entgleisungen vor. Verfolgt man die Auseinandersetzungen in den sozialen Netzwerken, dann haben beide Seiten damit durchaus Recht.
Die Debatte ist von Anfang an deutlich schärfer als beim ersten Triell, was auch damit zusammenhängt, dass die Moderatoren Maybrit Illner und Oliver Köhr einen guten Job machen und die Sendung mit klaren Fragen treiben.
Scholz konnte sich nicht durch die Debatte merkeln
Sie wissen es zu verhindern, dass Scholz sich erneut durch die Debatte merkeln kann. Im Gegenteil: Er gerät unter Druck, als er die Razzia in seinem Ministerium zur eigenen Behörde FIU erklären muss - und auch die beiden Finanzskandale Cum Ex und Wirecard zur Sprache kommen. Laschet nutzt den Elfmeter und gibt zu Protokoll: „Das Ergebnis ihres Tuns ist, dass die Aufsichtsbehörde versagt hat.“ Auch Baerbock versteht es an dieser Stelle zu punkten und sagt, dass in einer Regierung mit den Grünen das Waschen von Schwarzgeld nicht mehr möglich sein soll. „Ich will, dass es nicht mehr möglich ist, mit Bargeld in großem Maßstab Immobilien zu kaufen.“
Hinter den Kulissen des TV-Triellls herrscht großer Bahnhof. Jede Partei durfte 30 Leute mitbringen. Es ist viel Prominenz gekommen, um für den Kandidaten oder die Kandidatin Stimmung zu machen und auch um für die Kameras sichtbare Unterstützung zu signalisieren. Bei den Sozialdemokraten ist die Stimmung den Umfragen entsprechend gut. Sie sind zu Witzen aufgelegt, um nach jedem Scherz auf Kosten des politischen Gegners gleich demütig zu bekunden, dass die Wahl ja noch nicht gelaufen sei.
Auch um die voraussichtlich unübersichtliche Lage für eine Regierungsbildung nach der Bundestagswahl geht es in der Sendung. Dazu nicht viel neues. Laschet weicht der Frage aus, ob er auch in eine Regierung unter Scholz eintreten würde, um dann erneut der Rote-Socken-Kampagne Vorschub zu geben: Bezogen auf die SPD sagt er: „Es muss jedem klar sein, wenn es eine rechnerische Mehrheit - selbst wenn sie auf dem zweiten Platz landen - gibt, werden sie eine Koalition mit den Linken machen.“ Scholz wiederum verweist - wie immer bei diesem Thema - auf die außenpolitischen Bedingungen für eine Koalition, ohne Rot-Grün-Rot auszuschließen. Ähnlich Baerbock.
Scholz findet in die Spur, Laschet lässt nicht locker
Scholz, der vor allem zu Beginn der Sendung in die Defensive geriet, findet schnell wieder Tritt. Immer wieder hebt er unter, dass er das Regierungshandwerk beherrscht. Bei der Digitalisierung räumt er geschickt eine Lernkurve ein, um zu überdecken, dass die große Koalition nicht genug vorangekommen ist. Beim Thema Klima gibt er den Versöhner zwischen Ökologie und Ökonomie und erklärt die Energiewende so, als sei sie tatsächlich leicht machbar. „Natürlich wird man klagen können, es wird aber nicht mehr so lange dauern können.“ Laschet wiederum platziert immer wieder gut vorbereitete Versatzstücke. So holt er an einer Stelle eine Corona-Maske in die Kamera und erklärt, es dürfe nicht mehr passieren, dass Europa von der Produktion in China abhängig sei. Beim Thema Klima grätscht Laschet rein: „Raten Sie mal, welche beiden Parteien blockieren, wenn wir Entfesselungsgesetze machen wollen?“ Nach dem Schlagabtausch voller Vorwürfe von Scholz und Laschet nutzt Baerbock wiederum ihre Chance: „Sie haben mit ihrer Vergangenheitsbewältigung gezeigt, warum wir beim Klima nicht vorangekommen sind.“
Laschet zeigt in der zweiten Hälfte der Sendung einen Moment der Unkonzentriertheit. Bei der klaren Frage, ob er für einen Mietdeckel sei, muss er nachfragen: Was war die Frage?
Fairness-Punkt für Baerbock: Sie weist darauf hin, dass die Redezeit-Uhr von Scholz läuft, ohne dass er spricht. Das bleibt nicht der einzige rot-grüne Schulterschluss des Triells - bei Gesundheit, Pflege und Rente ist das auch so.