AboAbonnieren

„Abstiegskampf bedeutet, Dinge anzunehmen“1. FC Köln verpasst in Bochum wichtigen Anschluss ans Mittelfeld

Lesezeit 4 Minuten
FC-Stürmer Davie Selke setzt sich gegen Bochums Patrick Osterhage durch. Selke erzielte auch das Tor zum 1:1-Ausgleich.

FC-Stürmer Davie Selke setzt sich gegen Bochums Patrick Osterhage durch. Selke erzielte auch das Tor zum 1:1-Ausgleich.

Beim 1:1 in Bochum funktionierte das Kölner Mannschaftsspiel erneut nicht. Was lief gut, was lief schlecht und was sagt Baumgart? Die Analyse.

Der 1. FC Köln hat zum Sessionsbeginn am Elften im Elften in Bochum 1:1 gespielt, was vor dem Spiel womöglich kein Resultat gewesen wäre, das sich die Kölner gewünscht hätten. Angesichts des Spielverlaufs dagegen hatte das Remis nach dem Schlusspfiff als absoluter Glücksfall zu gelten: Der VfL ging nicht nur verdient in Führung. Die Gastgeber hätten die Partie angesichts einer Flut von Großchancen auch deutlich gewinnen müssen. Entsprechend unglücklich waren anschließend die Verantwortlichen beider Teams.

1. FC Köln in Bochum: Die Tore

Vor dem 0:1 schlug Manuel Riemann einen Ball lang auf den linken Flügel. Mit diesem taktischen Mittel der Gastgeber hatten die Kölner rechnen müssen, denn keine Mannschaft der Liga schlägt auch nur annähernd so viele lange Bälle zur Spieleröffnung wie die Bochumer. Rasmus Carstensen verlor an der Seitenlinie das Kopfballduell mit Kwarteng. Stöger kam an den Ball und spielte ins Zentrum, wo Timo Hübers unter der Flanke durchsprang. Philipp Hofmann stand im Strafraum frei und schoss aus der Drehung. Schwäbe tauchte noch erfolgreich nach dem Ball, doch Daschner war aus dem Mittelfeld durchgelaufen und schoss den Abpraller ins Tor.

In der 54. Minute gewann Uth den Ball im Zentrum und passte auf Kainz, der einen Traumpass durch die Gasse in Mainas Lauf spielte. Der Außenstürmer sprintete durch, flankte scharf ins Zentrum, Selke durch Riemanns Beine zentral traf.

Das war gut am Spiel des 1. FC Köln in Bochum

Mit viel Wohlwollen die Kölner Reaktion in der zweiten Halbzeit, als die Mannschaft zumindest kämpferisch so etwas wie Augenhöhe herstellte. Allerdings war es nach der miserablen ersten Hälfte auch keine große Herausforderung, sich zu steigern. Immerhin: Köln erzielte mit der 162. Flanke der Saison erstmals ein Tor.

Das war schlecht

Köln ließ wie beim 1:1 gegen Augsburg erneut zu viele Großchancen gegen einen Gegner auf Augenhöhe zu, ohne Marvin Schwäbe in überragender Form hätte dieser Nachmittag in Bochum ein übles Ende nehmen können. Insgesamt sahen die Kölner nicht aus, als gehe ihr Plan auch nur annähernd auf. Gegen Riemanns lange Bälle als Bochumer Haupt-Waffe fanden die Kölner kein Mittel und schafften es zu oft nicht, Bälle zu klären.

Spieler des Spiels

Marvin Schwäbe, der mehrere herausragende Paraden bot: Hielt Bälle aus allen Distanzen und war erneut der einzige Grund dafür, dass Köln keine Niederlage erlitt, die am Samstagabend auch drastisch hätte ausfallen können. Am Ende standen acht Paraden, eine starke Bilanz für den Torhüter – und ein Armutszeugnis für seine Kollegen.

FC-Keeper Marvin Schwäbe parierte mehrfach für die Kölner und sicherte den Punkt mit.

FC-Keeper Marvin Schwäbe parierte mehrfach für die Kölner und sicherte den Punkt mit.

Das sagen die Trainer

Thomas Letsch (VfL Bochum): Wir haben ein Klassespiel gemacht und acht Torchancen gehabt. Dann haben wir einen Ballverlust, danach spielt Köln es dann gut aus. Mit so vielen Chancen muss man gewinnen, und zwar nicht nur 2:1, sondern 3:1 oder 4:1. Ich bin maßlos enttäuscht. Wir haben so vieles richtig gemacht. Wenn man den Dreier möchte, muss man seine Chancen nutzen. Für uns sind es zwei verlorene Punkte. Wir müssen uns ankreiden, dass wir die Tore nicht gemacht haben. Der Torwart war sehr stark, aber es gibt Aktionen, da muss der Ball einfach über die Linie.

Wie immer aktiv an der Seitenlinie: FC-Trainer Steffen Baumgart

Wie immer aktiv an der Seitenlinie: FC-Trainer Steffen Baumgart

Steffen Baumgart (1. FC Köln): Unser Torwart hat uns am Leben gehalten. Wir hatten uns etwas anderes vorgenommen. Die Jungs hatten klar mit dem Kopf zu tun. In der zweiten Halbzeit war es dann der Kampf, den man braucht, um im Abstiegskampf zu bestehen. Da war es dann etwas besser, aber gut sieht anders aus. Mir gefällt nicht, wenn wir Absprachen nicht umsetzen. Da interessiert mich nicht, warum und weshalb. Abstiegskampf bedeutet, Dinge anzunehmen, die mit Fighten zu tun haben. Das war in der ersten Halbzeit nicht klar genug. Aus meiner Sicht war das Resultat heute glücklich. Für uns ist der Punkt ein Teilerfolg. Ob verdient oder nicht, zählt nicht mehr. Wir haben in der zweiten Halbzeit den Abstiegskampf sehr viel mehr angenommen. Bochum hatte genügend Möglichkeiten, was nicht gerade für uns spricht.

Das sagen wir

Das Kölner Mannschaftsspiel funktionierte auch in Bochum nicht. Der FC hatte die Chance, mit einem Sieg den Anschluss ans Mittelfeld herzustellen, bot jedoch einen über weite Strecken lausigen Auftritt. Kein Mannschaftsteil funktionierte: Die Abwehr ließ Chance um Chance zu, was aber auch am Versagen des defensiven Mittelfelds lag, das es zu keinem Zeitpunkt schaffte, Struktur ins Spiel zu bringen. Und vorn gelang der Mannschaft ebenfalls kaum etwas.

Das bei weitem Beste am Kölner Ausflug ins Ruhrstadion war das Ergebnis, da waren sich hinterher alle Kölner einig. Die Tendenz nach nun sechs Punkten aus elf Spielen und nur neun Toren ist jedoch in jeder Hinsicht trüb – und nach der Länderspielpause kommt der FC Bayern zum Tabellen-Letzten nach Müngersdorf.