AboAbonnieren

Enttäuschender Rückrunden-StartFC-Bosse gehen mit Kölner Mannschaft hart ins Gericht

Lesezeit 5 Minuten
Christian Keller Geschäftsführer  Köln  Deutschland , Hamburg , Volksparkstadion , Fussball , 2 . Bundesliga , Hamburger SV - 1 FC Koeln *** Christian Keller Managing Director Sport Cologne Germany , Hamburg , Volksparkstadion , Soccer , 2 Bundesliga , Hamburger SV 1 FC Koeln

Wirkte nicht nur unzufrieden, war es auch: Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller

Am Sonntag ist der 1.FC Köln auf Platz drei zurückgefallen. Die Tabelle wird immer enger: Zwischen Rang eins und acht liegen nur drei Punkte.

Davie Selke, bis zum vergangenen Sommer Stürmer des 1. FC Köln, ist für viele eine Reizfigur. Der Angreifer, der am Montag seinen 30. Geburtstag feiert, weiß selbst, dass er polarisiert. „Ich kriege es halt nicht raus. Ich bin da eben authentisch“, entgegnete Selke Fragen, warum er nach dem 1:0-Sieg seines Hamburger SV gegen seinen Ex-Klub den Fans des FC ein paar provokante Küsschen zugeworfen hatte.

Das Ganze hat allerdings ein Vorspiel. Als Selkes Name vor dem Spiel verlesen worden war, folgte ein gellendes Pfeifkonzert aus dem Gästeblock. Keiner hat zudem vergessen, dass die Trennung im vergangenen Sommer mit Anschuldigungen von beiden Seiten unschön war. Selke jedenfalls genoss den Sieg im Spitzenspiel wie kein zweiter Hamburger. Und es war bei ihm sicher eine gehörige Portion Genugtuung dabei, auch wenn der Angreifer noch versöhnlich wurde: „Ein paar Pfiffe ändern nichts daran, dass ich mich in Köln sehr wohlgefühlt habe und der FC ein besonderer Verein mit tollen Fans bleibt.“

1. FC Köln: Davie Selke spürt gegen Ex-Klub Genugtuung

Selke stand gegen seinen Ex-Verein besonders im Fokus, der entscheidende Faktor zum Sieg war er allerdings nicht. Das Siegtor von Ransford-Yeboah Königsdörffer im Nachschuss nach einem erst von FC-Torwart Marvin Schwäbe gehaltenen Elfmeter fiel zu einem Zeitpunkt (78.), da war Selke schon gar nicht mehr im Spiel.

Selkes Wohl und Wehe interessierte die Kölner ohnehin eher am Rande. Sie haderten mit ihrem uninspirierten Auftritt. Vollkommen harmlos hatte sich der FC, der zuvor neun Pflichtspiele in Folge nicht verloren hatte, an der Elbe präsentiert. Im Offensivspiel lief nichts zusammen, es fehlte an Ideen, Kreativität, Durchschlagskraft, vielleicht auch an Gier. So sprach denn auch Christian Keller von einer „definitiv verdienten Niederlage. In erster Linie hat heute die Intensität gefehlt. Es waren insgesamt zu wenige Meter, Tempoläufe, Sprints. Das ist für unser Spiel unabdingbar. Wenn es schon an den Basis-Komponenten fehlt, ist es schwierig, ein gutes Spiel zu machen. Ich bin weder mit dem Ergebnis noch der Leistung zufrieden“, ging der Sport-Geschäftsführer mit seiner Mannschaft hart ins Gericht. Zwar nicht in dem Ausmaß, wie er das nach der 1:5-Klatsche in Darmstadt im Herbst getan hatte, deutlich war es dennoch.

Was die Laufleistung angeht, waren beide Mannschaften auf Augenhöhe, jedenfalls hatten das die Statistiker ausgerechnet. Gezählt wurden angeblich auch sieben Torschüsse, die die Kölner abgaben. Doch die waren fast alle ungefährlich. Nur zehn Flanken schlugen die Kölner, eine (!) kam beim Mitspieler an. Nur vier Dribblings trauten sich die Gäste, von denen zwei erfolgreich waren. Dafür standen die Kölner gleich neun Mal im Abseits. Das ist in der Summe in der Tat viel zu wenig. „Wir werden besprechen müssen, warum wir so wenig in dieses Spiel investiert haben. Es kann nicht am Fitnesszustand der Mannschaft gelegen haben. Dazu kam, dass wir auch mit dem Ball sehr unsauber waren und vor allem in der ersten Halbzeit gar keine Lösungen hatten. Das ist dann einfach zu wenig“, befand Keller.

Auch Cheftrainer Gerhard Struber wirkte höchst unzufrieden. „Wir hatten einen anderen Anspruch, andere Erwartungen an unser Spiel. Wir wollten eigentlich viel mutiger auftreten – im Umschalten und in unserem Ballbesitz. Doch wir waren heute einfach in allen Belangen nicht auf dem Level, das wir uns vorstellen. Für halbschwangere Leistungen werden wir letztlich nichts ernten.“ Dennoch hätte der FC – wenn auch unverdient – einen Punkt aus Hamburg mitnehmen können. Weil auch der HSV zu wenig aus seiner Überlegenheit machte und ebenfalls kaum Durchschlagskraft besaß. Und wenn die Hausherren zu Chancen kamen, dann vereitelte sie der glänzend aufgelegte Torhüter Marvin Schwäbe.

Finkgräfes „naiver“ Aussetzer bringt FC auf Verliererstraße

Es war daher bezeichnend, dass ein Kölner den Hamburgern schon zur Hilfe kommen musste, um die Partie für die Gastgeber zu entscheiden. Der zur Pause eingewechselte FC-Verteidiger Max Finkgräfe trat im Strafraum Marco Richter auf den Fuß, der mit dem Rücken zum Tor stand und somit keine Gefahr ausstrahlte. Ein Aussetzer des 20-Jährigen, der Christian Dingert allerdings keine Wahl ließ. Der Schiedsrichter zeigte korrekterweise auf den Punkt. Den zu unplatzierten Elfmeter von Königsdörffer konnte Schwäbe zwar parieren, allerdings nach vorne. Beim Nachschuss des HSV-Stürmers war er dann geschlagen (78.). Die Entstehung des Elfmeters bezeichnete Keller als „sehr, sehr naiv“.

Und die Aktion war auch für Finkgräfe beinahe tragisch, denn der Senkrechtstarter der vergangenen Saison, der in dieser Spielzeit in ein sportliches Tal gefallen war, schien auf dem aufsteigenden Ast und auf der linken Seite mehr als eine Alternative für Leart Pacarada zu sein.

Magdeburg nach furiosem 5:2-Sieg nun vor den Kölnern

Nach dem Fauxpas tat der FC endlich mehr nach vorne. Die beste Chance hatte der eingewechselte Marvin Obuz, der aus kurzer Distanz aber keinen Druck auf den Ball bekam (89.). Und somit blieb es bei der Niederlage des FC, der bereits in der Hinrunde gegen den HSV verloren hatte (1:2) und sich weiter gegen vermeintliche Spitzenteams sehr schwertut. Weitere Folgen sind indes begrenzt. Klar, der FC verlor die Tabellenführung und ist nun Dritter. Und anstatt den HSV auf sechs Punkte zu distanzieren, überflügelten die Hamburger den Absteiger. Doch die Ergebnisse von Sonntag schoben die Tabelle noch einmal enger zusammen. Magdeburg ist nach dem 5:2-Sieg in Elversberg nun Zweiter. Spitzenreiter Hamburg und den Achten Paderborn trennen nur drei Punkte. Der Druck auf den FC wird nicht geringer. Am kommenden Samstag ist gegen Elversberg ein Sieg Pflicht. Der wäre nicht nur für die Tabelle wichtig, sondern auch für die Grundstimmung. Die kann in Köln bekanntlich schnell mal umschlagen.