Nach zwei Transferphasen Sperre dürfen die Kölner in diesem Winter wieder am Transfergeschehen teilnehmen.
Transferfenster öffnetDer 1. FC Köln will sich verstärken – Stürmer und Verteidiger gesucht
Am 1. Januar beginnt in den meisten europäischen Profiligen die Transferphase und damit die Zeit, in der die Vereine nach Gelegenheiten suchen, ihre Kader nach den Eindrücken der ersten Saisonhälfte noch einmal zu verbessern. Für die Spieler eröffnet sich mit dem neuen Jahr zugleich die Chance, einen Neuanfang zu suchen, falls Hoffnungen des Sommers zerstoben sind.
Der Wintermarkt ist also regelmäßig auch ein Markt der Enttäuschten, doch im Falle des 1. FC Köln trifft das in diesem Jahr nur bedingt zu. Beispielhaft ist da der Transfer, den die Kölner bereits erledigt haben: Jusuf Gazibegovic blickt auf ein fantastisches Jahr 2024 zurück. Im Sommer gewann er mit Sturm Graz das österreichische Double aus Meisterschaft und Pokal und nahm anschließend an der Champions League teil. In der Liga stehen die Steirer nach 16 Spieltagen erneut an der Tabellenspitze. Gazibegovic ging also nicht aus Enttäuschung, im Gegenteil: Der Rechtsverteidiger verabschiedete sich im Dezember unter Tränen – und die Branche staunte über den Transfererfolg der Kölner, die einen Stammspieler von einem Champions-League-Verein losgeeist und dabei auch noch von einer festgeschriebenen Ablösesumme profitiert hatten. Trainer Gerhard Struber lobte hinterher die gemeinsame Anstrengung im Klub: „Das war ein cooler Akt“, beschrieb der Kölner Trainer, dessen vorherigen Zusammenarbeit mit Gazibegovic einigen Anteil an der Verpflichtung gehabt haben dürfte.
Die Einigung mit dem Wunschspieler war bereits vor längerer Zeit erfolgt und erst jetzt bekanntgegeben worden. Gazibegovic hatte nicht gewusst, dass er im Januar beim Zweitliga-Tabellenführer anfangen würde. Der Sprung an die Tabellenspitze gelang den Kölnern erst im letzten Spiel vor der Winterpause beim 1:0-Sieg in Kaiserslautern. Und wenngleich die Verantwortlichen stets betonen, dass der Tabellenplatz allein nicht darüber entscheidet, ob sie einen Spieler bekommen oder nicht, dürfte die Aussicht auf die Bundesliga ihre Arbeit hier und da erleichtern.
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Nach zwei Transferphasen Sperre geht es für den FC nur bedingt darum, die Fehler des vergangenen Sommers auszugleichen. Der Kader ist nach der langen Phase der Tatenlosigkeit auf mehreren Positionen dünn besetzt. Im Angriff verabschiedete man sich von Davie Selke, weil der zunächst kein Interesse zeigte, zu den beim FC aufgerufenen Konditionen in der Zweiten Liga zu spielen. Als Selke dann jedoch einlenkte, war das Haltbarkeitsdatum des Vertragsangebots bereits abgelaufen, und weil FC-Sportchef Christian Keller ein konsequenter Mensch ist, folgte die Trennung. Ob das ein Fehler war, sei dahingestellt. Selke hat zehn Tore in 17 Einsätzen für den Hamburger SV erzielt. Beim 1. FC Köln versucht man, die Last des Toreschießens zu verteilen und ist damit ebenfalls gut gefahren bislang: Tim Lemperle hat eine bemerkenswerte Hinserie gespielt und acht Tore (vier Vorlagen) in 15 Einsätzen gesammelt.
Nachwuchsmann Damion Downs (20) steht bei sieben Treffern (drei Vorlagen) in 16 Partien. Beide Kölner Angreifer erreichen zwar nicht Selkes Torquote pro Einsatzminute. Doch darf man grundsätzlich zufrieden sein. Dennoch suchen die Kölner in diesem Winter nach einem klassischen Mittelstürmer. Gerhard Struber spielt am liebsten mit zwei Spitzen, und als Lemperle zuletzt verletzt war, gingen ihm rasch die Möglichkeiten aus. Sargis Adamyan hat es geschafft, nach zwei enttäuschenden Jahren in Köln auch die letzten Hoffnungen zu zerstreuen, der Armenier stand zuletzt kaum noch im Kader. Auch Steffen Tigges, der einst gemeinsam mit Adamyan in Köln begann, zeigt im Training wie im Spiel überwiegend indiskutable Leistungen und unterstrich zuletzt in Kaiserslautern, dass es so nicht weitergehen kann.
Dass die Kölner angesichts der Transfersperre viel Zeit hatten, die anstehende Wechselperiode vorzubereiten, ist dabei nur bedingt richtig. Schließlich standen zwar die Aktivitäten am Geißbockheim still. Der Rest der Fußballwelt blieb jedoch in Bewegung. Was also vor einem Jahr vorbereitet war, dürfte in den meisten Fällen überholt sein.
Neben einem Mittelstürmer suchen die Kölner auch einen Innenverteidiger. Weil Jeff Chabot im Sommer nach Stuttgart wechselte, verloren die Kölner einen ihrer wenigen Leistungsträger. Doch der Abschied zwang sie dazu, einen weiteren Nachwuchsspieler in die Profimannschaft zu holen: Julian Pauli (19) hatte eine herausragende erste Saisonhälfte, wurde jedoch durch eine Gehirnerschütterung gebremst. Zuletzt sprang Eric Martel als zentraler Spieler der Dreier-Abwehrkette ein und trat dort hervorragend auf. Struber sieht den U21-Nationalspieler jedoch weiter vor allem im defensiven Mittelfeld. Verstärkung für das Abwehrzentrum soll also kommen.
Timo Hübers nahm das Thema nach dem Sieg in Kaiserslautern auf. „Diejenigen, die jetzt positionsfremd gespielt haben, haben es super gemacht. Das ist für zwei, drei Spiele mal ganz gut aufzufangen. Über die gesamte Saison ist es aber besser, wenn die Spieler auf ihren Positionen spielen“, sagte der Kapitän.
Der Spielermarkt im Winter ist allerdings komplizierter als im Sommer, denn im Januar laufen keine Verträge aus. Man muss sich also nicht nur mit den jeweiligen Wunschspielern einigen, sondern auch mit deren Klubs. Daher ziehen sich die Verhandlungen in diesen Tagen. Für Christian Keller ist das nächste Ziel, mögliche Transfers bis zur Abreise ins Trainingslager nach Spanien am 3. Januar finalisiert zu haben. Ob das klappt, ist offen. „Ich kann es stand jetzt ganz ehrlich nicht abschätzen. Es wäre sicherlich wünschenswert. Aber es liegt im Winter nicht nur an uns“, sagt der Kölner Sportchef, der nach einer Atempause über die Feiertage versuchen will, die Zeit zwischen den Jahren für weitere Abschlüsse zu nutzen. Finanzchef Philipp Türoff sagte im Interview mit dem „Geißblog“: „Wir werden uns verstärken. Eine Verpflichtung ist ja schon kommuniziert worden. Und wenn Sie sich anschauen, woher Jusuf Gazibegovic kommt, wo er gespielt hat und was er mitbringt, kann man an dieser Personalie erkennen, welche Ambitionen wir haben. Auf diesem Niveau können wir uns die eine oder andere weitere Verpflichtung noch vorstellen.“
Ein Wechsel wird jedoch wohl nicht vollzogen: Gregory Wüthrich, Schweizer Nationalspieler in Diensten von Sturm Graz, soll bereits beim Heimspiel der Kölner gegen Nürnberg in Müngersdorf gewesen sein. Allerdings ist der Wechsel des 30-Jährigen nach einem Bericht der „Kronen Zeitung“ zum FC wegen seines anfälligen Knies geplatzt. Die Transferzeit für diesen Winter endet am 3. Februar.