Der 1. FC Köln schaffte die Herbstmeisterschaft mit der geringstmöglichen Punkteausbeute, doch die Bilanz ist beeindruckend.
Beeindruckende BilanzSumme richtiger Entscheidungen – Der 1. FC Köln ist Herbstmeister
Irgendwann war es dann genug mit den Reporterfragen; Timo Hübers mochte sich keine Gedanken mehr darüber machen, ob er den Herbstmeister 1. FC Köln nach nun 17 Ligaspielen auch tatsächlich als beste Mannschaft des Unterhauses empfinde. „Das ist mir zu philosophisch. Ich möchte jetzt in die Kabine gehen und dann Weihnachten feiern“, sagte der Kapitän des 1. FC Köln mit einem freundlichen Lächeln.
Es war eine Antwort, die Hübers’ Wesen gut illustriert. Schließlich hätte er sich auf eine der Grundregeln des Fußballs zurückziehen können, die da besagt: Die Tabelle lügt nicht. Doch das war Timo Hübers zu einfach. Da ging er lieber in die Kabine. Gute Entscheidung.
Eine außergewöhnliche Kölner Zweitliga-Herbstmeisterschaft
Tatsächlich ist diese vierte Kölner Zweitliga-Herbstmeisterschaft eine außergewöhnliche. Von Zwölf auf Eins in acht Wochen, so lautet die furiose Herbstbilanz. Die Punktlandung an der Tabellenspitze lässt allerdings Raum zur Interpretation. Sportchef Christian Keller wäre nicht Christian Keller, hätte er nicht sofort einen Messwert ins Spiel gebracht. Besonders wichtig sei ihm gewesen, mit dem Sieg auf dem Betzenberg die 30-Punkte-Schwelle überwunden zu haben.
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31 Zähler haben die Kölner nun gesammelt. Der Grenzwert, durch dessen Überschreiten auch für Keller ein echter Erfolg zum Jahresende fühlbar wurde, belegt allerdings auch etwas anderes: Noch nie stand Köln mit so wenigen Punkten wie in dieser Saison zur Halbzeit an der Spitze: 2013/14 waren es 33, 2002/03 sogar 39 Punkte. Und beim unvergessenen ersten Wiederaufstieg unter Ewald Lienen satte 40 Punkte.
Der FC ist seit Sonntag also nicht nur Rekordherbstmeister der Zweiten Liga. Die Kölner holten diesen Titel auch mit der geringstmöglichen Punktzahl: Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel im Jahr 1995 hatte der Herbstmeister der Zweiten Liga immer mindestens 31 Punkte. Alemannia Aachen in der Saison 2003/04 und Mainz 05 fünf Jahre später waren die Kölner Vorgänger.
Der 1. FC Köln als absolute Siegmaschine
Von Minimalisten zu sprechen, wäre im Fall des FC dieser Saison jedoch ebenfalls nicht korrekt. Legte man allein die Spiele seit dem 1:2 gegen Paderborn am 25. Oktober an, wäre der FC eine absolute Siegmaschine. Von den neun Pflichtspielen seitdem hat Köln acht gewonnen, überwintert im Pokal und hat zuletzt vier Auswärtsspiele in der Liga jeweils 1:0 gewonnen. Für sich genommen jeweils knappe Siege, nicht zuletzt der Erfolg am Sonntag auf dem einmal mehr wahnsinnigen Betzenberg. Doch knappe Siege in Serie haben nichts mit Glück zu tun. Der 1. FC Köln hat es geschafft, die Macht des Zufalls zurückzudrängen.
Womit wir beim Trainer wären. Gerhard Struber hat sich von allen Schubladen-Konzepten und Schemata gelöst, die man am Geißbockheim über seine Arbeit legen wollte und die andernorts seit mindestens zehn Jahren ausgemustert sind.
Lieber beschrieb der Trainer sein Erfolgsrezept am Sonntag mit einfachen Worten: Der Erfolg sei die Summe richtiger Entscheidungen und harter Arbeit. Viel mehr steckt nicht dahinter.
Und gewiss keine Philosophie.