Schiffbruch in Hamburg erlitten, aber kein Beinbruch als Folge: Das 0:1 des FC muss die Sinne schärfen und zu einer Reaktion auf dem Transfermarkt führen.
Nach der FC-Niederlage an der WaterkantDer Schuss vor den Kölner Bug zur rechten Zeit
Was einige nach dem Abpfiff schon als „Attacke“ von Gerhard Struber gegen den Aufstiegs-Konkurrenten werteten, entsprach vielmehr der Wahrheit, die der Kölner Trainer nach der 0:1-Niederlage im Spitzenspiel gegen den Hamburger SV ausgesprochen hatte. Zwar habe er „großen Respekt“ vor dem HSV, aber die Hamburger hätten am Samstagabend eben auch nicht auf einem „hohen Level“ gespielt.
Das Duell der Traditionsklub, der Bundesliga-Gründungsmitglieder, hatte in der Tat das Prädikat Zweitliga-Spitzenspiel nur vom Ambiente her verdient. Die Stimmung im Volksparkstadion war großartig. Doch das spielerische Niveau war absolut überschaubar. Die Partie passte zur Saison bisher: Vielfach war die Rede von der „besten 2. Bundesliga aller Zeiten“: Sie sei so ungemein ausgeglichen, spannend, jeder könne jeden schlagen.
Doch es gibt auch eine andere Lesart: Die Liga ist vom spielerischen Niveau so schwach wie lange nicht. Keine Mannschaft hat bisher irgendeine Art von Dominanz ausgestrahlt. Der Punkteschnitt der drei bestplatzierten Teams nach der Hinrunde war bezeichnenderweise nicht ohne Grund der schlechteste der vergangenen elf Jahre. Spannend und reizvoll ist die Liga dennoch – vor allem dank der vielen Traditionsklubs. Aber eben auch nicht so gut, wie gedacht.
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1. FC Köln: Dem HSV reicht eine solide Leistung gegen schwachen FC
Am Samstagabend gewann am Ende ein tonangebender, griffigerer HSV nach einem soliden Auftritt verdient gegen eine an diesem Tag harmlose Kölner Mannschaft. Ein starker FC-Torwart Marvin Schwäbe verhinderte Schlimmeres.
Die Folgen: Die Niederlage ist für den FC nach neun ungeschlagenen Punktspielen kein Beinbruch, in der Tabelle hat sich nicht viel verändert, alle Chancen sind weiterhin intakt. Doch sie sollte die Sinne schärfen. Es ist gut, dass nahezu alle Kölner den eigenen Vortrag an der Elbe hinterher so einordneten, wie er auch war: schwach. Manche sagen, die Leistung hätte sich nach den letzten beiden Testspielen, in denen viele Defizite erkennbar waren, bereits angedeutet.
Eine Erkenntnis: Sportchef Keller muss noch einen Stürmer verpflichten
Zwei Erkenntnisse nach dem bitterkalten Abend von Hamburg indes sollten außer Zweifel stehen: Der FC benötigt noch einen klassischen Mittelstürmer, der neben Klasse auch eine gewisse Erfahrung mitbringt. Tim Lemperle, der bisher treffsicherste Kölner, den es zur TSG Hoffenheim zieht, fällt noch verletzt aus. Und die Last darf nicht allein auf den Schultern des erst 20-jährigen Damion Downs liegen. Sportchef Christian Keller muss da in dieser Transferperiode noch reagieren.
In der Seesprache würde man sagen: Der FC erlitt an der Waterkant Schiffbruch, doch die Niederlage könnte für die Kölner zur rechten Zeit der Schuss vor den Bug gewesen sein. Dann auch mit einer weiteren Aussage lag Gerhard Struber richtig: Es ist kein Selbstläufer, dass diesem 1. FC Köln der Aufstieg und somit die direkte Bundesliga-Rückkehr gelingt. Man sollte aber die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass er sein Ziel erreicht.