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Nach kritischen AussagenFC entgehen Millionen durch China-Ausstieg

Lesezeit 4 Minuten
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November 2016: Chinas stellvertretende Ministerpräsidentin Liu Yandong zu Besuch beim 1. FC Köln, Alexander Wehrle (l.) und Werner Spinner (r.) empfangen die mächtige Politikerin.

  1. Der 1. FC Köln war Vorreiter des deutschen Engagements in China. Im November 2016 beschloss der FC eine Kooperation mit einem chinesischen Klub. Aus dem Projekt wurde jedoch nichts: Der FC legte das Vorhaben im vergangenen Sommer auf Eis.
  2. Stefan Müller-Römer äußerte sich im Dezember im „Kölner Stadt-Anzeiger“ kritisch zur politischen Lage in China.
  3. Die Chinesen drohten daraufhin, die Übertragung des folgenden Spieltags abzusagen. Die DFL reagierte prompt mit einer Drohung an den 1. FC Köln.

Köln – Sogar Naldo war damals dabei, der brasilianische Innenverteidiger befand sich gerade mit dem FC Schalke 04 auf einer Tournee durch China, als die Deutsche Fußball-Liga in der Deutschen Botschaft in Peking bekanntgab, die TV- und Onlinerechte der Bundesliga für fünf Jahre an PP Sports vergeben zu haben. Seit mehr als 20 Jahren überträgt Chinas Staatsfernsehen CCTV die Bundesliga in China, rund eine Viertelmilliarde Euro erlöst die Liga dort, 50 Millionen pro Saison. Die Bundesliga habe in China „eine der größten Fangemeinden außerhalb Deutschlands“, sagt Robert Klein damals, der Chef der DFL-Tochter Bundesliga International.

Großes Fußball-Interesse in China

Angesichts von knapp 1,4 Milliarden Menschen ist das keine große Überraschung, überhaupt ist Chinas Bevölkerungsreichtum immer wieder eine gute Begründung, wenn deutsche Unternehmen dort Geschäfte machen wollen.

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Die Volksrepublik ist seit 2016 die größte Volkswirtschaft des Planeten. Dort gibt es viel Wachstum – und großes Fußball-Interesse. Doch anderthalb Jahre nach dem Termin in der Pekinger Botschaft standen die Fernseh-Übertragungen aus Deutschland plötzlich auf der Kippe. Und schuld daran war der 1. FC Köln.

Der 1. FC Köln war Vorreiter des deutschen Engagements in China

Dabei war der FC Vorreiter des deutschen Engagements in China. Im November 2016 beschloss der FC als erster Bundesligist überhaupt eine Kooperation mit einem chinesischen Klub, dem FC Liaoning aus dem Norden des Landes. Es ging um den Transfer von Wissen; in China wollte der FC keine Trikots seiner Superstars verkaufen, die derzeit ja ohnehin eher regionale Strahlkraft haben. Eine Superstar-Tournee der Kölner wäre wohl unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle der chinesischen Fanbasis geblieben.

Stattdessen sollten in einer Akademie Jugendspieler nach Maßgaben der Kölner ausgebildet werden. Die Talente sollten eines Tages, so die Hoffnung der Verantwortlichen in beiden Klubs, ein WM-Finale in China bestreiten – mit von Kölnern ausgebildeten Spielern in beiden Mannschaften. Eine schöne Vorstellung war das.

Der 1. FC Köln hätte 1,8 Millionen Euro verdient

Doch der Plan einer durch den 1. FC Köln konzipierten und betriebenen Jugendakademie in China wurde beigelegt, bevor die Verträge unterschrieben waren. Schon im vergangenen Spätsommer, Toni Schumacher, Markus Ritterbach und Stefan Müller-Römer bildeten damals das Präsidium, legte man das Vorhaben auf Eis.

Dabei war das deutsch-chinesische Automobil-Joint-Venture BMW Brilliance bereit, die Finanzierung zu übernehmen. Der FC hätte dosiert Personal entsenden müssen, von einem Jugendtrainer war die Rede, und im Verein gab es bereits Kandidaten, die lockeres Interesse an einem Auslandsaufenthalt bekundet hatten. 1,8 Millionen Euro hätte das Projekt den Kölnern eingebracht, leicht verdientes Geld. Allerdings in einem Umfeld, mit dem nicht jeder im Verein einverstanden war.

1. FC Köln: Neuer Vorstand stoppte Projekt

Der neue Vorstand von Werner Wolf stoppte das Projekt später endgültig. Nach außen kommunizierte der Verein, man wolle die Kräfte im Abstiegskampf bündeln. Dabei hatte Müller-Römer schon im Sommer erklärt, er habe verhindert, dass die „geschäftlichen Beziehungen nach China weiter ausgebaut“ werden.

Müller-Römer: „In China wird ein totaler Überwachungsstaat aufgebaut“

Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ präzisierte der Anwalt im Dezember seine Haltung: „In China werden die Menschenrechte in massiver Form missachtet; dort wird ein totaler Überwachungsstaat aufgebaut, wie ihn sich George Orwell nicht schlimmer hätte ausdenken können“, sagte der 51-Jährige.

Er sei „nach wie vor der Ansicht, dass ein Verein wie der 1. FC Köln dort nicht aktiv sein sollte, weil Geldverdienen um jeden Preis für mich nicht in Frage kommt“. Der FC könne eine „totalitäre und brutale Diktatur nicht unterstützen“.

China drohte, Übertragung des Spieltags abzusagen

Die Aussagen stießen in China auf großes Interesse. Dort drohte man, die Übertragung des folgenden Spieltags abzusagen und den Anteil dafür am Gesamtpaket abzuziehen. Die DFL ließ beim FC durchblicken, dass man sich in diesem Fall an den FC wenden werde, es gehe um einen siebenstelligen Betrag.

Dass die Liga dieses Szenario skizzierte, illustriert recht gut, welchen Einfluss die Laune der Chinesen auf den deutschen Fußball hat. Denn dass die Chinesen die Meinungsäußerung eines Vereinsvertreters zum Anlass nahmen, mit finanziellen Konsequenzen zu drohen, ist das eine. Spektakulär ist, dass die DFL in Aussicht stellte, die Forderung gleich an die Kölner weiterzugeben.

Chinesischer Wett-Anbieter lässt Sponsoring-Deal platzen

Allerdings wurde der Spieltag in China am Ende doch übertragen. Dennoch gab es für die Kölner finanzielle Einbußen. Mit einem chinesischen Wett-Anbieter war sich der Verein über ein Sponsoring einig, es ging um Bandenwerbung mit einem Volumen von rund 1,5 Millionen Euro. Im Zuge der Verstimmungen haben die Chinesen den Abschluss platzen lassen.

Dabei wäre der 1. FC Köln bereit gewesen, in China Geschäfte zu machen. „Andere mögliche Formen der Zusammenarbeit, beispielsweise Sponsoring mit chinesischen Unternehmen, bleiben davon unberührt“, hatte Präsident Werner Wolf erklärt, nachdem das Akademie-Projekt beendet worden war.

Doch aus dem Wunsch nach weiteren Geschäften in der Volksrepublik dürfte vorerst nichts mehr werden. Die Empörung auf chinesischer Seite ist offenbar nachhaltig. Vorerst rechnet beim 1. FC Köln jedenfalls niemand mehr damit, attraktiv zu sein für chinesische Unternehmen.