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Köln vor Schalke-SpielDiese Lehren hat FC-Dauerbrenner Jan Thielmann gezogen

Lesezeit 5 Minuten
Kölns Jan Thielmann (2.v.r.) wird am 20. Januar 2021 nach seinem Siegtor zum 2:1 bei Schalke 04 von Noah Katterbach (v.l.) Sebastiaan Bornauw und Marius Wolf gefeiert.

Lange ist es her: Kölns Jan Thielmann (2.v.r.) wird am 20. Januar 2021 nach seinem Siegtor zum 2:1 bei Schalke 04 von Noah Katterbach (v.l.) Sebastiaan Bornauw und Marius Wolf gefeiert.

Der 22-Jährige, der bereits seit fast fünf Jahren bei den Profis des 1. FC Köln spielt, steht seit dieser Saison noch mehr in der Verantwortung.

Der FC Schalke 04 ist ein Gegner, gegen den 1. FC Köln zuletzt gerne gespielt hat. Schließlich ist die Bilanz aus Kölner Sicht sehr positiv. In der Bundesliga blieb der FC gegen die Königsblauen in den vergangenen zehn Spielen ungeschlagen, holte fünf Siege und spielte ebenso oft Remis. Zudem feierten die Kölner gegen Schalke historisch gesehen so viele Bundesliga-Siege (40) wie gegen keinen anderen Verein.

Da erscheint es auch recht logisch, dass auch Kölns Jan Thielmann eine positive Bilanz gegen die Knappen aufweist. Der Rechtsverteidiger ist zwar immer noch erst 22 Jahre alt, kam allerdings schon im Dezember 2019 mit 17 zu seinem Bundesliga-Debüt. Seine Ausbeute gegen Schalke: vier Siege, ein Unentschieden.

Und gegen die Königsblauen gelang ihm sein erster Auswärtstreffer im Profifußball. Und zwar am 20. Januar 2021, als seiner Mannschaft der bislang letzte Auswärtssieg in Gelsenkirchen gelang. Es war der Treffer in der dritten Minute der Nachspielzeit zum 2:1-Sieg. „Ich hatte mich im Zentrum festgelaufen. Der Ball kam dann doch noch irgendwie zu mir. Und dann Kopf aus und Ball rein. Ein schönes Gefühl“, erinnerte sich Thielmann am Mittwoch nach dem Training.

Doch es war auch ein Treffer aus einer anderen Welt, der mittlerweile dreieinhalb Jahre her ist. Zum einen mussten die Klubs damals wegen der Corona-Pandemie in leeren Stadien spielen. Zum anderen trafen die beiden Vereine noch wie gewohnt in der Bundesliga aufeinander. „Es war eine turbulente, schwere Saison für Schalke, aber auch für uns“, sagte Thielmann – und dies war noch milde formuliert. Denn die Gelsenkirchener stiegen am Ende der Saison als Tabellenletzter aus dem Oberhaus ab, der FC rettete sich unter Interimstrainer Friedhelm Funkel gerade noch so in der Relegation.

Erstes Duell in der 2. Bundesliga

Am Sonntag (13.30 Uhr) nun stehen sich die beiden Rivalen erstmals in der 2. Bundesliga gegenüber. Und zwar wenig verwunderlich in einer mit über 62 000 Zuschauern ausverkauften Veltins-Arena. „Schalke ist wie Köln ein Traditionsverein mit lauten Fans. Es macht immer Spaß, da zu spielen. Die Atmosphäre wird von beiden Seiten aus top sein“, sagte Thielmann.

Und wird auch der Gegner „top“ sein? Schalke ist bisher durchwachsen in die Saison gestartet. Auf den 5:1-Auftaktsieg gegen Braunschweig folgte ein ernüchterndes 1:3 in Nürnberg. Bei heimstarken Magdeburgern holte das Team von Trainer Karel Geraerts ein 2:2, im Pokal beim VfR Aalen gab es sich keine Blöße (2:0). Doch Aalen spielt mittlerweile auch nur noch in der Oberliga. Nach der äußerst schwierigen, zum Teil desaströsen vergangenen Saison, die Schalke zwar auf Platz zehn beendete, sich allerdings lange Zeit auch in akuter Abstiegsgefahr befunden hatte, zeigt die Tendenz langsam wieder nach oben. Schalke hat sich mit einigen vielversprechenden Neuzugängen verstärkt. „Schalke hat einen guten Kader und ich gehe mal davon aus, dass sie wie so einige Mannschaften oben mitspielen wollen – wie wir auch. Deswegen wird es ein gutes Spiel, vielleicht sogar auf Augenhöhe“, befand Thielmann.

Seiner Mannschaft gelang am vergangenen Samstag eine Art Befreiungsschlag. Es war nicht so sehr der erste Saisonsieg (5:0) gegen schwache Braunschweiger, der für eine Erlösung sorgte, sondern vielmehr dessen Zustandekommen. Der FC konnte sich endlich für seinen Aufwand belohnen, spielte befreit und deutlich flüssiger und zielstrebiger auf. „Nach so einer Leistung ist die Stimmung in der Kabine immer ein Stück weit besser und es ist auch leichter, in die Woche zu starten – es macht einfach mehr Spaß. Deswegen wollen wir schauen, dass wir den Rückenwind mitnehmen und versuchen, am Wochenende wieder zu punkten“, erklärte der Rechtsverteidiger. Seine erste Bestandsaufnahme: „Die ersten Spiele hätten vom Ergebnis her besser für uns ausfallen können. Aber ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Wir spielen gut, erarbeiten uns viele Chancen. Ich habe es lieber so, als dass wir aus wenigen Chancen viele Tore machen.“

Auch Thielmann scheint wieder auf einem besseren Weg zu sein. Der etatmäßige Offensivspieler hatte auf der für ihn immer noch recht ungewohnten Position vor allem beim Saisonauftakt gegen den Hamburger SV (1:2) einen schweren Stand und ließ sich von seinem Gegenspieler Jean-Luc Dompé mehrfach düpieren. „Dompé ist einfach ein guter Spieler, der mich das eine oder andere Mal schlecht hat aussehen lassen. Ich muss klar sagen: Das war kein gutes Spiel von mir“, urteilte der 22-Jährige selbstkritisch. Aber nun komme er auf der Position immer besser zurecht, agiere auch offensiv wieder deutlich aktiver. „Das kann auf Dauer eine gute Lösung sein“, so Thielmann, der sich offenbar mit der neuen Aufgabe gut arrangieren kann.

Mehr in der Verantwortung

Zudem hat der elffache U21-Nationalspieler noch einen weiteren neuen Job, in dem er seit Saisonbeginn gefordert ist: Erstmals gehört Thielmann dem Mannschaftsrat um den neuen Kapitän Timo Hübers an. „Ich bin schon lange im Verein, jetzt habe ich ein Stück weit mehr Verantwortung. Das ist eine Anerkennung und für mich schön zu sehen. Deswegen darf ich auch nicht nachlassen, meine Person ist mehr gefragt als vorher“, befand der FC-Profi.

Der erkrankte Hübers fehlte auch am Mittwoch im Training. Vizekapitän Mark Uth ist zudem für das Spiel bei seinem Ex-Klub Schalke kein Thema, Hübers Vorgänger Florian Kainz fehlt wegen seiner Reha ebenfalls noch. Muss Thielmann also den FC mit der Binde auf den Platz führen? Thielmanns Antwort: „Ich gehe davon aus, das Hübi bis Sonntag wieder fit ist, dann stellt sich die Frage erst gar nicht.“ Doch abgeneigt wäre er natürlich nicht. Denn: „Wer würde die FC-Binde nicht gerne nehmen?“