Der 1. FC Köln nimmt einen Punkt aus Wolfsburg mit und zeigt sich gut erholt von den Rückschlägen zuletzt.
1:1 in der Analyse1. FC Köln feiert ein Pünktchen Hoffnung in Wolfsburg
Das Wichtigste zuerst
Am Ende musste der Gast doch tatsächlich noch einmal zittern: Der zuvor überwiegend sehr harmlose VfL Wolfsburg kam in den letzten zwei Spielminuten doch noch zu zwei guten Torchancen, einmal rettete Jeff Chabot gegen Tiago Tomas kurz vor der Torlinie für die Kölner, dann reagierte Marvin Schwäbe klasse gegen Kevin Paredes. Eine Niederlage für den FC wäre extrem bitter und auch nicht verdient gewesen, lange Zeit war für die Mannschaft von Trainer Timo Schultz sogar mehr drin als eine Punkteteilung. Die geht nach den letzten Wolfsburger Gelegenheiten aber insgesamt in Ordnung – die wesentlichen Statistiken des Spiels belegen diesen Eindruck auch. Die Kölner warten zwar im neuen Jahr weiter auf ihren ersten Sieg und Schultz somit auch auf seinen ersten Erfolg als FC-Trainer, doch sie zeigten sich gut erholt nach den vielen Rückschlägen zuletzt. In der Tabelle überholten die Kölner den FSV Mainz und belegen mit zwölf Punkten und zwölf Toren Relegationsplatz 16.
Die Tore
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Der FC ging in der 38. Minute in Führung, die vielmehr nach der 15-minütigen Unterbrechung allerdings erst die 23. Minute war: Einen Freistoß von Florian Kainz von der rechten Seite verlängerte Wolfsburgs Joakim Maehle unglücklich mit dem Kopf auf Faride Alidou, der ins linke obere Ecke zum 1:0 für den FC einköpfte.
Doch die Führung hielt nur kurz, zu kurz. Nach knapp zwei Minuten kassierten die Gäste schon wieder den Ausgleich: Vaclav Cerny legte am rechten Strafraumecke in den Lauf von Maehle, der passte flach hinter die Kölner Abwehrkette. Benno Schmitz und Timo Hübers kamen im Strafraum zu spät, Kevin Paredes bugsierte den Ball ins Tor und ließ Torwart Marvin Schwäbe keine Chance.
Das war gut
Nach den Negativ-Erlebnissen zuletzt zeigte der FC durchaus einen überraschend selbstbewussten Vortrag. Trainer Schultz hatte seine Mannschaft gut eingestellt. Der FC lief hoch und mutig an, bereitete den Niedersachsen so immer wieder Probleme und ließ einen enttäuschenden VfL nur selten ins Spiel kommen.
Das war schlecht
Die Gäste kassierten nach der Führung fast postwendend wieder den Ausgleich. Beim 1:1 hatte die defensive Staffelung überhaupt nicht gepasst, die Kölner waren zu weit weg von ihren Gegenspielern. Mit einer größeren Durchschlagskraft in der Offensive wäre in Wolfsburg ein Sieg absolut im Bereich des Möglichen gewesen.
Mann des Spiels/Moment des Spiels
Tobias Krull heißt dieser, ist 32 Jahre alt, Sportlicher Leiter und zugleich Torwart beim Landesligisten MTV Gifhorn. Und war in die Volkswagen-Arena eigentlich „nur“ als Zuschauer gekommen. Doch auf einmal stand Krull im Mittelpunkt. Und das kam so: Kölns Verteidiger Max Finkgräfe hatte in der 14. Minute Schiedsrichter-Assistent Thorben Siewer unabsichtlich mit voller Wucht derart heftig am Kopf getroffen, dass dieser benommen war, behandelt wurde und schließlich nicht mehr weitermachen konnte.
Die Partie musste für 15 Minuten unterbrochen werden. Für Siewer sprang dann Nicolas Winter ein, eigentlich als Vierter Offizieller vorgesehen. Der Stadionsprecher bat daher die „Amateur-Schiedsrichter“ unter den 24.525 Zuschauern in der Arena sich zu melden, um den Job des Vierten Offiziellen zu übernehmen. Krull, der auf der Haupttribüne saß, meldete sich. Im Gegensatz zum berühmten Namensvetter Felix ist Krull kein Hochstapler, sondern im Besitz eines Schiedsrichter-Scheins.
Und der 32-Jährige machte seine Sache gut. Haupt-Schiedsrichter Sören Storks lobte Krull: „Er hat es hervorragend gemacht. Respekt für seine Leistung, er hat uns sehr geholfen. Super Leistung!“ Und Storks konnte bei Siewer vorerst Entwarnung geben: „Thorben geht es den Umständen entsprechend gut. Er ist im Krankenhaus und in bester Behandlung und wird die Nacht dort dableiben müssen.“ Für derartige Vorkommisse gebe es einen festen Ablaufplan, so Storks: „Dann wird jemand aus Stadion gesucht, der einen Schiri-Schein hat und einspringen könnte.“ Übrigens: Hätte sich kein Ersatz gemeldet, wäre die Partie auch ohne einen Vierten Offiziellen fortgesetzt worden. Dann hätte der erste Schiri-Assistent die Aufgaben des Vierten Offiziellen (Einwechslungen etc.) übernommen.
Das sagen die Trainer
Niko Kovac (Wolfsburg): „Es war ein intensives Spiel, in dem beide Mannschaften sehr viel Laufarbeit geleistet haben. Jede Mannschaft hat alles dafür gegeben, das Spiel für sich zu entscheiden. Wir hatten vielleicht einen Tick die besseren Chancen. Aber unter dem Strich ist das Unentschieden okay. Wir treten beide auf der Stelle, aber so ist das, wenn man Unentschieden spielt.“
Timo Schultz (Köln): „Es war hintenraus ein verdientes Unentschieden. Wir sind mit einem schönen Tor durch Faride in Führung gegangen. Leider konnten wir es nicht lange halten. Wir hatten dann Glück und am Ende Marvin Schwäbe, der uns im Spiel hält. Wir hatten drei, vier gute Kontersituationen, die wir gut ausgespielt haben und wo uns das Quäntchen Glück fehlte. Als Wolfsburg noch mal Druck aufbauen konnte, haben wir uns das 1:1 erarbeitet. Es ist ein guter Punkt für uns, wir sind in der Tabelle einen Platz geklettert. Wir machen ein Haken hinter das Spiel und bereiten uns ab Dienstag auf Frankfurt vor. Ich möchte dem Schiedsrichter-Assistenten alles Gute wünschen. Ich hoffe, dass er sich schnell wieder erholt. Sein Ersatzmann hat es dann wirklich gut gemacht.“
Das sagen wir
Nach dem 0:4 gegen Dortmund und dem Anti-Lauf lag der FC gefühlt am Boden. Die Stimmung im Umfeld des Klubs war alles andere als rosig, das Zutrauen vieler Fans in die eigene Mannschaft nicht gerade groß, dafür aber die Kritik. Kein Wunder, schließlich hatte sich der FC zuletzt wie ein Absteiger präsentiert. In Wolfsburg zeigte eine gut eingestellte, durchaus selbstbewusste Kölner Mannschaft indes, dass sie sich noch lange nicht aufgibt. Warum auch, trotz aller augenscheinlichen Defizite sind Konkurrenten wie Mainz oder Union Berlin zum Glück noch nicht enteilt. Das 1:1 in Wolfsburg ist im Kampf um den Klassenerhalt ein Pünktchen Hoffnung. Bei schwachen Wolfsburgern, die nur zwei Siege aus den vergangenen 13 Spielen holten, wäre aber auch absolut ein Sieg im Bereich des Möglichen gewesen. Doch vor dem Tor fehlen weiterhin Durchschlagskraft und Qualität. Der personell gebeutelte FC konnte sich in Wolfsburg für seinen Aufwand deshalb nicht mit einem Sieg belohnen.