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Kommentar

Kolumne zur FC-Ikone
Eine überfällige Entschuldigung an Friedhelm Funkel

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Ein Porträtfoto des Fußballtrainers Friedhelm Funkel.

Friedhelm Funkel ließ sich zweimal auf den Abstiegskampf mit dem 1. FC Köln ein.

Als Friedhelm Funkel zum ersten Mal Trainer beim 1. FC Köln wurde, waren nicht alle FC-Fans begeistert. Auch ich nicht.

Lieber Friedhelm Funkel,Ihren bevorstehenden Geburtstag nehme ich zum Anlass, um öffentlich bei Ihnen zu Kreuze zu kriechen. Mein persönlicher Gang nach Canossa, wenn man so will. Falls Sie das hier wirklich lesen sollten, werden Sie sich nun möglicherweise wundern, da Sie höchstwahrscheinlich keinen Schimmer haben, worum es geht.

Also: Als Sie im Februar 2002 zum ersten Mal das Traineramt beim 1. FC Köln übernahmen, war die Not groß am Geißbockheim – der FC war Tabellenletzter. Sie wurden als Retter in der Not geholt. In nicht wenigen FC-Fans aber sträubte sich alles gegen Ihre Verpflichtung. Ein Bekannter aus dem Siegerland schickte als Reaktion darauf sogar seine Dauerkarte an die FC-Geschäftsstelle zurück.

Dazu müssen Sie wissen, dass die meisten meiner Freunde und ich in einer Zeit beim 1. FC Köln sozialisiert worden sind, in der es noch um Titel und die regelmäßige Teilnahme am Europapokal ging. Der Begriff „Abstiegskampf“ kam in unserem Wortschatz noch nicht vor. Den ersten Abstieg 1998 nahm ich als reinigendes Gewitter wahr, obwohl er sich natürlich lange vorher angekündigt hatte.

Die ersten beiden Zweitliga-Jahre der Vereinsgeschichte waren nach der gelungenen Rückkehr in die Bundesliga nur noch eine verklärte Erinnerung. War mal nett, eine Wiederholung war aber natürlich nicht vorgesehen. Auch die erneute Abstiegsgefahr änderte nichts an dem, was Michael Meier seinerzeit so schön als „elitäre Arroganz“ bezeichnet hatte.

Dann kamen Sie zum FC. Als eine Art Manifestation dessen, was nicht sein durfte – der Absturz in die Zweitklassigkeit. Aus heutiger Sicht natürlich alles Blödsinn. Aber so fühlte damals nicht nur ich.

Um es ein wenig abzukürzen: Es gelang Ihnen nicht, den Abstieg zu verhindern, zudem ging ausgerechnet in Leverkusen das bislang letzte Halbfinale im DFB-Pokal verloren.

In der zweiten Bundesliga ließen Sie dann einen eher zweckmäßigen Fußball spielen. Trotz eines 7:0-Erfolgs über Union Berlin hielt sich die Kritik an der Spielweise Ihrer Mannschaft. Nach einem knappen Sieg haben Sie dann einmal ziemlich angesäuert geäußert, dass Sie noch nicht so weit seien, für Siege um Entschuldigung zu bitten.

25 Spiele ohne Niederlage

Dabei ist Ihnen Historisches gelungen. Unter Ihrer Führung gelang die bislang längste Serie ohne Niederlage. Ganze 25 Spiele lang blieb Ihr Team ungeschlagen. Ebenso lange wurde seinerzeit mein Fan-Trikot aus Aberglaube nicht gewaschen. Was man nicht so alles an Unsinn im Leben treibt.

Ende Oktober 2003 war Ihre erste Amtszeit beim 1. FC Köln dann vorbei. Ich hatte bereits Monate zuvor bei jedem Fehlpass auf meinem Platz im Oberrang Süd Ihre Demission gefordert. Als schließlich – zumindest gefühlt – das ganze Stadion Ihre Entlassung forderte, schwieg ich. Resignation hatte Besitz von mir ergriffen.

Eines möchte ich schon hier klarstellen: Meine ablehnende Haltung hat sich nie gegen Sie als Mensch gerichtet. Es war selbstverständlich absolut ungerecht, denn es war nicht Ihre Schuld. Aber sie verkörperten damals für mich den immer deutlicher werdenden Niedergang des 1. FC Köln. Der FC-Fan in mir mochte damals nicht differenzieren. Dafür bitte ich Sie aufrichtig und in aller Form um Entschuldigung.

Übrigens, als sie dann im April 2021 ein zweites Mal das Himmelfahrtskommando beim 1. FC Köln übernahmen, war ich sogar ausgesprochen dankbar. Zwar kamen nach dem 0:1 im Hinspiel der Relegationsrunde gegen Holstein Kiel zwischenzeitliche Zweifel auf, aber die pulverisierte Ihre Mannschaft mit dem furiosen Erfolg in Kiel.

Lieber Friedhelm Funkel, nichts für ungut und danke für Ihre Arbeit beim 1. FC Köln. Alles Gute zum Geburtstag.Marcus Flesch