Der 1. FC Köln muss am Samstag den SC Freiburg bezwingen und hoffen, dass tags darauf die Konkurrenz im Abstiegskampf patzt.
Bundesliga-AbstiegskampfErst am Sonntagabend gibt es für den 1. FC Köln mehr Klarheit
Selbst wenn der 1. FC Köln am Samstag (18.30 Uhr, Sky) seine Pflicht erfüllen und den SC Freiburg bezwingen sollte, müsste er bis Sonntagabend zirka 21.25 Uhr warten, was denn der Sieg im sportlichen Überlebenskampf auch wirklich wert wäre. Denn der drittletzte Spieltag der Fußball-Bundesliga ist derart zerstückelt, dass sich erst am Sonntagabend ein genaueres Bild ergibt. Vor allem im Abstiegskampf.
Die Kölner haben als Tabellenvorletzter mit nur 23 Punkten nach 31 Spielen ihr Schicksal bekanntlich nicht mehr in der eigenen Hand und sind abhängig davon, was der FSV Mainz (28 Zähler) sowie der VfL Bochum und Union Berlin (jeweils 30 Punkte) anstellen. Und so werden die Blicke der Kölner am Tag nach ihrem Spiel auch auf die anderen Plätze gehen müssen: auf das Stadion An der alten Försterei, in dem sich Union und der VfL im Kellerduell (15.30 Uhr) direkt gegenüberstehen. Und wohl noch mehr auf die Voith-Arena in Heidenheim, denn beim starken und praktisch schon geretteten Aufsteiger müssen die Mainzer antreten (19.30 Uhr). Den Blick auf die Konkurrenz können sich die Kölner indes fast sparen, sollten sie einen Tag zuvor nicht vorlegen und keinen Sieg einfahren. In dem Fall könnte der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte schon am Sonntagabend besiegelt sein. Traurig, aber möglich.
Die Beschäftigung mit dem Wort-Case-Szenario können andere anstellen, den Protagonisten beim 1. FC Köln bringt sie herzlich wenig. Bei der Mannschaft von Trainer Timo Schultz ist der Glaube an den Klassenverbleib trotz der bedenklichen Ausgangslage noch immer nicht erloschen. „Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass wir unsere Ausgangssituation deutlich verbessern können. Wir wollen mutig nach vorn spielen und brauchen die drei Punkte“, sagte Schultz. Das wollte der FC indes auch in seinem bis dato letzten Heimspiel gegen Schlusslicht Darmstadt 98, am Ende stand eine dramatische 0:2-Niederlage nach einem indiskutablen Auftritt gegen den mittlerweile bereits feststehenden Absteiger. Jetzt müssen im Endspurt vielleicht sogar drei Siege aus drei Partien her. In zuvor 31 gelangen dem FC erst deren vier. Möglich ist das bei dem Restprogramm mit den weiteren Partien gegen Union und in Heidenheim. Die große Frage ist, wie wahrscheinlich es ist. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
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1. FC Köln: Glaube, Hoffnung und der bange Blick auf die anderen Plätze
Thomas Kessler, der Leiter der FC-Lizenzspielerabteilung, formulierte am Donnerstag einen Wunsch. Die bedrohliche Situation sei ja nicht erst seit diesem Wochenende klar, man müsse sich deshalb vor allem auf die eigene Leistung konzentrieren. „Ich wünsche mir persönlich, dass wir genau die Energie aus Mainz auf den Platz bekommen“, sagte Kessler, dessen Team am vergangenen Sonntag beim FSV erst in der zweiten Halbzeit aufgewacht war, in der Nachspielzeit noch zum in der Summe verdienten Tor zum 1:1-Endstand gekommen war und den vorzeitigen K.o. im Abstiegskampf so abwenden konnte. „Von der ersten Minute müssen wir zeigen, dass unser Stadion eine extreme Wucht sein kann. So wie es nach dem Darmstadt-Spiel eine extreme Enttäuschung war, so muss es jetzt genau der andere Weg sein. Nach dem Spiel schauen wir natürlich, was am Sonntag passiert, aber das können wir nicht beeinflussen“, erklärte Kessler.
Auch nicht beeinflussen konnten Kessler und Schultz das Interview von Präsident Werner Wolf zu Wochenbeginn, das für Schlagzeilen und für Irritation bei vielen Fans und auch im Klub gesorgt hatte. Dass das Echo nicht positiv ausfallen würde, hatte Wolf vielleicht einkalkuliert. Der Präsident hatte dem umstrittenen Sportchef Christian Keller ausdrücklich das Vertrauen ausgesprochen und erklärt, dass der Vorstand auf jeden Fall seine Arbeit fortsetzen will. „Das Thema ist für die Presse größer als für uns. Alles nebenher darf uns in der täglichen Arbeit nicht beeinflussen“, entgegnete Schultz. Aber was hätte der Trainer auch anderes sagen sollen?
In seinem Verantwortungsbereich liegt es, die Mannschaft so zu präparieren, dass sie ersatzgeschwächte Freiburger bezwingt. Bei diesem Unterfangen kann der Coach aber nicht mit dem verletzungsgebeutelten Mark Uth planen. Der gerade erst genesene Offensivspieler erkrankte unter der Woche und konnte auch am Donnerstag nicht am Training teilnehmen. „Ich gehe davon aus, dass er am Wochenende nicht zur Verfügung steht“, sagte Schultz, der mit dem sehr wahrscheinlichen Ausfall haderte. Denn ein Spieler von Uths Qualität sei für seine Mannschaft extrem wichtig. „Daher ist es für uns und Mark extrem bitter. Ich hoffe, dass er schnellstmöglich wieder zur Verfügung steht“, sagte Schultz, der zudem auf den weiterhin kranken Linksverteidiger Leart Pacarada verzichten muss. Davie Selke, Luca Kilian und Dejan Ljubicic fehlen bekanntlich seit geraumer Zeit.
Freiburgs Trainer Streich erwartet „heißes Spiel“ in Müngersdorf
Sein Freiburger Pendant Christian Streich hat andere Themen, die SC-Trainerlegende will sich mit der Qualifikation für den Europapokal vom Klub verabschieden. Es wäre toll, wenn sich sein Team am Ende der Saison „nochmal richtig freuen könnte“, sagte Streich am Donnerstag, der allerdings mit einer schwierigen Aufgabe im Rhein-Energie-Stadion rechnet: „Wir stehen bis jetzt gut da. Jetzt heißt es, in ein ganz heißes Spiel zu gehen. Die Kölner müssen gegen uns gewinnen. Das ist gefährlich für uns, andererseits sind sie natürlich richtig unter Druck. Es wird sehr emotional werden, es wird laut werden“, sagte Streich, der auf zahlreiche verletzte oder gesperrte Defensivkräfte verzichten muss: „Wir müssen deshalb alle Kräfte bündeln. Aber wir können kicken und werden alles probieren.“ Drei Spieltage vor Saisonende stehen die Breisgauer auf Rang sieben, der derzeit für die Play-offs der Europa Conference League reichen würde. Sollte Meister Bayer 04 Leverkusen den DFB-Pokal gewinnen, würde Platz sieben sogar zur Europa-League-Teilnahme berechtigen.
Von diesen Aussichten kann der FC derzeit nur träumen. Kessler kündigte bereits vor dem „Endspiel“ eine Aufarbeitung der Saison an. „Nach der Saison müssen wir einen roten Strich darunter machen, egal wie es ausgeht. Auch wenn wir das unmögliche möglich machen, indem wir drei Spiele gewinnen, müssen wir uns darüber unterhalten, was in dieser Saison nicht gut funktioniert hat. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung, da gab es auch schon andere Zeiten.“ Die Fans würden honorieren, dass die Mannschaft am Maximum sei. „Deswegen ist der Glaube im Umfeld noch da“, so Kessler. Aus Kölner Sicht hoffentlich auch am späten Sonntagabend noch.