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Ex-FC-Manager Michael Meier„Für Peter Stöger wird das eine merkwürdige Erfahrung“

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Ex-FC und BVB-Manager Michael Meier

Köln/Dortmund – Am Freitag trifft der 1. FC Köln auf Borussia Dortmund (20.30 Uhr). Nicht nur aufgrund der Rückkehr des langjährigen FC-Trainers Peter Stöger mit dem BVB nach Köln verspricht es ein emotionales Duell zu werden. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprach mit Michael Meier (68), der bei beiden Klubs viele Jahre als Manager tätig war.

Herr Meier, am Freitag dreht sich beim Spiel des FC gegen Borussia Dortmund alles um die Rückkehr von Trainer Peter Stöger nach Köln.

Absolut. Und für Peter Stöger wird das sicher eine ganz besondere, merkwürdige Erfahrung. Gerade in einer Phase, in der seine neue Mannschaft etwas verunsichert wirkt, kehrt er zu dem Verein und in die Stadt zurück, in der er geliebt wurde. Unangenehmer kann es ja gar nicht sein. Wie soll man da vor aller Öffentlichkeit reagieren? Peter Stöger kann sich nicht von den Emotionen freimachen. Auch die Kölner Fans werden durch ein Wechselbad der Gefühle gehen. Man kann das vergleichen mit der Rückkehr von Jürgen Klopp mit Liverpool nach Dortmund. Auch da war die Atmosphäre komisch.

Alles zum Thema Peter Stöger

Stöger hatte eine sehr enge Bindung zum FC und der Stadt. Hat es Sie überrascht, dass er nur eine Woche nach seiner Trennung vom FC bereits neuer BVB-Trainer war?

Ja, das hat mich gewundert. Du brauchst nach einer Trennung eigentlich eine längere Zeit, um das zu verarbeiten und deine Akkus wieder aufzuladen. Der BVB erwartet ja auch einen selbstbewussten, ausgeglichenen Trainer. Ich habe mich jüngst mit Felix Magath darüber unterhalten. Er hatte damals mit seinem schnellen Wechsel von Schalke nach Wolfsburg eine ähnliche Situation. Er sagte mir, dass er das damals unterschätzt habe. Für den FC und den BVB geht es am Freitag um sehr viel. Ich glaube nicht, dass man quasi von heute auf morgen alle Gedanken zu deinem langjährigen Verein ausblenden kann.

Haben Sie Verständnis für Stöger, dass er den Job in Dortmund angenommen hat?

Ein Klub wie der BVB ist wohl für fast jeden Trainer eine reizvolle Option. Aber diejenigen Trainer, mit denen ich zu tun hatte, sagten mir nach Trennungen von ihren Ex-Klubs fast immer, dass sie für eine neue Aufgabe noch nicht so weit seien. Eine Trennung oder Entlassung ist ja auch ein einschneidendes Ereignis, ich habe das ja selbst Ende 2010 als Manager in Köln erlebt. Beruflich fühlst du dich da in den ersten Tagen gescheitert, so etwas tut weh. Vor allem vor diesem Hintergrund hat es mich bei Stöger schon gewundert.

Zur Person

Michael Meier, geboren am 15. November 1949 in Lünen. Von 1981 bis geschäftsführendes Vorstandsmitglied beim 1. FC Köln. 1987 bis ’89 Leiter der Fußball-Abteilung von Bayer 04 Leverkusen. Von 1989 bis 2005 Manager und Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Ab 2005 bis 2010 Manager beim FC. Meier ist heute als Unternehmensberater tätig. Das Foto entstand während der FC-Karnevalssitzung vor einer Woche in Köln.

Sie leben weiter in Dortmund. Wie groß ist die Unruhe bei Borussia?

Man dachte eigentlich, dass die Mannschaft wieder auf Kurs ist. Dann sind innerhalb kürzester Zeit Dinge passiert, die natürlich für Unruhe sorgen. Das Thema Aubameyang kannst du als Verein nicht beruhigen. Seine Qualitäten vor dem Tor fehlten. Peter Stöger hat es zwar geschafft, die Defensive zu stabilisieren – vor allem deshalb wurde er ja geholt. Aber er hat auch mit äußeren Einflüssen zu kämpfen. Kritik am Publikum (von Torhüter Roman Bürki am Samstag geäußert, d. Red.) trägt da sicher nicht zur Beruhigung bei. In der Lage war das war reichlich ungeschickt.

Der BVB verliert immer weiter den Anschluss an den FC Bayern. Eine gefährliche Situation für den Klub?

Die Ereignisse um Dembélé (der Franzose provozierte im August seinen Wechsel zum FC Barcelona mit einem Streik, d. Red.) hatte Borussia eigentlich gut überstanden. Der Verein hatte ein klare Aussage getätigt – und das Thema war durch. Ich erinnere daran: Nach dem siebten Spieltag hatte Borussia fünf Punkte Vorsprung auf Bayern, jetzt sind es 19 Punkte Rückstand. Das ist ungewöhnlich und wirft Fragen auf. Aus meiner Sicht fehlen in der Mannschaft Spieler, die für einen Selbstreinigungs- und Korrektur-Prozess sorgen. Die löst Probleme mit Spielern wie Aubameyang auch intern nach dem Motto: „Entweder bist du für oder gegen uns.“

Haben Sie noch Verständnis für das Verhalten von Aubameyang?

Jetzt immer nur über ihn herzufallen, ist zu einfach. Er war über vier Jahre sehr erfolgreich, hatte zwar seine Extravaganzen, aber man konnte das alles irgendwie regeln. Aubameyang ist ein Freigeist.

Oder eher ein Geistfreier?

Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich will das auch nicht beschönigen: Natürlichen werfen seine jüngsten Machenschaften kein gutes Licht mehr auf ihn. Und sie tragen zur Entemotionalisierung der Fans bei. Der BVB steht für „echte Liebe“. Und Spieler wie Aubameyang verkörpern sie nicht. Es sind ja nicht die ersten Stars, die der Klub in den letzten Jahren nicht halten konnte. Das ist eine etwas verstörende Tatsache, zumal der BVB auf die Ablösen nicht unbedingt angewiesen ist. Aber den Weggang von Stars hat der BVB nicht exklusiv, den mussten auch andere Klubs verkraften – wie der FC mit Anthony Modeste.

Nach Platz fünf und Modestes Weggang stürzte der FC ab.

In der Art und Weise hätte ich das niemals für möglich gehalten.

Die Gründe für den Absturz sind reichlich thematisiert worden. Der FC hat jetzt das rettende Ufer wieder in Reichweite. Und das, nachdem die Kölner nach 14 Spieltagen nur drei Punkte hatten.

Das ist bemerkenswert und macht Hoffnung, dass der FC den Sprung auf den Relegationsplatz oder sogar mehr noch schafft. Viele Spieler sind wieder fit, die Mannschaft hat wieder Selbstvertrauen, die Fans tragen sie jetzt. Und Armin Veh hat mit seiner umsichtigen, positiven Art bereits einiges zur Beruhigung beigetragen.

Geht die Kölner Aufholjagd am Freitag weiter?

Auf dem Papier ist der BVB Favorit, von der emotionalen Lage spricht einiges für den FC. Ich tippe mal lieber nicht (lacht).