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FC-Geschäftsführer Wehrle„In der neuen Saison können wir kein Risiko eingehen"

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Seit Januar 2013 Geschäftsführer des 1. FC Köln und seit 2019 Mitglied im DFL-Präsidium: Alexander Wehrle (45) 

  1. FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle äußert sich zu der Vertragsverlängerung mit Trainer Markus Gisdol, den Kader, die Finanzen des Klubs und Großinvestoren.
  2. Als Präsidiumsmitglied der DFL hat der 45-Jährige ersten Einblick, wie es um die Rückkehr der Zuschauer in die Stadien bestellt ist und welche Rolle die aktive Fanszene spielt.
  3. Wehrle erklärt zudem, wie es mit dem Ausbau des Geißbockheims jetzt weitergeht.

Herr Wehrle, wie ist der Stand in Sachen Vertragsverlängerung von Trainer Markus Gisdol?Wehrle: Wir sind in guten Gesprächen, noch ist aber nichts unterschrieben. Wir werden das bis zum Trainingsstart Anfang August definitiv geklärt haben.

Wie kommen Sie in Sachen Kaderverkleinerung voran?

Wir sind im Plan. Wir haben schon Personalentscheidungen getroffen und arbeiten daran, dass wir in den kommenden Tagen und Wochen weitere Abgänge präsentieren können.

Sind diese Abgänge nötig, um selbst Transfers tätigen zu können?

Ja. Wir haben viele zurückkehrende Leihspieler und einen sehr großen Kader. Wir sind in Gesprächen mit potenziellen Neuzugängen, aber wir müssen vorerst Klarheit in unserem Kader schaffen.

Werden Sie in künftige Verträge Pandemie-Klauseln installieren?

Es gibt pandemie-relevante Klauseln, die sind bei uns in neuen Verträgen verankert. Wir haben auch mitunter eine Komponente drin, die speziell mit der anstehenden Spielzeit zu tun hat.

Besteht die Gefahr, dass im Profifußball durch die Corona-Krise die Schere zwischen arm und reich noch weiter auseinander geht?

Ja, und das bereitet mir große Sorgen. Ich habe den Eindruck, dass Vereine mit Investoren noch aggressiver Verpflichtungen tätigen und sich diesen Wettbewerbsvorteil zunutze machen werden.

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Der FC hat sich klar positioniert. Der Verein will Mitglieder-geführt bleiben. Birgt das nicht die Gefahr, auf Sicht den Anschluss zu verlieren?

Es ist immer die Frage, was man erreichen möchte. Wir haben uns klar dazu bekannt, dass wir in naher Zukunft keine Investoren beim FC wollen. Ich meine, dass es auch ohne große Geldgeber möglich ist, unsere Ziele zu erreichen.

Wie sehen diese Ziele aus?

Nächste Saison ist unser klares Ziel, die Klasse zu halten. Das zweite Jahr ist für einen Aufsteiger oft noch schwerer. Der Klassenerhalt wird ein Kraftakt und wäre eine große Leistung.

Wie hoch ist der Etat dafür?

Wir werden ihn so zusammenstellen, dass wir wettbewerbsfähig sind. Ich kann noch nicht sagen, wie der Etat final aussieht. Dafür gibt es in Sachen Zu- und Abgänge noch zu viele Fragezeichen.

Würden Sie erneut ins finanzielle Risiko gehen?

In der vergangenen Saison haben alle zuständigen Gremien entschieden, dass wir mehr investieren und ein negatives Ergebnis in Kauf nehmen. Transfers wie die von Bornauw und Skhiri haben einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben. Was die neue Saison angeht, hat Corona den finanziellen Spielraum extrem reduziert. Wir können kein Risiko eingehen.

Wie groß ist beim 1. FC Köln der finanzielle Schaden durch Corona?

Alleine in der abgelaufenen Saison waren es zwölf Millionen Euro, die uns von heute auf morgen weggebrochen sind. Ich kann jetzt noch nicht sagen, wie hoch der Schaden in der nächsten Saison sein wird. Wir wissen nicht, ob zu Saisonbeginn eine Teilöffnung des Stadions möglich sein wird oder ob wir mit Geisterspielen weitermachen müssen. Wenn man die in diesem Szenario fehlenden Einnahmen alle als Risiko summiert, dann droht uns ein Verlust für die neue Spielzeit zwischen 20 und 25 Millionen Euro.

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FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle während des Interviews mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“

Mit einem ähnlichen Verlust muss der FC doch bereits im Geschäftsjahr 2018/19 rechnen. Wäre der neuerliche für den FC überhaupt zu verkraften?

Es stimmt, wir werden für das abgelaufene Geschäftsjahr ein deutlich negatives Ergebnis präsentieren müssen. Es ist wichtig, dass wir über ein solides Eigenkapital verfügen. Perspektivisch müssen wir es wieder auffüllen. Denn ein gewisses Polster ist wichtig.

Wie sieht es mit der Liquidität aus?

Bis zum 30. Juni hatten wir da keine Probleme. Wir sind auf mögliche Szenarien vorbereitet – auch auf das Worst-Case-Szenario mit Spielen ohne Zuschauer in der Hinrunde. Wir verfügen über entsprechende Kreditlinien, damit die Zahlungsfähigkeit weiter gewährleistet ist.

Werden Sie die Spieler beim Thema Gehaltsverzicht erneut in die Pflicht nehmen?

Wir werden es genauso machen wie in der Rückrunde. Wenn die Spieler aus dem Urlaub zurückkehren, werden wir mit ihnen sprechen. Bis dahin haben wir hoffentlich mehr Klarheit.

Sie sind Mitglied des DFL-Präsidiums. Wie ist der aktuelle Stand, was Teilöffnungen der Stadien anbelangt?

Ich wünsche mir eine bundesweit einheitliche Lösung, es kann aber auch sein, dass es Ländersache wird. Die Konzepte sind in der Abstimmung. Wir haben in den letzten Wochen intensiv daran gearbeitet, Lösungen zu finden.

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Wie viele Fans wären bei einer Teilöffnung erlaubt?

Das kann man aktuell nicht seriös sagen. Wir haben beim Neustart sehr vertrauensvoll mit der Politik zusammengearbeitet, das sollten wir wieder tun. Wenn die Konzepte genehmigt sind, muss jeder Verein die Vorgaben auf seinen Standort runterbrechen.

Der Tenor der aktiven Fanszene ist: Alle oder keiner. Soll diese dann draußen bleiben?

Von „soll“ kann keine Rede sein. Von uns aus verzichten wir auf niemanden. Ich wünsche mir, dass wir mit Stehplätzen starten können. Aber dazu wird es Vorgaben geben. Wenn ein tragfähiges Konzept vorliegt, kann am Ende jeder für sich selbst entscheiden, ob er ein Spiel im Stadion sehen möchte oder nicht.

Wie entscheiden Sie, wer ins Stadion darf?

Wir haben uns dazu viele Gedanken gemacht, mit allen Gremien. Wir werden ab nächster Woche mit unseren Dauerkarten-Inhabern in den Dialog gehen. Ich bin überzeugt, dass wir faire Möglichkeiten erarbeitet haben.

Hätte das Worst-Case-Szenario auch Auswirkungen auf den Ausbau des Geißbockheims?

Natürlich ist die Finanzierung durch die Corona-Effekte nicht einfacher geworden. Wir arbeiten aber auch daran schon länger und haben verschiedene Lösungsansätze. Für den ganzen Verein ist das ein wichtiges strategisches Projekt, um uns im Nachwuchsbereich wettbewerbsfähig zu halten. Deshalb hat das hohe Priorität.

Mit welchen Kosten rechnen Sie?

Rund 30 Millionen Euro.

Wann rollen die Bagger?

Wir gehen davon aus, dass wir im Herbst die Baugenehmigung erhalten. Dann werden wir entscheiden, ob wir erst mit den Plätzen für den Jugendbereich oder ob wir mit dem Bau des Nachwuchsleistungszentrums beginnen. Wir wissen natürlich auch, dass noch Klagen der Projekt-Gegner anhängig sind.