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1. FC Köln in der AnalyseEin 1:1 in Augsburg, das wenig Hoffnung für die Saisonendphase macht

Lesezeit 5 Minuten
Benno Schmitz, Dominique Heintz und Dejan Ljubicic (v.l.) bedanken sich nach dem Spiel enttäuscht bei ihren Fans.

Benno Schmitz, Dominique Heintz und Dejan Ljubicic (v.l.) bedanken sich nach dem Spiel enttäuscht bei ihren Fans.

Der 1. FC Köln braucht dringend Siege. Doch die FC-Profis waren in Augsburg näher an einer Niederlage.

Das Wichtigste zuerst

Der 1. FC Köln wartet weiter auf einen Befreiungsschlag im Bundesliga-Abstiegskampf und tritt auf der Stelle. Die Mannschaft von Trainer Timo Schultz kam beim FC Augsburg über ein 1:1 nicht hinaus. Obwohl: Eigentlich war der Gast mit dem Unentschieden noch gut bedient, denn die Augsburger waren auch ohne ihren gesperrten Top-Torjäger Ermedin Demirovic (14 Treffer) über weite Strecken das dominante Team. Sie hatten mehr als doppelt so viele Torschüsse als die Kölner, liefen mehr, hatten doppelt so viele Ecken und schlugen dreimal mehr Flanken.

Mehrfach musste Torhüter Marvin Schwäbe mit Paraden seine Mannschaft retten. Auf der anderen Seite hätte der FC allerdings auch mehr als ein Tor erzielen können, doch dafür hätte die Kölner gegen Augsburger, die bei ihrem aggressiven Pressing stets auch mit dem Feuer spielten, ihre Konter konsequenter ausspielen müssen. So blieb es beim Unentschieden und dem siebten sieglosen Spiel in Folge für den FC, der allerdings auf fremden Platz unter Schultz noch unbesiegt ist (fünf Spiele, fünf Remis).

Mit nunmehr 19 Punkten bleibt der FC nach 27 Spieltagen auf Platz 17, dem ersten direkten Abstiegsplatz. Auf dem Relegationsrang 16 steht weiterhin der FSV Mainz 05, der am Samstag zu einem überraschenden Punkt bei RB Leipzig (0:0) kam. Platz 15 scheint für den FC derzeit außer Reichweite. Am 31. Spieltag müssen die Kölner beim möglicherweise ultimativen Keller-Duell in Mainz antreten.

Die Tore

Nach 18 Minuten gingen die Hausherren in Führung. Und das kam so: Nach einem langen Einwurf von Mbabu war Jeff Chabot zu weit von Tietz entfernt. Der leitete klug weiter auf Vargas, der dann wiederum den Ball auf Arne Maier spitzelte. Der fackelte nicht lange, zog beherzt mit links zum 1:0 ab. Praktisch aus dem Nichts kam der FC in der 33. Minute zum Ausgleich – doch der war allerdings das Produkt eines gekonnten Spielzugs. Die Augsburger pressten ungemein hoch, verloren dann aber den Ball. Florian Kainz handelte geistesgegenwärtig, der Kapitän spielte einen direkten Pass in die Tiefe und in den Lauf von Sargis Adamyan. Der Offensivspieler lief Uduokhai davon, behielt die Übersicht und passte quer auf den mitgelaufenen Davie Selke, der keine Probleme hatte, freistehend ins Tor zum 1:1 zu treffen.

Musste nur noch einschieben: FC-Stürmer Davie Selke.

Musste nur noch einschieben: FC-Stürmer Davie Selke.

Das war gut

Wenn die Kölner im Umschaltspiel schnell und zielstrebig agierten (wie beim 1:1), dann wurden sie auf einmal auch gefährlicher. Das hätte allerdings noch öfter der Fall sein müssen. Jeff Chabot weiß auch, dass er beim 0:1 nicht gut aussah. Davon wurde er allerdings nicht aus der Bahn geworfen, ganz im Gegenteil, im Verlaufe des Spiels wurde der Innenverteidiger wieder zum Turm in der Schlacht.

Das war schlecht

Trainer Schultz hatte vor dem Spiel den „offensiven Ansatz“ gewählt und dies auch in der Aufstellung dokumentiert. Der Coach spielte mit der Doppelspitze Selke/Adamyan, brachte Kainz und Alidou über die Außen, Ljubicic und Huseinbasic im Zentrum. Stattdessen fand sich der überwiegend defensiv orientierte Martel, der nach einer Gesichtsverletzung etwas gehandicapt war, auf der Bank wieder. Zudem zog Schultz Flügelspieler Thielmann nachhinten rechts zurück. Doch von der neuen offensiven Ausrichtung war dann auf dem Rasen wenig zu sehen, vor allem im letzten Spieldrittel agierten die Gäste oft zu hektisch und ließen sich wiederum selbst hinten reindrängen.

Mann des Spiels

Marvin Schwäbe. Ob gleich zweimal gegen Jakic und vor allem in der 87. Minute gegen Vargas: Der FC konnte sich auch bei seinem Torhüter bedanken, dass er nicht verlor.

FC-Torhüter Marvin Schwaebe lenkt einen Ball am Kölner Kasten vorbei.

FC-Torhüter Marvin Schwaebe lenkt einen Ball am Kölner Kasten vorbei.

Das sagen die Trainer

Jess Thorup (FC Augsburg): „Meine Mannschaft hat von der ersten bis zur letzten Minute versucht, die drei Punkte zu holen, um einen neuen Vereinsrekord aufzustellen. Das haben wir heute leider nicht gemacht. Wir haben die zweite Halbzeit total kontrolliert und nur in der gegnerischen Hälfte gespielt, viele Flanken in den Strafraum geschlagen. Natürlich haben wir auch ein, zwei Umschaltsituationen zu viel zugelassen, durch die man ein Spiel vielleicht verlieren kann.”

Timo Schultz (1. FC Köln): „Es war ein sehr, sehr intensives Spiel. Ich habe von meiner Mannschaft vor dem Spiel ein offenes Visier erwartet. Wir sind voll auf drei Punkte gegangen. Ich glaube, die Mannschaft hat von der ersten bis zur letzten Minute alles reingehauen und hatte viele vielversprechende Ansätze, was die Offensive angeht. Wir haben es leider nicht geschafft, einige Situationen noch klarer auszuspielen. Ich denke da gerade an vier, fünf vielversprechende Kontersituationen in der zweiten Halbzeit, wo wir es nicht geschafft haben, zum Abschluss zu kommen. Trotzdem haben wir ein schönes Tor geschossen und die Augsburger Drangperiode sehr gut verteidigt. Eigentlich wollten wir nicht mehr Unentschieden spielen, aber ich nehme den Punkt dann doch gerne mit nach Köln. Wir blicken optimistisch auf das nächste Spiel gegen Bochum.”

Das sagen wir

Als einziger Bundesligist hatte der 1. FC Köln in der Länderspielpause ein Trainingslager im Süden bezogen. Mit dem „Geist von Algorfa“ sollte der Reset-Knopf gedrückt und der Endspurt eingeläutet werden. Mit dem Rücken zur Wand brauche der FC nun endlich Siege, hieß es. Es sollte Schluss sein mit dem „Eichhörnchen-Prinzip”, mit dem Punkt-für-Punkt-Sammeln. Am besten solle eine Serie eingeleitet werden. Das Wesen einer Serie ist indes, dass sie nur ihren Lauf nehmen kann, wenn sie mit wenigstens schon einmal einem Sieg beginnt. Von diesem waren die Kölner in Augsburg allerdings weiter entfernt als der Gastgeber.

Natürlich, kein Kölner muss sich für eine Punkteteilung bei einem Gegner entschuldigen, dem zuvor vier Siege in Folge gelungen waren. Doch von spielerischen Fortschritten beim FC war so gut wie nichts zu sehen. Das macht wenig Hoffnung für die Saisonendphase und erst recht nicht für die Zukunft; die Kölner sind bekanntlich auch noch im Sommer mit einer Transfersperre belegt.

Doch um die Zukunft geht es jetzt nicht: Das einzige Ziel ist es nur noch, den abermaligen Abstieg irgendwie zu vermeiden. Und bei diesem Unterfangen ist bei weitem noch nichts verloren, der FC kann es absolut schaffen, sich zumindest in die Relegation zu retten. Doch ohne Siege wird das nicht gelingen. In den kommenden beiden Heimspielen gegen die Mitkonkurrenten Bochum und Darmstadt müssen diese gelingen. Der FC war zuletzt nicht unbedingt dafür bekannt, nach Ausreden zu suchen, sie würden allerdings ohnehin auch nicht mehr zählen.