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FC-Geschäftsführer Schmadtke„Wintertransfers müssen Sinn machen. Wir arbeiten daran“

Lesezeit 5 Minuten

FC-Manager Jörg Schmadtke (53)

Herr Schmadtke, wie erklären Sie sich den derart schlechten Saisonstart ?

Jörg Schmadtke: Der Start ist in der Tat unbefriedigend und nicht prickelnd. Dass da Kritik aufkommt, ist verständlich – wenn sie bei der Sache bleibt. Es gibt ein paar Erklärungsansätze, die ich aber nicht alle der Öffentlichkeit preisgeben werde.

Aber einige Erklärungen könnten Sie uns jetzt schon geben.

Jörg Schmadtke: Nach dem Riesen-Erfolg mit Platz fünf haben wir im Sommer die Leistungsentwicklung nicht so hinbekommen, wie wir das uns vorgestellt haben. Dazu haben wir Tony Modeste verloren und versucht, ihn zu ersetzen. Das haben wir – zwar nicht eins zu eins – mit Jhon Cordoba getan. Allgemein war aber unser Offensivspiel bisher nicht so gut, um klare Torchancen zu kreieren. Zudem haben wir defensiv nicht die Stabilität, die wir über vier Jahre hatten. Wir kassieren für unsere Verhältnisse einfach zu viele Gegentore. Und manchmal fehlt das Spielglück.

Trainer Peter Stöger hat jetzt erklärt, dass er auch im Falle weiterer Niederlagen nicht zurücktreten wird. Trotz seiner Verdienste: Wann wäre für Sie der Zeitpunkt gekommen, an dem eine Trennung unausweichlich ist?

Jörg Schmadtke: Es gibt für alles immer irgendwelche Szenarien. Aber ich muss anders beurteilen: Wie wird gearbeitet? Wie sind der Zugang und das Verhältnis zur Mannschaft? Wie sind Leistungsentwicklungen? Hier nimmt man eine Bewertung vor und entscheidet.

Gibt es eine Frist, wann die Erfolge wiederkommen müssen?

Nein. Derzeit sehe ich weiter ein Trainerteam und eine Mannschaft, die gut miteinander arbeiten. Es gibt gute Elemente und Phasen im Spiel, es fehlt ja nicht viel. Was wir jetzt brauchen, sind Punkte.

Mit Stöger hatten sie viel Erfolg, Ihr Verhältnis galt immer als gut.

Jörg Schmadtke: Warum galt? Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander.

Wäre es brutal für Sie, ihm irgendwann sagen müssen, dass es nicht mehr geht?

Jörg Schmadtke: Klar. Das ist immer eine unangenehme Situation, denn das ist für mich immer ein Ausdruck dessen, dass etwas total schief gelaufen sein muss. Ich habe aber Vertrauen zu Peter und denke nicht an solche Szenarien. Ich versuche eher, das Gefühl zu vermitteln, dass wir alle gemeinsam durch eine schwierige Situation gehen, zusammen anpacken und wieder in die Spur finden. Wir müssen das jetzt zusammen lösen.

Haben Sie Fehler gemacht – und wenn ja, welche?

Jörg Schmadtke: Wenn es jemandem hilft, dann können wir gerne sagen, dass ich Fehler gemacht habe. Wir konnten aus unterschiedlichen Gründen auf dem Transfermarkt ein paar Dinge nicht realisieren, die sinnvoll gewesen wären. Und für manche Außenstehende sind das dann Fehler oder Fehleinschätzungen.

Haben Sie zu sehr auf Perspektivspieler gesetzt?

Jörg Schmadtke: Das ist mir zu oberflächlich betrachtet. Wenn man nur aufs Alter schaut, geht zum Beispiel unter, dass ein Spieler wie Jorge Meré knapp 60 Spiele in Spaniens erster Liga absolviert hat.

Verstärkungen oder Hilfen sind die meisten Neuzugänge bisher nicht. Hätte der FC nicht mehr gestandene Spieler verpflichten müssen?

Jörg Schmadtke: Wir haben uns um einige Spieler bemüht, bei denen es nicht geklappt hat. Aber wir verpflichten doch nicht einfach irgendjemanden, um den Kader aufzufüllen.

Jörg Schmadtke über Claudio Pizarro und mögliche Wintertransfers

Schmadtke Stöger RD

Peter Stöger und Jörg Schmadtke (r.) sind das Erfolgsgespann des 1. FC Köln.

Sie haben jetzt den 39-jährigen, vertragslosen Claudio Pizarro verpflichtet. Angeblich wurde der Ihnen bereits im Sommer angeboten, Sie sollen da noch abgelehnt haben.

Jörg Schmadtke: Im Sommer war Claudio kein Thema. Die sehr spezielle Situation hat dazu geführt, dass wir ihn verpflichtet haben. Er ist ein Stürmer, der stark im Abschluss ist. Er kann Ansprechpartner für die Spanisch sprechenden Neuzugänge sein. Und er kann mit seiner Erfahrung und Präsenz einigen den Druck nehmen.

Was entgegnen Sie denjenigen, die diesen Transfer als Eingeständnis von Fehlern im Sommer betrachten?

Jörg Schmadtke: Gar nichts, ich nehme das so hin. Es ist nicht mein Job, mich zu rechtfertigen. Ich muss nach vorne denken und Lösungen finden.

Transfers im Winter zum Beispiel.

Jörg Schmadtke: Wir haben die finanziellen Mittel, um im Winter noch mal zu reagieren. Diese Transfers müssen aber Sinn machen. Wir arbeiten dran.

Haben Sie Ihr lange Zeit gutes Händchen für Transfers verloren?

Jörg Schmadtke: Fakt ist, dass die Entscheidungen, die ich getroffen habe, nicht dazu geführt haben, dass wir derzeit in den Tabellenregionen stehen, in denen wir stehen wollten.

Spüren Sie persönlich Druck?

Jörg Schmadtke: Ich merke, dass ich im Fokus stehe, aber Druck hemmt mich nicht.

Seit geraumer Zeit taucht Sportdirektor Jörg Jakobs, mit dem Sie viele Jahre zusammenarbeiten, nicht mehr beim Profi-Team auf. Sein Vertrag läuft 2018 aus. Verlässt er den FC im Sommer?

Jörg Schmadtke: Das kann ich heute nicht beantworten.

Warum ist er seit mehreren Monaten nicht mehr beim Profi-Team?

Jörg Schmadtke: Es gibt andere wichtige Aufgaben, denen er sich vermehrt gewidmet hat.

Auf eigenen Wunsch?

Jörg Schmadtke: Das kann man so sagen.

Und was sagen Sie zu Anthony Modeste, der derzeit viel und gerne über den FC redet? Nervt das?

Jörg Schmadtke: Das ist ein Stück weit störend, aber davon müssen wir uns frei machen.

Lukas Podolski kokettiert – halb im Ernst, halb im Spaß – mit einer Rückkehr zum FC.

Jörg Schmadtke: Seine Aussage kann man auch ironisch interpretieren. Ich nehme das wahr – und das war’s.

Sind Ambitionen des Klubs wie ein Stadionneu- oder umbau oder der Ausbau des Geißbockheims aufgrund der aktuellen sportlichen Situation derzeit überhaupt planbar?

Jörg Schmadtke: Die Entwicklung eines ganzen Klubs muss unabhängig davon sein. Wir brauchen das Stadion ja auch nicht morgen. Diese Themen werden weiter vorangetrieben.

Auch, wenn das Horror-Szenario Abstieg eintritt?

Jörg Schmadtke: Auch dann.