Köln – Der 1. FC Köln hat am Mittwoch öffentlich gemacht, in welchem Trikot die Mannschaft in der neuen Saison im eigenen Stadion auflaufen wird. Das ist in jedem Jahr ein Vorgang von größter Bedeutung, denn schon zu Zeiten des Managers Michael Meier und des Präsidenten Wolfgang Overath gab es zahlreiche Sitzungen zum Thema und Einreichungen auf Mitgliederversammlungen, denn eines sollte unverhandelbar sein beim 1. FC Köln: Zu Hause wird in Weiß gespielt. Man erarbeitet sich schließlich nicht über Jahrzehnte den Ruf, ein Weißes Ballett zu sein, um seine Gäste dann in Rot zu empfangen.
Vorbelastetes Weiß in vergangener Saison
In der vergangenen Saison war das mit dem Weiß allerdings so eine Sache. Schon zum Pflichtspielauftakt gerieten die Kölner in eine seltsame Lage: Weil der Berliner Landespokalsieger VSG Altglienicke das Heimrecht tauschte, war der FC in der ersten Pokalrunde zu Gast im eigenen Stadion – und trat gegen den in Weiß spielenden Regionalligisten in Rot an.
Dass der FC 6:0 gewann, brachte die nächste Runde, aber auch gewisse Schwierigkeiten: In den ersten Bundesliga-Heimspielen versuchte es Köln in Weiß, beide Partien gingen verloren. Es entstand eine gewisse Neigung zum Roten.
Nun war die vergangene Saison des FC insgesamt nicht gerade von Erfolgsserien geprägt, daher gab es selten Anlass, aus Aberglauben die Trikotfarbe zu wechseln. Doch von den nur acht Siegen in der Bundesliga gelang kein einziger in Weiß. Einzig den Erfolg im Pokal-Heimspiel der zweiten Runde gegen den VfL Osnabrück organisierten sich die Kölner in weißen Trikots – und sahen auch dabei nicht besonders gut aus, was aber nicht an den schönen weißen Trikots lag, die man gern öfter gesehen hätte. Das weiße Trikot der Saison 2020/21, man muss es so drastisch sagen, war das erfolgloseste Heimtrikot in der Geschichte des 1. FC Köln.
Die Erfolge in der Liga gelangen sämtlich in Rot, abgesehen von den Siegen in Mainz und in Augsburg, anlässlich derer die Kölner ihre etwas albernen, aber irgendwie charmanten Papageientrikots in Gelb, Rot und Grün trugen, die vor allem Kindern bis zum zehnten Lebensjahr gut stehen. Nun liegt die Schönheit auch in Trikotfragen selbstverständlich im Auge des Betrachters, und im Profifußball geht es vor allem um Punkte, nicht um Schönheitspreise, zumindest hört man das ständig, wenn der Zweck mal wieder die Mittel heiligt. Doch bleibt zu konstatieren: Im schönsten Trikot war der FC am erfolglosesten.
Rote Leibchen und weinrote Hosen wurden zum Erfolgsbringer
Das furchtbarste dagegen brachte eine Flut an Punkten: Es hat in der Geschichte des 1. FC Köln zahlreiche rote Trikots gegeben, doch selten ist jemand auf die Idee gekommen, rote Leibchen mit weinroten Hosen zu kombinieren – und der Sache die Krone aufzusetzen, indem man die Stutzen in den genannten unterschiedlichen Rottönen ringelt. Tatsächlich hätte sich niemand beklagen können, hätte der 1. FC Köln in diesem Dress nicht einen Punkt geholt.
Doch spielte die Mannschaft am stärksten, wenn sie zumindest modisch dem Abgrund am nächsten war – dasselbe galt bisweilen für die sportliche Lage, denn mit dem Rücken zur Wand punktete der FC am zuverlässigsten. Was einmal mehr für die Mannschaft der Saison 2020/21 spricht, die offenbar uneitel und nervenstark genug war, auch in schlimmster Aufmachung und Lage Partien zu gewinnen.
Rotes Trikot soll minimalistisch werden
Zumindest daheim soll es nun aber wieder vorüber sein mit roten Trikots, was die Vorfreude weiter erhöhen sollte. Das weiße Trikot ist sehr gelungen, und die Zeichen stehen gut, dass sich der Kölner Ausrüster Uhlsport zum Ende der vierjährigen Partnerschaft auch bei der Gestaltung des Auswärtstrikots zurückgehalten hat. Denn nach allem, was bisher bekannt ist, wird das rote Trikot so minimalistisch gehalten sein wie das nun veröffentlichte weiße, was eine weitere gute Nachricht ist.
Denn weniger ist in Trikotfragen grundsätzlich mehr – es sei denn, man ist Torwart und Jorge Campos, dann darf man alles tragen. Auswärts- und Ausweichtrikot werden die Kölner in den nächsten Tagen präsentieren, man lässt sich da Zeit, damit jedes Trikot ausreichend Aufmerksamkeit erhält.
Das Ausweichtrikot, auch das ist mittlerweile bekannt, wird zudem in dieser Saison schwarz sein, was einerseits grundsätzlich zu begrüßen ist, denn ein schwarzes Trikot ist vor allen Dingen nicht gelb, rot und grün. Andererseits dürfte die Wahl all jenen Fans helfen, die in den zurückliegenden Monaten das eine oder andere Extrakilo angelegt haben – in schwarz sieht man ja eigentlich immer extrem austrainiert aus, auch als Zuschauer. Und es soll ja nun auch endlich wieder darum gehen, was man im Stadion anzieht.
„Die kommende Saison 2021/22 wird hoffentlich der Einstieg in die Normalität, die wir uns so sehnlich zurückwünschen. So startet auch der FC in gewohnter Tradition mit einem weißbasierten Trikot in die neue Saison“, sagt Dirk Hendrik Lehner, Vorsitzender der Uhlsport-Geschäftsführung, der um die Kraft einer Trikotgestaltung weiß: Das Trikot solle „in seiner traditionellen Optik mit zarten Querstreifen in Rot ein echter Glücksbringer sein.“ Ein wichtiger Ansatz, denn weniger Glück als in der vergangenen Saison kann ein weißes Trikot auch schlecht bringen.