Köln – Zu einem echten Bayern-Schreck gehört wahrscheinlich etwas mehr als das, was Mark Uth gegen den Rekordmeister vorzuweisen hat. Filippo „Pippo“ Inzaghi etwa avancierte im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends zum wandelnden Münchner Alptraum, als er im Trikot des AC Mailand gegen die Bayern in fünf Europapokalspielen sechs Tore erzielte und den deutschen Rekordmeister damit mehrfach aus der Champions League beförderte. Keines seiner fünf Spiele gegen die Münchner verlor Inzaghi, der Weltmeister von 2006.
Uths starke Bilanz gegen die Bayern
Uth kann zwar nicht auf eine derart stolze Bilanz wie der unglaubliche Inzaghi verweisen. Dennoch gelangen dem gebürtigen Kölner in seinen bislang neun Karriere-Einsätzen gegen den FC Bayern immerhin fünf Tore, nur gegen Mainz 05 traf Uth häufiger, nämlich achtmal in zwölf Partien. „Gegen Bayern ist immer einfach für mich“, sagte der 30-Jährige Angreifer des 1. FC Köln am Mittwoch mit einem breiten Grinsen. Eine Erklärung habe er nicht dafür, dass er gegen die Münchner eine so viel bessere Quote hat als gegen etwa Eintracht Frankfurt, gegen die er in zehn Partien nur zwei Tore schaffte. „Ich weiß nicht, warum es ganz gut klappt“, sagt Uth, um aber einzuschränken: „Grundsätzlich würde ich gegen die Bayern gern seltener treffen – und dafür öfter gewinnen.“
Es ist die Kehrseite der guten Stürmerbilanz: Nur einmal erlebte Uth bislang einen Sieg über die Münchner, vor vier Jahren war das noch im Trikot der TSG Hoffenheim, und selbstverständlich gelangen Uth beim 2:0-Erfolg beide Treffer.
Im Hinspiel im August traf der 30-Jährige in der Allianz-Arena nach einer Stunde zum 2:2-Ausgleich, anschließend schienen die Kölner vor dem Sieg zu stehen, der Rekordmeister spielte gar auf Zeit und wechselte taktisch, um wenigstens den einen Punkt zu retten. Dann aber traf Serge Gnabry 20 Minuten vor Schluss noch zum 3:2. Wieder war es nichts mit drei Punkten in der Allianz-Arena. In Müngersdorf soll sich das am Samstag (15.30 Uhr) ändern. „Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen, auch gegen die Bayern. Wir müssen einen Sahnetag haben, damit es klappt. Aber ich wüsste nicht, warum es nicht mal klappen sollte. Wir werden alles reinhauen“, sagte Uth.
Traumflanke auf Modeste
Beim 3:1 in Berlin gelang ihm am Sonntag eine Flanke, die gute Aussichten auf den Titel der Vorlage des Monats hätte, wenn es diesen Titel denn gäbe. Uths Ball von links an den Fünfmeterraum kam derart perfekt, dass es gar nicht der Anwesenheit des Kölner Stürmerphänomens Anthony Modeste bedurft hätte – diese Gelegenheit hätten auch andere nicht verstreichen lassen. Die Variante, Uth und Modeste als Zweiersturm aufzubieten, hat sich zuletzt bewährt. „Ich kann um Tony herumschleichen, die Bälle fordern und sie tief spielen“, erklärt Uth.
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Zu Saisonbeginn spekulierte Uth noch auf die zentral-offensive Position hinter den Spitzen; womöglich auch, weil er hoffte, dort etwas weniger Laufarbeit verrichten zu müssen als anderswo in Steffen Baumgarts System. Doch meist spielte er in vorderster Reihe, wo er Teil der Kölner Anlauf-Maschine sein muss, in der niemand einen Weg auslassen darf. Wer stehenbleibt, wird ausgewechselt, auch deshalb gelang es Uth in dieser Saison bislang bei 15 Bundesliga-Einsätzen nur dreimal, Anpfiff und Schlusspfiff auf dem Rasen zu erleben.
Nun aber kommt er offenbar besser mit den Umfängen zurecht, die Baumgart fordert. „Steffens Fußball ist anders als das, was ich in den vergangenen Jahren gespielt habe. Wir müssen als Offensivkräfte viel nach hinten arbeiten. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, es tut mir sehr gut und macht mir Spaß. Das sieht man an den Kilometern, die ich abreiße.“
„Mein Anspruch ist ein anderer“
Nach drei Toren und einer Vorlage in der Hinserie hat sich Uth für die Rückrunde mehr vorgenommen. „Wenn ich mal kein Tor oder keine Vorlage mache, versuche ich, der Mannschaft anders zu helfen. Aber mein Anspruch ist, mehr Scorerpunkte auf dem Konto zu haben“, sagt er. Bereits im Testspiel im Juli steuerte Uth zwei Treffer zum 3:2-Sieg über eine allerdings personell arg dezimierte Münchner Mannschaft bei, sein erster Treffer war damals ein artistischer Volleyschuss. „Vornehmen kann man sich das nicht, so ein Tor mache ich wahrscheinlich vorerst nicht mehr. Das spielt aber auch keine Rolle. Wir wollen einfach ein gutes Heimspiel zeigen – und gewinnen.“
Dass die Münchner angesichts der jüngsten Corona-Fälle erneut mit einer B-Elf auflaufen, hofft Uth allerdings nicht. „Ich habe letzte Woche gegen Mönchengladbach gesehen, wer da in der Startelf stand – ich glaube nicht, dass das viel schlechter war als das, was die sonst auf dem Platz haben.“