Mark Uth spricht im KStA-Interview über seine lange Verletzungspause, seinen jetzigen Gesundheitszustand und seine Vorfreude aufs Derby.
Mark Uth im Derby-Interview„Jetzt merkt man, dass vorn ein wenig die Kreativität fehlt“
Herr Uth, aus aktuellem Anlass: Wie geht es Ihnen?
Gut. Wirklich, sehr gut. Ich kann voll sprinten, voll schießen, alles ist schmerzfrei. Morgens merke ich zwar noch die Folgen der letzten Operation. Das ist aber normal und es gibt keine Einschränkungen, wenn ich mich vernünftig aufwärme. Das Vertrauen in meinen Körper ist wieder voll da.
Ihr Comeback fällt nun auf das Derby. Ist das eigentlich gut oder schlecht?
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Ich finde es schön, ich freue mich richtig darauf. Vor 50.000 gegen Mönchengladbach zu Hause. Da brennt's.
Welche Bedeutung hat das Derby für Sie als Kölner?
Ich habe es von klein auf mitbekommen, schon als Kind im Stadion. Man erlebt das über die Jahre, dass da Druck auf dem Kessel ist. Als ich später mit der FC-Jugend gegen Mönchengladbach gespielt habe, war das auch immer etwas Besonderes. Derbywoche – das spürt man in der ganzen Stadt.
Sie sind ein Spieler, der vor allem für Spielverständnis steht und die Fähigkeit, entscheidende Situationen heraufbeschwören zu können. Ist es für Sie leichter als für einen reinen Athleten, aus einer langen Verletzung zu kommen?
Trotz der langen Pause bin ich jetzt nicht langsamer oder weniger athletisch. Allerdings habe ich bislang nur bei der zweiten Mannschaft gespielt und in einem Test gegen einen Bezirksligisten. Die Intensität in der Bundesliga ist dann doch noch eine andere, ich werde also abwarten müssen, wie es sich entwickelt. Aber am Sonntag wird es nicht darum gehen, auf der Zehn ein bisschen rumzustehen und Bälle zu verteilen. Da ist Derby auf dem Platz. Wenn ich dann reinkomme, werde ich das komplett annehmen.
Wenn man als Bundesligaprofi für matchfit erklärt wird, ist man grundsätzlich in der Lage, das athletische Niveau zu bringen – nur womöglich nicht über 90 Minuten?
So würde ich es auch beschreiben. Ich könnte noch nicht 90 Minuten spielen, ich weiß auch nicht, ob es für 60 reichen würde. Aber 30 Minuten sind drin. Es wird bestimmt noch ein wenig dauern, bis ich wieder über die volle Distanz spielen kann. Aber ich bin zuversichtlich. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Zuletzt hat man oft gedacht, dass besonders ein Spieler wie Mark Uth der Mannschaft fehlt. Wie haben Sie das empfunden.
Vor allem wollte ich helfen – und das konnte ich fast ein Jahr lang nicht, das ist traurig. Ich habe aber nicht die Spiele angesehen und dabei gedacht, dass genau ich da jetzt fehle. Letztes Jahr ist es ja gelaufen, auch wenn es schwierigere Phasen gab. Und mit Florian Kainz auf der Zehn zum Saisonende sogar richtig gut. Jetzt merkt man, dass vorn ein wenig die Kreativität fehlt. Ich hoffe, dass ich das in den nächsten Wochen wieder einbringen kann. Aber ich hoffe auch, dass es am Sonntag ohne mich klappt, ein frühes Tor zu machen.
Die Mannschaft hatte in dieser Saison immer wieder sehr gute Phasen.
Absolut. Wir sind oft richtig gut reingekommen. Uns fehlen zurzeit die Tore zum richtigen Zeitpunkt, um dann auch ein anderes Selbstverständnis zu entwickeln. Am Sonntag wird es von Anfang an ein Feuerwerk geben auf dem Platz. Im besten Fall machen wir ein schnelles Tor.
Wie geht ein Profisportler mit einer so langfristigen Verletzung um?
Es war schwierig, weil wir am Anfang geglaubt haben, es sei mit einem kleinen Eingriff getan. Als ich dann wieder angefangen habe, tat es aber immer noch ordentlich weh. Erst dachte ich, ich müsse da einfach durch, das sei schnell überstanden. Aber es war dann doch relativ schnell klar, dass es so nicht bleiben konnte. Ich konnte kaum einen Pass spielen. Die zweite OP hatte leider auch nicht den gewünschten Effekt. Im dritten Versuch hat es dann geklappt. Wenn zwei Operationen nicht zum Ergebnis führen, ist das Vertrauen zwar etwas erschüttert. Aber ich war immer zuversichtlich, der Operateur war auch sehr überzeugend. Hätte ich diese dritte OP gleich am Anfang vornehmen lassen, wäre mir einiges erspart geblieben.
Hatten Sie zwischenzeitlich Sorge um Ihre Karriere?
Nein, das nicht. Ich hatte nie das Gefühl, dass es das gewesen sein könnte.
Sie kehren jetzt in eine Mannschaft zurück, die auf dem letzten Platz steht. Fühlt es sich auch in der Trainingsarbeit so an?
Nein, gar nicht. Ich habe das ja leider schon erlebt, Tabellenletzter. Mein Gefühl ist momentan aber eindeutig, dass wir zwar Letzter sind, da aber nicht hingehören. Den Eindruck hatte ich auch als Zuschauer von der Tribüne aus. Stuttgart haben wir in den ersten 20 Minuten hergespielt. Dass man dann nach einem Gegentor ins Grübeln kommt, ist wiederum typisch für einen Tabellenletzten. Aber Qualität setzt sich immer durch. Die Mannschaften, die wir schlagen können, die kommen jetzt. Man kann nicht wegquatschen, dass wir nur einen Punkt haben. Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir da unten rauskommen.
Kann man Führungsspieler sein, wenn man verletzt ist?
Schwierig. Man kann hier und da mal mit jemandem sprechen. Aber am Ende muss man im Bundesligaspiel auf dem Platz stehen. Jetzt bin ich wieder dabei, aber ganz ehrlich: Am Sonntag muss niemand in der Kabine was sagen. Alle werden richtig heiß sein!
Spielt das Derby auch für Ihre Kollegen von außerhalb diese Rolle?
Auf jeden Fall, es ist für mich einfach eines der größten Derbys überhaupt. Das versteht jeder. Ich war damals in Holland, da hatten wir mit Heerenveen das Friesland-Derby gegen Leeuwarden. Das habe ich auch gespürt, obwohl ich nur Zugezogener war. Da habe ich nach neun Sekunden einen Elfmeter rausgeholt. Nach neun Sekunden! Wenn ein großes Derby ansteht, ist ganz egal, wo man herkommt: Das merkt man.