Köln – Horst Heldt war auf dem Weg zum Auswärtsspiel des 1. FC Köln bei der TSG Hoffenheim (Endstand: 0:3), da erhielt der Sportchef den Anruf eines langjährigen Weggefährten. Roger Wittmann meldete sich. Und der Spielerberater und Geschäftsführer der Agentur Rogon signalisierte Heldt, dass ein mittlerweile vereinsloser Spieler zu haben sei, den der Manager aus gemeinsamen Zeiten bei Schalke 04 gut kenne, schätze und offenbar gut gebrauchen könne: Max Meyer (25).
Gedanken um den vierfachen deutschen Nationalspieler hatte sich Heldt zuvor schon gemacht. Als der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am 6. Januar exklusiv vom Interesse des FC an Meyer berichtet hatte, wollte der Kölner Sportchef dieses noch nicht groß kommentieren und wiegelte vielmehr noch ab. Das müsse man den fragen, der das geschrieben habe, so Heldt lakonisch. Der Deal schien noch in weiter Ferne, außerdem besaß die Suche nach einem Stürmer oberste Priorität. Meyer stand zu dem Zeitpunkt noch bei Crystal Palace unter Vertrag und zählte beim Londoner Premier-League-Klub sogar zu den Top-Verdiener. Doch bei Trainer-Veteran Roy Hodgson war er spätestens seit Saisonbeginn chancenlos und wurde sogar in die zweite Mannschaft abgeschoben.
Geänderte Vorzeichen nach Vertragsauflösung
Als sich die „Eagles“ und der aussortierte Meyer dann Mitte Januar doch auf eine vorzeitige Vertragsauflösung einigten, änderten sich die Vorzeichen. Und jetzt nutzte der FC die Gunst der Stunde: Der Bundesligist nahm am Mittwoch den vielseitig einsetzbaren Mittelfeldspieler mit sofortiger Wirkung bis Saisonende unter Vertrag. Bereits am Nachmittag absolvierte Meyer nach zwei negativen Corona-Tests in Folge die erste Einheit mit den neuen Kollegen.
Sollten beide Seiten mit dem Wechsel glücklich werden, ist eine Verlängerung der Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen. Der Spieler ist nach der Vertragsauflösung ablösefrei und wird für den FC bis Saisonende zum Schnäppchen: Rund 250.000 Euro Gehalt soll der Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele von Rio kassieren. Crystal Palace hatte Meyer, der in London rund sieben Millionen Euro pro Jahr kassiert haben soll, die vorzeitige Vertragsauflösung mit der Zahlung einer stattlichen Abfindung garniert.
Meyer wird zum Schnäppchen
„Der Wechsel zum FC wurde nur möglich, weil Max uns in finanzieller Hinsicht extrem entgegengekommen ist. Er kann im Mittelfeld auf mehreren Positionen zum Einsatz kommen, ist spielintelligent, sehr ballsicher und sucht selbst gerne den Abschluss. Das will Max bis zum Saisonende bei uns einbringen und seine Qualitäten in der Bundesliga wieder unter Beweis stellen“, sagt Heldt.
„Für mich war die Perspektive entscheidend, spielen zu können. Ich will die Chance beim FC nutzen, um mich auf Top-Niveau zu präsentieren und dabei mithelfen, dass der Klub die Klasse hält“, sagt Meyer, der im Mittelfeld nahezu schon auf jeder Position zum Einsatz kam, allerdings so gut wie keine Spielpraxis besitzt: In dieser Saison absolvierte er nur zwei Partien.
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Ebenfalls am Mittwoch stieg Emmanuel Dennis ins Kölner Mannschaftstraining ein. Die Verpflichtung des Stürmers hatte der FC am Montagabend bekanntgegeben. Der 23-jährige Nigerianer wird bis Saisonende vom FC Brügge ausgeliehen. Nach Informationen dieser Zeitung hat der FC im Anschluss keine Kaufoption, im Gegenteil: Der flämische Klub hat mit Dennis den ursprünglich noch bis 2022 datierten Vertrag um weitere zwei Jahre bis 2024 verlängert. Für den FC wäre es ohnehin finanziell nicht darstellbar gewesen, eine zweistellige Millionen-Kaufoption für den Angreifer zu bedienen. Dafür ist das Leihgeschäft etwas günstiger als zunächst kolportiert: Es kostet den FC insgesamt rund 900.000 Euro.
Brügge verlängerte mit Dennis – keine Kaufoption
„Da haben alle Beteiligten einen wirklich guten Job gemacht. Der Junge freut sich ungemein auf die Aufgabe beim FC und weiß um das Potenzial des Vereins“, sagt Berater Felix Luz, der bei der Unterschrift von Dennis am Geißbockheim zugegen war. Der ehemalige Profi glaubt, dass der Angreifer der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol aus dem Stand helfen kann: „Emmanuel ist fit. Er ist ungemein schnell, flexibel, hat einen guten Abschluss und spielt unbefangen. Er ist zwar auch außen einsetzbar, doch er sieht schon eher als zentraler Stürmer“, fügt der Ex-Profi des FC Augsburg und FC St. Pauli an.
Doch hieß es zuletzt stets, der 1. FC Köln verfüge in dieser Transferperiode nur über ein Budget von rund 500.000 Euro, so machte der Klub auf einmal mehr als das Doppelte für zwei Neuzugänge locker. „Wir haben für die Transfers kein Geld extra aufgenommen“, sagt Geschäftsführer Alexander Wehrle und erklärt: „Wir haben mit Frederik Sörensen und Christian Clemens zwei Spieler abgegeben. Zudem können wir bei unserer Mischkalkulation der Punktprämien Gelder einsparen.“ Ein weiterer Baustein ist der Gehaltsverzicht im Zuge der Corona-Pandemie: So verzichten die Profis bereits auf rund 15 Prozent ihrer Bezüge, die Verantwortlichen auf 20 Prozent. Diese Vereinbarung gilt rückwirkend von September, allerdings nur bis Ende Januar. Doch die Verantwortlichen befinden sich in aussichtsreichen Gesprächen mit der Mannschaft, diesen anteiligen Verzicht bis Saisonende weiter zu führen.