Der FC hat im Spiel nach vorne weiterhin große Probleme. Werder Bremen reicht ein mäßiger Auftritt, um in Müngersdorf mit 1:0 zu gewinnen.
Kölner Niederlage in der Analyse„So wird es nicht reichen“ – FC beim 0:1 gegen Werder erneut harmlos
Als der Schlusspfiff ertönte, plumpsten gleich mehrere Spieler des 1. FC Köln vor Enttäuschung auf den feuchten Rasen. Im Rhein-Energie-Stadion war es in weiten Teilen mucksmäuschenstill, gefeiert wurde nur im Gästebereich. Ein harmloser FC verlor am Freitagabend ein überwiegend niveauarmes Heimspiel gegen Werder Bremen mit 0:1. Der eingewechselte Stürmer Justin Njinmah erzielte in der 70. Minute nach einem Fehler von FC-Torwart Marvin Schwäbe den entscheidenden Treffer für die Gäste.
Die Kölner hatten zwar alles gegeben. Als sie sich nach dem Abpfiff gesammelt hatten, wurden sie auch von der Südtribüne mit Applaus bedacht. Doch der FC war erneut an seine Grenzen gestoßen. Ohne Durchschlagskraft und Kreativität in der Offensive und ohne echten Mittelstürmer ist es halt trotz allen Einsatzes schwierig, in der Bundesliga Spiele zu gewinnen. Das war der Mannschaft von Trainer Timo Schultz zwar vor zwei Wochen überraschend gegen Frankfurt gelungen (2:0), diesmal reichte Werder eine durchwachsene Leistung zum Sieg in Köln.
Die Saison bleibt eine ganz kritische Angelegenheit
Der FC, der zuvor drei Spiele ungeschlagen war, bleibt damit mit 16 Punkten tief im Tabellenkeller auf Platz 16. Union Berlin auf Rang 15 könnte mit einem Sieg bei der TSG Hoffenheim auf acht Punkte davonziehen, der Vorletzte Mainz 05 wäre mit einem Erfolg gegen Augsburg auf einen Punkt dran. Aber es muss ja nicht so kommen. Fakt ist indes, dass die Kölner Torausbeute indiskutabel ist, 15 erzielte Treffer sind die Bilanz eines Absteigers. Die verletzungsbedingten Ausfälle in der Offensive und die Untätigkeit auf dem Transfermarkt aufgrund der Transfersperre lassen sich nur selten kompensieren; Freitagabend gelang das nicht. Die Saison bleibt eine ganz kritische Angelegenheit, jetzt trifft der FC auf die Spitzenteams Stuttgart und Leverkusen.
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Timo Schultz sagte deutlich: „Wir hatten uns heute viel, viel mehr vorgenommen. Gerade in der ersten Halbzeit haben der Mut und die Überzeugung gefehlt. Defensiv war es anständig, offensiv müssen wir eine Schippe drauflegen. So wird es nicht reichen.“ Und Kapitän Florian Kainz befand: „Das ist sehr enttäuschend, ein Rückschlag. Wir hatten ein, zwei Chancen, Werder hat es eiskalt gemacht.“
Bremen hingegen gewann nicht nur das 100. Erstliga-Duell gegen Köln und hat jetzt einen Sieg mehr auf dem Konto (37 zu 36), sondern kann mit 29 Punkten durchatmen und schielt derzeit eher auf die internationalen Plätze.
Viel Leerlauf im Spiel des FC
FC-Coach Schultz musste zwei Änderungen in der Startelf vornehmen. Für den gesperrten Jeff Chabot kehrte der zuletzt noch krank fehlende Timo Hübers ins Abwehrzentrum zurück. Faride Alidou, der unter Schultz zuletzt in Schwung gekommen war, musste wegen eines Infekts passen und wurde auf der rechten Außenbahn von Linton Maina ersetzt.
Von der sehenswerten Choreografie zum Anpfiff („FC jeff Jas – selvs wenn mer verliere“) schienen aber erst einmal nur die Gäste beflügelt, die schon in der ersten Minute zwei Chancen durch Marvin Ducksch hatten.
Die Kölner sortierten sich. Der FC nahm nun selbst das Zepter in die Hand, doch den Hausherren fehlte die Durchschlagskraft, sodass aus dem leichten Übergewicht keine echten Chancen resultierten. Die bis dato beste Möglichkeit hatte nach 31 Minuten noch Florian Kainz nach einem Konter, der Kapitän traf im Strafraum aber den Ball nicht richtig. Zwei Minuten später schoss Jan Thielmann kontrolliert und genauer, doch sein strammer Schuss ging knapp am Tor vorbei.
Danach folgte wieder viel Leerlauf. Das Spiel war arg zäh, wenig passierte. Zynisch hätte man in Zeiten der Fanproteste auch sagen können: Dem Spiel hätte ein paar Tennisbälle gutgetan. Doch die FC-Fans sind mittlerweile genügsam, sie feuerten ihre Mannschaft beim Gang in die Kabine an.
Lahme Kölner Offensive: Immerhin die Fans sind kreativ
Das lahme Spiel ging so weiter, der Protest der Fans gegen den Investoreneinstieg in die DFL ebenfalls. Nach knapp 55 Minuten flogen dann besagte Tennisbälle. Auf das Spielfeld schafften es sogar ein paar ferngesteuerte Autos, vor der Südtribüne entrollten die Anhänger ein Transparent mit der Aufschrift: „Wir lassen uns nicht fernsteuern. Das perfekte, stabile Umfeld ist erst einmal vorbei.“ Das war zumindest im Gegensatz zu den Kölner Offensivbemühungen ziemlich kreativ. Nach den obligatorischen Rufen beider Fanlager, dass man die DFL nicht so dufte findet, rollte der Ball wieder. Bremens Stage setzte nach einer Ecke einen Aufsetzer über das Tor (61.)
Vom FC kam nach vorne weiterhin wenig bis nichts. Schultz reagierte nach 67 Minuten, brachte den jungen Offensivspieler Justin Diehl für den erneut nicht wirklich überzeugenden Kainz. Doch dann patzte der ansonsten so sichere Rückhalt Marvin Schwäbe. Kölns Senkrechtstarter Max Finkgräfe konnte den früheren FC-Spieler Mitchell Weiser nicht am Flanken hindern. Torwart Schwäbe sprang am Ball vorbei, der ebenfalls eingewechselte, schnelle Werder-Stürmer Justin Njinmah war zur Stelle und bugsierte den Ball aus kurzer Distanz über die Torlinie (70.).
Kapitän Friedl rettet für Werder auf der Torlinie
Die Kölner waren um eine schnelle Antwort bemüht, und die hätte es fünf Minuten später fast gegeben: Nach einer Ecke von Diehl köpfte Weiser am zweiten Pfosten unfreiwillig in Richtung eigenes Tor. Werder-Kapitän Marco Friedl klärte in höchster Not auf der Torlinie. Auf der Gegenseite zog Ducksch ab – diesmal war Schwäbe auf dem Posten. FC-Coach Schultz probierte noch einmal alles, brachte nach Adamyan und Christensen auch die Stürmer Tigges und Dietz. Doch die Kölner blieben harm-, tor- und am Ende punktlos.
1. FC Köln: Schwäbe - Schmitz (84. Dietz), Kilian, Hübers, Finkgräfe - Martel (74. Christensen), Huseinbasic - Maina (74. Adamyan), Kainz (67. Diehl), Ljubicic (84. Tigges) - Thielmann. | Werder Bremen: Zetterer - Malatini, Friedl, Jung - Weiser (83. Deman), Lynen (90. Alvero), Agu - Schmid (83. Bittencourt), Stage - Woltemade (66. Njinmah), Ducksch (83. Borre). | Schiedsrichter: Siebert (Berlin).| Tor: 0:1 Njinmah (70.). | Zuschauer: 50.000 (ausverkauft).