Köln – Es gab wohl immer noch Abstimmungs- und Klärungsbedarf. Die Pressekonferenz am Geißbockheim verzögerte sich, erst um 12.27 Uhr und damit knapp eine halb Stunde später als eingeladen erschienen FC-Präsident Werner Spinner und Geschäftsführer Alexander Wehrle und verkündeten das, was nun wirklich keine Überraschung mehr war: Peter Stöger (51) ist nicht mehr Trainer des Bundesligisten 1. FC Köln.
Mit ihm freigestellt wurde auch sein Co-Trainer Manfred Schmid (46). Die von 10 auf 13 Uhr verschobene Übungseinheit leiteten dann der bisherige U19-Trainer Stefan Ruthenbeck (45) und der ehemalige Kölner Profi Kevin McKenna (37) – auch das war zuvor schon erwartet worden. Zu dem Team werden aber auch Markus Daun als weiterer Co-Trainer und Torwarttrainer Alexander Bade gehören.
„Überzeugung nicht mehr ausreichend vorhanden“
„Wir sind in der Verantwortung, alles zu versuchen, um den Klassenerhalt doch noch zu erreichen. Bis zuletzt haben wir gehofft, dass wir dies in der Konstellation mit Peter, seinem Team und der Mannschaft schaffen können. Leider ist diese Überzeugung jedoch trotz des positiven Resultats auf Schalke nicht mehr ausreichend vorhanden. Deshalb halten wir es in der aktuellen Situation für unabdingbar, auf der Trainerposition ein Signal zu setzen, auch wenn uns diese Entscheidung sehr schwer fällt und wehtut. Wir wollen damit einen Impuls setzen“, sagte FC-Präsident Spinner.
Ob die Entscheidung zu spät gefallen sei? „Im Nachhinein ist man immer klüger. Ich bitte darum, diese Antwort zu akzeptieren“, entgegnete Spinner. Geschäftsführer Alexander Wehrle erklärte: „Ich möchte erst einmal Peter und Manni für ein überragendes Zusammenarbeiten danken. Wir haben aber in den vergangenen Tagen gespürt, dass unser gemeinsamer Weg zu Ende ist, und zwar unabhängig vom Resultat auf Schalke. Deshalb war es auch Peter wichtig, einen klaren Schnitt zu machen, bevor emotional und menschlich zu viel Negatives zurückbleibt. Die Mannschaft ist jetzt mehr denn je in der Pflicht, alles zu tun, um die auf Schalke geweckte Hoffnung aufrecht zu erhalten.“
Wehrle betonte, dass die Vereinsführung mit Stöger immer offen umgegangen sei. Nach der verheerenden Heimniederlage gegen Hoffenheim (0:3) habe der Verein den Wiener informiert, dass man auch nach anderen Trainer-Kandidaten Ausschau halte. Auch vor dem Spiel beim FC Schalke habe man den Ex-Trainer in alle Überlegungen eingeweiht. „Bei ihm hat sich in den letzten Tage aber auch etwas verändert. Das müssen wir respektieren und akzeptieren“, fügte Wehrle an.
Ab 10 Uhr hatte zuvor schon das Präsidium am Grüngürtel zusammengesessen und bereitete die Entlassung des Kölner Rekord-Trainers (1634 Tage im Amt) vor.
Deshalb war auch FC-Justiziar Dr. Oliver Zierold zugegen, der gebraucht wird, wenn Verträge aufgelöst werden. „Wir haben das alles noch einmal aufgearbeitet. Es waren gute Gespräche, die Trennung ist daher in beiderseitigem Einvernehmen“, sagte Spinner. Der Kontrakt des Österreichers lief eigentlich noch bis 2020. Stöger muss nun abgefunden werden – wie zuvor auch Ex-Manager Jörg Schmadtke, der sogar noch bis 2023 unter Vertrag war und dafür über drei Millionen Euro erhielt.
Trennung war bereits am Freitag beschlossen
Stöger war zum Zeitpunkt der Pressekonferenz am Geißbockheim nicht mehr anwesend, beim vorherigen Gespräch war er aber dabei. „Und deshalb war es auch ein respektvoller Umgang mit Peter Stöger“, sagte Spinner.
Stöger ließ ausrichten: „Am Freitag war klar, dass das Spiel auf Schalke unser letztes wird. Um sich voll auf diese wichtige Partie fokussieren zu können, haben wir entschieden, dies erst am Sonntag zu kommunizieren. Es ist im Sinne des Clubs und vor allem der Mannschaft, dass jetzt eine Entscheidung getroffen wurde und Klarheit herrscht. Die Spieler, die Mitarbeiter im Klub, die Fans und die Stadt Köln sind Manni Schmid und mir ans Herz gewachsen und wir drücken allen die Daumen, dass der 1. FC Köln den Klassenerhalt schafft.“
Der FC steht in der Bundesliga mit drei Punkten aus 14 Spielen desaströs da. Das brutal ersatzgeschwächte Team kam aber am Samstagabend immerhin zu einem nicht erwarteten 2:2 beim FC Schalke 04 und zeigte in der Partie wohl die beste Saisonleistung. Allerdings hilft das Unentschieden den Kölner nicht wirklich weiter. Stöger wird nun das „Endspiel“ in der Europa League um den Einzug in die K.o.-Runde am Donnerstag bei Roter Stern Belgrad genommen. Ruthenbeck und Co. werden die Mannschaft nun darauf vorbereiten.
Dietmar Beiersdorfer neuer Geschäftsführer?
In der Winterpause übernimmt dann voraussichtlich ein neuer Trainer, Kiels Markus Anfang gilt als Top-Favorit. Die Manager-Position soll schon vorher langfristig besetzt werden. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese Position schnell besetzen können. Wir sind da in den Endzügen“, berichtete Wehrle. Der ehemalige HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer ist nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Hannover 96 um Horst Heldt der Mann, der die Geschicke am Geißbockheim in die Hand nehmen könnte.
Spinner sagte zu Beiersdorfers Köln-Besuch: „Vielleicht wollte er den Weihnachtsmarkt besuchen.“