Köln – Man konnte fast von Massen sprechen, die am Montag den Trainingsplatz am Geißbockheim säumten. „Ferien und gutes Wetter“ vermutete FC-Trainer Peter Stöger über die Gründe und schmunzelte: Natürlich hat besonders der Sprung auf Platz zwei mehrere hundert Menschen auf Wallfahrt in den Stadtwald getrieben. Zu sehen gab es lange Zeit zwar nur die zehn Reservisten, die am Samstag nicht oder nur wenig gespielt haben. Aber schließlich kamen auch die Stammspieler von ihrer Fahrradrunde zu den Fans und erfüllten ausgiebig Autogramwünsche.
Wie immer ließ auch diese direkte Konfrontation mit der Euphorie den Trainer cool. „Eine ganz normale Trainingswoche“ hat der Österreicher geplant, und dass aus der Partie bei Hertha BSC vor allem wegen der Überraschung durch die Kölner ein Spitzenspiel wird, kommentiert Stöger entspannt: „Solange wir da oben rumkrebsen, ist jedes Spiel für uns ein Spitzenspiel.“ Der Respekt ist groß: „Die Hertha hat letztes Jahr gezeigt, wie es geht und ist nur wegen ein paar schwächeren Spielen am Ende aus den Champions-League-Plätzen raus. Sie sind schon sehr, sehr heimstark, kompakt und gut organisiert. Eine sehr fleißige Mannschaft.“
In voller Stärke der von Stöger gern als „bester Kader, seit ich hier bin“ bezeichneten Gruppe können die Kölner sich vorbereiten. Alle Angeschlagenen sind wieder dabei, der Konkurrenzkampf ist in vollem Gange. Mit Blick auf Berlin muss Stöger beispielsweise entscheiden, ob Dominic Maroh wie der in die Abwehr zurückkehrt. Der Slowene, der mit einem doppelten Rippenbruch seit dem ersten Saisonspiel gegen Darmstadt ausgefallen war, hatte am Samstag in der U 21 des FC gespielt. Ergebnismäßig ging der Test mit 2:5 daneben, war aber für Maroh persönlich doch erfolgreich. „Ich wollte sehen, was geht. Und es geht einiges.“
Ob die Eigenwerbung nutzt, ist unklar. „Unterm Strich gibt es im Moment keinen Grund einzugreifen“, sagt Stöger, „die Jungs machen es jetzt richtig gut“. Die „Jungs“ sind Mergim Mavraj und Dominique Heintz, die im Zentrum der gemeinsam mit den Bayern besten Abwehr der Liga stehen. Mavraj hat sich gegen Ingolstadt sogar mit einer beeindruckenden Passquote von fast 96 Prozent an die Spitze der Spieltagswertung gespielt.
Erstaunlicher Effekt durch Kontinuität
Aber geplant hatte Stöger zu Saisonbeginn schon fest mit Maroh. Der wäre dann einer von immer noch fünf Spielen der ersten Elf, die mit dem Klub vor mehr als zwei Jahren aus der zweiten Liga aufgestiegen sind. Mit Timo Horn, Jonas Hector, Marcel Risse und Matthias Lehmann standen am Samstag noch vier Mann aus der Aufstiegsmannschaft in der ersten Elf des FC – ein Gerüst aus Spielern, die die Auswärtsreisen in die Stadien von Sandhausen und Aue hinter sich haben und nun nach dem Spiel auf Platz der höchsten Spielklasse vorgerückt sind – ein erstaunlicher Effekt des Weges der Kontinuität, den die sportliche Leitung über die ganze Zeit eingeschlagen hat.
Drei Spiele für Stocker
Mittelfeldspieler Valentin Stocker vom nächsten FC-Gegner Hertha BSC Berlin ist nach seiner Roten Karte gegen Borussia Dortmund (1:1) für drei Liga-Spiele gesperrt worden. Der 27-jährige Schweizer hat für die Berliner zwei Mal getroffen. FC-Trainer Peter Stöger sieht in der Sperre keiner Vorteil für sein Team: „Bester Mann gesperrt – mit so etwas kann ich nichts anfangen. Dann kommt vielleicht Salomon Kalou, der kann es auch“, sagte Stöger, der die Hertha am Freitag mit Geschäftsführer Jörg Schmadtke in Dortmund beobachtet hatte. (co)
Die Eingespieltheit ist ein wichtiger Grund für die Kölner Stärke und zumindest in der frühen Phase der Saison offenbar ein Vorteil gegenüber Mannschaften, die viele Neuzugänge zu integrieren haben. Gegen Ingolstadt standen mit Konstantin Rausch und Marco Höger zwei der im Sommer verpflichteten Spieler auf dem Platz. FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke setzt auf diesen Effekt. Längst steht ein Gerüst von Spielern, die bis 2021 unter Vertrag sind wie Leonardo Bittencourt und Jonas Hector.
In die Vertragsverlängerungen investierte der Klub im Sommer einen Teil der Transfererlöse für Yannick Gerhardt und Kevin Vogt – und sparte sich damit die Risiken der Suche nach möglichst gleichwertigem Ersatz, die nötig gewesen wäre, wenn die Spieler gewechselt wären.