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Müller-Römer über Arbeit im FC-Vorstand„Das hat mir in Teilen keinen Spaß gemacht“

Lesezeit 6 Minuten
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Stefan Müller-Römer

  1. Im März 2019 entsandte der Mitgliederrat des 1. FC Köln Stefan Müller-Römer als Nachfolger des zurückgetretenen Werner Spinner ins Präsidium. Im September wird Müller-Römer in den Mitgliederrat zurückkehren.
  2. Im Interview spricht der Jurist über die Probleme im Vorstand des Bundesliga-Aufsteigers und seine Wünsche für die Zukunft.

Köln – Bei der Saisoneröffnung des 1. FC Köln am Sonntag wurden die scheidenden Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach emotional verabschiedet. Zu Stefan Müller-Römer, ihrem aktuellen Vorstandskollegen, blieben sie auf Abstand, während sich der Jurist angeregt mit Geschäftsführer Armin Veh unterhielt. Es herrscht weiter Eiszeit im FC-Vorstand. Stefan Müller-Römer (51) im Interview

Sie waren zum ersten Mal als Vorstand im Sommertrainingslager des 1. FC Köln dabei. Wie sind Ihre Eindrücke?

Sportlich sehr gut. Ich habe wirklich den Eindruck, dass hier ein sehr gutes Team entsteht, dass gut trainiert wird und beste Laune herrscht. Also: rundum positiv.

Ihre Vizepräsidenten waren auch in Kitzbühel – beziehungsweise: Wie sollen wir Toni Schumacher und Markus Ritterbach nennen? Vorstandskollegen?

(lacht) Vorstandskollegen können wir sie nennen. Oder eben Vizepräsidenten.

Die Frage stellt sich, weil es ja keinen Präsidenten gibt. Dann kann es ja eigentlich auch keine Vizepräsidenten geben.

Mit der Frage werde ich jetzt wieder gelockt (lacht). Faktisch gibt es einen Präsidenten. Und der bin in diesem Fall ich, weil ich satzungsgemäß auf Herrn Spinner gefolgt bin. Aber das ist am Ende Kleinkram. Es geht darum, als Vorstand seine Arbeit zu machen und die Verantwortung zu tragen, die mit einer solchen Position verbunden ist.

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Warum fährt ein Vorstand überhaupt ins Trainingslager?

Das gehört sich aus meiner Sicht so. Wenn man seine Aufgabe ernst nimmt, muss man sie so wahrnehmen, dass man sich nicht nur zum Fußballgucken ins Stadion setzt, sondern auch in einem Umfeld wie dem Trainingslager versucht, die Atmosphäre zu erspüren. Wenn es in der Vergangenheit aus dem Vorstand hieß, man habe bestimmte Entwicklungen nicht mitbekommen, hat mich das sehr gewundert. Daher bin ich der Meinung, dass man als Vorstand und erst Recht als Präsident geradezu verpflichtet ist, sich das Trainingslager anzuschauen und zu verstehen, was getan wird und wie es getan wird. Ich wurde übrigens im Trainingslager und auch jetzt danach von vielen Mitgliedern und Fans angesprochen, die das super fanden, dass ich zu beiden Trainingslagern gefahren bin.

Eine Vorstandsarbeit hat es ja seit Werner Spinners Rücktritt kaum noch gegeben.

Das ist so nicht richtig. Die Zusammenarbeit im Vorstand ist nicht optimal und auch nicht so, wie ich sie mir vorstellen würde; das ist kein Geheimnis. Aber die wichtigen Dinge stimmen wir schon ab. Wir haben in der aktuellen Übergangsphase auf Vorstandsebene aber keine „großen“ beziehungsweise weit in die Zukunft reichenden Entscheidungen mehr zu treffen. Das ist wie in der Politik, wenn jeder schon weiß, dass sich Dinge ändern werden. Dann tut man nichts mehr, das die Nachfolger binden würde. Das gebietet allein schon der Respekt. Tagesaktuelle Dinge wie Verpflichtungen und Ausleihen gehen ohnehin weiter über den Gemeinsamen Ausschuss. Das hat in diesem Sommer bei den bisher durchgezogenen Transfers auch gut funktioniert.

Sie sind in den Gremien gut vernetzt. Bekommen Sie Feedback für Ihre Vorstandsarbeit?

Ja, das bekomme ich, und es ist sehr positiv. Aber auch außerhalb der Gremien, von sehr vielen Mitgliedern bekomme ich ein tolles Feedback. Natürlich freut es mich, wenn Fanklub-Vorsitzende auf mich zukommen und sich für meinen Einsatz bedanken. Aber das ändert nichts daran, dass ich mich ständig hinterfragen und mir klarmachen muss, dass es bestimmt auch andere gibt, die sich nicht äußern und es nicht so positiv sehen, ohne es auszusprechen. Man kann es nie allen Recht machen und das sollte auch nicht das Ziel sein, weil man ein eigenes Profil haben muss und nicht immer danach schauen sollte, was außen gut ankommt.

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Stefan Müller-Römer im Trainingslager in Donaueschingen 

Im September gehen Sie zurück in den Mitgliederrat, ihr Heimatgremium. Dann ist das Thema Vorstand erst einmal vorbei. Freuen Sie sich darauf?

Im Moment freue ich mich tatsächlich darauf, weil ich die Zeit im Vorstand nicht als durchweg angenehm empfunden habe. Es ist bekannt, dass es viele Disharmonien gibt. Das hat auch mir in Teilen keinen Spaß gemacht. Wenn es also in dieser Form beendet wird, bedeutet das weniger Stress. Denn selbst für mich als Anwalt, der im Thema Konflikte allein durch den beruflichen Alltag hart geschult ist, war das schon schwer. Am Ende bin ich auch nur ein Mensch mit Emotionen und kann und will auch nicht alles verdrängen.

Als Vertreter des Mitgliederrats haben Sie im Gemeinsamen Ausschuss eine Stimme und vertreten ein Gremium, das sehr kraftvoll in seiner Meinungsbildung ist. Wie sehen Sie in die Zukunft unter einem vermutlich neuen Vorstand?

Ich denke, dass der Einfluss des Mitgliederrats oft falsch dargestellt wird. Der Mitgliederrat ist das Aufsichtsorgan des Vorstandes. In jedem vernünftigen Unternehmen gibt es ein solches Aufsichtsorgan, weil ein Vorstand ohne Aufsicht eine zu große Gefahr für jedes Unternehmen bedeuten würde. Fußball ist ein Millionengeschäft, in dem längst nicht alles seriös läuft. Umso wichtiger ist es, Sachverhalte manchmal zu hinterfragen. Ich gehe davon aus, dass wir in Zukunft eine ganz andere Qualität von Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Mitgliederrat haben werden. Ich gehe davon aus, dass es respektvoll und vertrauensvoll werden wird. Wir müssen die Gegensätze und Streitereien endlich überwinden. Es kann nicht sein, dass jeder, der eine andere Meinung vertritt, in eine Ecke gedrängt und womöglich sogar beschimpft wird. Ich möchte dahin kommen, dass man beim 1. FC Köln ohne Angst unterschiedliche Meinungen vertreten kann. Dieses krasse Gegeneinander auch unter unseren Fans und Mitgliedern, das sich von oben nach unten fortgesetzt hat, müssen wir dringend rauskriegen.

In dem Zusammenhang hat Toni Schumacher sich überrascht darüber geäußert, dass der Mitgliederrat ihn nicht mehr nominiert hat. Kennen Sie die Gründe?

Ich weiß nicht, was er sich bei dem Satz gedacht hat. Denn ich bin zumindest darüber informiert, dass sich der Mitgliederrat, dem ich zum Zeitpunkt der Vorstandsauswahl gar nicht mehr angehört habe, intensiv mit ihm unterhalten und ihm die Gründe sehr wohl genannt hat. Mich überrascht diese Aussage daher.

Sie blicken auf viele Jahre gestaltender Arbeit im Verein zurück. Haben Sie noch Freude daran – oder reicht es Ihnen?

Man weiß nie, wie sich das eigene Leben weiterentwickelt. Aber grundsätzlich habe ich an der Arbeit für unseren Verein noch immer großes Interesse, weil ein so großer und begeisternder Verein ein spannendes Gebilde ist. Denn man kann nicht so einfach Entscheidungen treffen wie in einem normalen Unternehmen, weil viel mehr Unwägbarkeiten und Emotionen im Spiel sind. Ich gehe außerdem davon aus, dass es in Zukunft weniger konfrontativ sein wird und wir konstruktiver miteinander arbeiten werden. Dann wird es auch mehr Spaß machen. Und außerdem ist der FC nun mal mein Herzensverein. Davon kommt man ohnehin nicht los.

Wie wirkt sich das auf Ihr Fansein aus, wenn alles ein bisschen entmystifiziert ist?

Gute Frage. Tatsächlich ziemlich stark. Die negativen Vorkommnisse der vergangenen Jahre haben den Stadionbesuch manchmal schon etwas verleidet. Man sitzt dann zwar beim Spiel, denkt aber noch über gerade ausgetragene Streite nach und unterhält sich auch mit seinen Kollegen aus dem Mitgliederrat über Vorfälle, die es gerade gegeben hat. Da bleibt der Spaß zwischendurch auf der Strecke, das räume ich ein.