Köln – Es war ungewöhnlich laut am Montagmorgen auf dem Trainingsplatz des 1. FC Köln, lauter als in den vergangenen Jahren. Stefan Ruthenbeck, der in Folge des Abschieds von Peter Stöger von der A-Jugend des 1. FC Köln zu den Profis befördert worden ist, hielt seine erste Trainingseinheit mit dem gesamten Kader ab und kommentierte lautstark jede Übung.
„Ich bin ein anderer Typ als der Peter“, beschrieb der 45-Jährige, der feststellte, „nicht besser oder schlechter“ zu sein als sein Vorgänger aus Österreich. Nur eben hörbar anders. „Meine Ansprache ist eine andere. Vielleicht wird der eine oder andere überrascht sein; der eine oder andere wird es cool finden. Klar ist: Jeder wird sich damit beschäftigen, und damit ist es ein neuer Impuls. Das kann ausschlaggebend dafür sein, dass wir neue Impulse im Spiel haben. Ich habe das Gefühl, dass die junge Garde schön am Drücken ist und ihre Chance wittert.“
Donnerstag in Belgrad
Schon am Donnerstagabend (21.05 Uhr) steht für die Kölner das Gruppenfinale in der Europa League bei Roter Stern Belgrad an. Mit einem Sieg kann der FC die K.o.-Phase erreichen; das gilt als Erfolg, obwohl die Europa League im neuen Jahr eher Terminschwierigkeiten bedeutet als Feiertage, falls es für die Kölner doch noch darum gehen sollte, dass Köln um den Klassenverbleib spielt. Dennoch wird es ein großes Spiel. „Das ist für den Verein und für uns äußerst wichtig. Wir haben ein bisschen Personalprobleme. Das ist auch eine Chance für die Jungs, die hinten drangestanden haben. Das wird kein fußballerischer Leckerbissen. Aber mit viel Leidenschaft und viel Biss werden wir dort bestehen und auch etwas mitbringen.“
Angesichts des dünnen Kölner Kaders sei es nun seine Aufgabe, auch die Spieler mitzunehmen, die zuletzt „nicht die ganz große Rolle gespielt haben. Da sind wir in der Pflicht, ihnen Mut zusprechen. Aggressiver spielen – das kannst du nicht, wenn du die Hosen voll hast. Du musst Mut mitbringen. Wir müssen auch aufzeigen, dass man nach Rückschlägen aufstehen muss. Passivität ist nicht mein Ding.“
FC-Spieler sollen „alles raushauen“
Ruthenbecks zeitliche Perspektive ist begrenzt, doch das stört den Trainer nicht. „Aktuell geht es darum, in den nächsten zweieinhalb Wochen alles rauszuhauen. Das wissen die Jungs, das weiß der Verein, das weiß ich. Jetzt gehen wir das an, mit viel Euphorie und dem entsprechenden Engagement. Der Biss heute im Training - das hat mir gut gefallen.“
Ein Mann aus der Region
Sein Einstand war ein wenig missglückt. Am Wochenende war bereits vor der offiziellen Trennung von Peter Stöger aus Ruthenbecks U19 zu hören gewesen, dass es in der Kölner Erstligamannschaft eine Veränderung geben werde. Allerdings hatte es bereits in der vergangenen Woche Berichte gegeben, nach denen Ruthenbeck im Fall einer Trennung für Stöger übernehmen werde. Darauf sei Ruthenbeck von seinen Spielern angesprochen worden. „Ich habe meiner Mannschaft gesagt: Egal, was passiert – es wird hier jemand stehen. Wir hatten ein wichtiges Spiel, darauf sollte sich die Mannschaft konzentrieren. Ich habe nicht gesagt, dass ich am Sonntag oder Montag Trainer des 1. FC Köln bin.“
Er wolle in der Angelegenheit das Gespräch mit Peter Stöger suchen. „Da stehen Dinge im Raum, die mir nicht gefallen. Ich lasse mir nichts unterstellen, was ich nicht gesagt habe. Aber ich habe mich jetzt auf die Arbeit zu konzentrieren.“ Und die Arbeit liegt Ruthenbeck am Herzen. „Ich bin ein Junge aus Quadrath-Ichendorf. Das ist etwas Besonderes für mich.“