Köln – Steffen Baumgart wurde zuletzt oft gelobt und gefeiert. Zurecht. Der Trainer ist in erster Linie verantwortlich für den Aufschwung des 1. FC Köln. Einer Mannschaft, die in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils mit einem Bein schon in der 2. Bundesliga gestanden hatte und personell kaum verändert wurde. Mit seiner mutigen Herangehensweise und seiner zupackenden, erfrischenden Art sorgte der Trainer für eine lange nicht gekannte Aufbruchsstimmung in Köln. Und wurde so zum Hoffnungsträger.
Doch das kuriose, dramatische und folgenreiche Pokal-Aus gegen den Zweitligisten Hamburger SV hat der Trainer ebenfalls zu verantworten. Er ging großes Risiko, pokerte hoch – und verzockte sich.
Die Mannschaft so stark umzubauen, war das falsche Signal
Natürlich ist es im Nachgang stets wohlfeil zu behaupten, wie das Spiel wohl ausgegangen wäre, wenn der FC in Bestbesetzung angetreten wäre. Der FC hatte anfangs auch beste Torchancen. Und beim Zweitrunden-Sieg in Stuttgart war die Rotation von Baumgart auch aufgegangen. Doch jetzt waren die Vorzeichen andere. Die Mannschaft im bis dahin wichtigsten Spiel der Saison gleich auf sechs Positionen zu verändern, war bereits vor dem Anpfiff das falsche Signal und ein unnötiges Wagnis. Zumal der Coach zuvor selbst von hehren Zielen im Wettbewerb und seinem Traum von Berlin gesprochen hatte.
Auch die Belastungssteuerung taugt wenig als Grund für die Rotation, schließlich hatte der FC nach der Winterpause erst zwei Partien absolviert, nach dem Bochum-Spiel pausiert die Bundesliga zudem für zwei Wochen. Wenn schon eine Rotation, dann hätte sie zuvor eher im ungleichen Duell gegen die Bayern Sinn ergeben.
Niederlage mit Folgen
Am Ende stand eine Niederlage mit Folgen. Finanzielle, in Pandemie-Zeiten wären weitere Einnahmen ein Segen gewesen. Und natürlich sportliche. Die Chancen des FC, weit zu kommen, waren seit langer Zeit nicht mehr so groß wie in diesem Jahr. Titelanwärter wie Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Frankfurt sind raus, weitere Zweitligisten wie Karlsruhe oder St. Pauli dagegen noch dabei. Die Sehnsucht der Fans war groß, letztmals hatte der einstige Pokal-Spezialist vor 30 Jahren das Endspiel erreicht. Doch der FC sorgte in dem Wettbewerb erneut für eine bittere Enttäuschung.
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Bleibt zu hoffen, dass die Niederlage keine Spuren hinterlässt. Für Baumgart war sie nach dem Höhenflug der letzten Wochen der erste echte Rückschlag. Doch der Trainer sollte sich treu bleiben und den eingeschlagenen Weg fortsetzen. Und so, wie man Baumgart bisher in Köln kennengelernt hat, ist ihm das auch zuzutrauen.