Vier Jahrzehnte ist der letzte Titelgewinn des 1. FC Köln nun her. Erinnerungen an das Pokalfinale von 1983.
40 Jahre DFB-PokalsiegAls Littbarski den FC erlöste – und den bisher letzten Titel besorgte
In vielerlei Hinsicht war der Wettbewerb um den DFB-Pokal 1982/83 ungewöhnlich. Nicht zuletzt, da zum bislang ersten und einzigen Mal beide Finalisten aus der gleichen Stadt kamen. Es war naheliegend, das Finale eben dort auszutragen.
Doch Reihe nach. Der 1. FC Köln trug sämtliche Begegnungen im DFB-Pokal 1982/83 im heimischen Müngersdorfer Stadion aus. Eine im Pokal zuvor nie dagewesene und danach nicht mehr erreichte Serie.
Gegner aus NRW
Nicht einmal von der zweiten Mannschaft von Hertha BSC, die es 1992/93 überraschend ins Endspiel geschafft hatte. Zwar genossen die Berliner auf dem Weg ins Finale bei allen Pokalspielen Heimrecht, diese fanden aber nicht ausschließlich im Olympiastadion statt.
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Neben den beiden großen Stuttgarter Vereinen traf der FC nur auf Gegner aus Nordrhein-Westfalen. In der ersten Runde setzte sich die Mannschaft von Rinus Michels mit 3:1 gegen Bayer 05 Uerdingen durch. Es folgten Bayer 04 Leverkusen (3:1), die Stuttgarter Kickers (5:1), der FC Schalke 04 (5:0) und der VfB Stuttgart (3:2 n.V.).
Fortuna Köln muss nachsitzen
Endspielgegner Fortuna Köln musste ungleich mehr Aufwand betreiben und dabei gleich zweimal Nachsitzen. Nach einem 2:0 über den SC Freiburg in der ersten Runde gab es nach einem 0:0 in Ulm ein damals übliches Wiederholungsspiel. Die Fortuna gewann mit 3:0. Es folgte ein 2:1 bei Eintracht Braunschweig, ehe im Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach wieder ein Entscheidungsspiel notwendig war.
Im Halbfinale schlug das Team von Trainer Martin Luppen Borussia Dortmund im Südstadion sensationell mit 5:0. Das Finale machten also zwei Kölner Vereine unter sich aus. Damit wurde das Müngersdorfer Stadion nach 1937 zum zweiten Mal zum Schauplatz des deutschen Pokalfinales. Das Berliner Olympiastadion wurde erst ab 1985 fester Endspielort.
Mehrere Derbys
Nicht nur das Finale sah ein innerstädtisches Duell. Im Verlaufe des Wettbewerbs war es zu mehreren Derbys gekommen. So traf Hertha Zehlendorf auf Hertha BSC (2:4 n.V.), die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart auf die Kickers (1:5 n.V.) sowie der TSV 1860 auf die zweite Mannschaft des FC Bayern (1:0). Zudem waren mit SC und FC zwei Vereine aus Freiburg am Start.
Der Finaltag – der 11. Juni 1983 – war ein warmer Sommertag. Unter den 61.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion war auch Klaus Herrmann aus Weidenpesch. Eigentlich hatte er Karten bei der Verlosung eines Getränkeverlags gewonnen. Als er seinen Gewinn in Empfang nehmen wollte, gab es ein böses Erwachen.
Pittermännchen statt Eintrittskarten
Statt der begehrten Tickets gab es nur einen Gutschein für ein Pittermännchen. Angeblich hatte man trotz Zusage keine Eintrittskarten bekommen. Per Zufall war Herrmann dann doch noch an Stehplatzkarten gekommen.
Auf dem Rasen tat sich der FC lange gegen die gut aufgelegte und mutig spielende Fortuna schwer. Pfiffe gegen den Favoriten wurden mit zunehmender Spieldauer immer lauter. „Es war ein Kölner Ereignis und es waren viele im Stadion, die da sonst nicht hingehen. Die wollten ein Spektakel und waren im Zweifel für den Underdog Fortuna“, vermutet der heutige FC-Stadionsprecher Michael Trippel.
Kamera-Team in der Kabine
Heutzutage völlig undenkbar war in der Halbzeit ein Kamera-Team des übertragenden Senders ZDF in der Kabine der Fortuna und übertrug die Pausen-Ansprache Luppens live.
In der 68. Spielminute kamen sich nach einer verunglückten Flanke von Klaus Allofs Fortuna-Torwart Bernd Helmschrot und einer seine Vorderleute in die Quere. Der Ball fiel Pierre Littbarski vor die Füße.
Weltmeister ärgert sich nicht lange
„Der kullert mir vor die Füße und den nehme ich dann natürlich mit“, erinnert sich Littbarski an den erlösenden Treffer. „Die Pfiffe fand ich respektlos. Fortuna hat Klasse gespielt, es war deren Spiel des Lebens. Fortuna ist ja auch nicht durch Glück ins Finale gekommen.“
Der Weltmeister von 1990 ärgerte sich nach dem Spiel aber nicht lange. „Das war die Trotzreaktion eines Kindes. Wir uns dann selbst gefeiert“, erzählt er weiter.
Erst Pfiffe, dann Jubel
Bei der Pokalübergabe hatte es noch einmal lautstarke Unmutsbekundungen gegeben. Es waren vernehmliche „Fortuna, Fortuna“-Rufe zu hören. Erst als FC-Kapitän Gerd Strack die Trophäe in die Höhe stemmte, war der Jubel erstmals lauter als die Pfiffe.
Verständnis für die negative Stimmung hat Herrmann nur bedingt. „Klar, Fortuna hat gut gespielt. Aber ich bin dann doch FC-Fan und freue mich über einen Titelgewinn. Es war oft genug andersherum, dass wir nur zweiter Sieger waren“, findet Herrmann.
Der letzte Titel
Dass der Gewinn des DFB-Pokals 1983 den bis heute letzten Titelgewinn für den 1. FC Köln darstellt, konnte sich damals kaum jemand vorstellen. „Damals hätte ich gesagt: Das kannst Du einem anderen erzählen, dass das der letzte Titel war. Aber dadurch bekommt der Pokalsieg noch einmal einen ganz anderen Stellenwert“, stellt Littbarski fest.
Viermal steht der Vereinsname des 1. FC Köln auf dem Sockel des 1964 vom Kölner Künstler Wilhelm Nagel geschaffenen Wanderpokals eingraviert. Pfiffe würde es wohl nicht mehr geben, sollte der FC sich ein fünftes Mal in die Siegerliste eintragen.