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Neue DFL-Spitze will Klubs einenFC-Boss Keller unterstreicht Kölner „Nein“ zu Investoren

Lesezeit 4 Minuten
Carsten Cramer, Geschäftsführer Borussia Dortmund, Christian Keller, Geschäftsführer 1. FC Köln und Alexander Jobst, CEO Fortuna Düsseldorf (v-l), diskutieren auf der Bühne.

Carsten Cramer, Geschäftsführer Borussia Dortmund, Christian Keller, Geschäftsführer 1. FC Köln und Alexander Jobst, CEO Fortuna Düsseldorf (v-l), diskutieren auf der Bühne.

Die neue DFL-Doppelspitze tritt am Montag ihr Amt an. Sie muss es schaffen, eine große Kluft zu schließen.

Nein, einig waren sie sich nicht, ganz im Gegenteil. Beim „Neuland“-Kongress in Aachen, am Rande des Reitturniers CHIO, diskutierten FC-Sportdirektor Christian Keller, BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer und Düsseldorfs Vorstandsvorsitzender Alexander Jobst über die Pläne der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zur künftigen Vermarktung. Rasch wurde auch in dieser Runde klar: Ein Kompromiss scheint nicht in Sicht. Nach der negativen Abstimmung Ende Mai bezüglich des Einstiegs eines Private-Equity-Investors, also einer Kapitalbeteiligungs-Gesellschaft, sind die Fronten verhärtet.

Gerade deshalb wollen die neuen DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel die Profivereine in einem Rundschreiben zur Geschlossenheit aufgerufen. „Die 36 Klubs der Lizenzligen verfolgen individuelle Strategien, haben ihre eigenen Werte und Traditionen und vertreten zum Teil unterschiedliche Ansichten. Dennoch ist und bleibt die Stärkung des Zusammenhalts der Liga-Vereinigung die Basis für eine gemeinsame positive Weiterentwicklung der Bundesliga und 2. Bundesliga“, heißt es in dem Papier, das dem „Kicker“ vorliegt.

Lenz und Merkel waren kurzfristig befördert worden, weil Aufsichtsrat und Präsidium der Deutschen Fußball Liga zuvor einige Absagen kassiert hatten. Sie haben an diesem Montag ihr Amt angetreten. Die beiden 37-Jährigen waren bereits in der Geschäftsleitung der DFL tätig. Zuvor hatten Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt und Oliver Leki vom SC Freiburg die Dachorganisation vorübergehend geleitet.

Hellmann hatte dieser Tage zu den Differenzen innerhalb des Profifußballs gesagt: „Es gibt einfach aktuell zu große Interessengegensätze, als dass wir es schaffen würden, eine gemeinschaftliche Strategie zu entwickeln, wie man die Liga entwickelt.“

1. FC Köln, FC Schalke 04 und VfB Stuttgart sagten „Nein“

Der FC gehörte neben unter anderem dem FC Schalke 04 und dem VfB Stuttgart zu den Klubs, die bei der Abstimmung zum Einstieg eines Investors mit „Nein“ stimmten und so die nötige Zweidrittel-Mehrheit verhinderten - 20 abgegebene Ja-Stimmen reichten nicht aus. Die Kölner positionierten sich dabei besonders deutlich gegen das Vorhaben der DFL, einem Investor nach Ausschreibung für die Zahlung von circa Milliarden Euro 20 Jahre lang 12,5 Prozent der Erlöse der in einer Tochterfirma gebündelten Rechte, unter anderem die der TV-Vermarktung, zu überlassen.

Mich nervt ein bisschen, dass wenig angepackt und immer viel beschrieben wird, was nicht gut ist
Carsten Cramer, BVB-Geschäftsführer

Seine Contra-Haltung machte der FC-Vorstand vor der Abstimmung in einem öffentlichen Rundschreiben deutlich und versuchte so, Klubs von seiner Meinung zu überzeugen. Keller unterstrich in Aachen die Kölner Position: Man habe „nicht gegen die vorgebrachte Stoßrichtung“ gestimmt, also nicht gegen die Notwendigkeit, die Vermarktung der Profiligen zu fördern, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Wohl aber gegen das Thema, wie viel Kapital man tatsächlich brauche, um diese Entwicklung voranzutreiben.

Der FC befürchtet eine zu große Einflussnahme des künftigen Investors und somit Interessenkonflikte mit den Vereinen. Es habe überhaupt zu viele offene Fragen und zu wenig Transparenz gegeben, erklärte Keller weiter. Auch kritisierte er den Zeitdruck, den die DFL erzeugt habe.

Die Riege der Befürworter führten vor allem der FC Bayern München, Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt an. BVB-Mann Cramer gefielen Kellers Worte in Aachen deshalb so gar nicht. „Mich nervt ein bisschen, dass wenig angepackt und immer viel beschrieben wird, was nicht gut ist“, sagte er - und: „Ich finde die Kritik am Prozess, ohne aufzuzeigen, wie man es besser machen kann, nicht gut“.

FC-Vorstoß: Exklusive Anstoßzeiten

So ganz stimmt dieser Vorwurf allerdings nicht, denn der FC hatte unter anderem angeregt, die Namensrechte der Liga zu vermarkten oder zusätzliche, exklusive Anstoßzeiten zu schaffen. „Der Prozess ist nicht zu Ende“, meinte Keller. Man müsse alternative Ideen entwickeln und sie „mit einer anderen Streit- und Diskussionskultur“ behandeln. „Dann werden sich schon alle so verhalten, dass es das Beste für den Fußball ist.“

Einen neuen Zeitplan gibt es jedoch bislang nicht. Einig sind sich die Klubchefs wohl nur darin, dass die Gesamtvermarktung der Bundesliga, vor allem im Ausland, verbessert werden muss. Lenz und Merkel haben nun die Aufgabe, diesen Prozess zu moderieren und eine Zerreißprobe der Solidargemeinschaft Bundesliga zu verhindern - ein Mammutprojekt.