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Frauen-BundesligaEin Weg aus dem Schattendasein wird gesucht

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Die FC-Frauen spielten am vergangenen Freitag parallel zu den Herren des Klubs. 1111 Zuschauer sahen die Partie gegen den FC Bayern im Kölner Franz-Kremer-Stadion.

Köln – Zwei Bundesliga-Heimspiele hatte der 1. FC Köln am Freitag der vergangenen Woche zu absolvieren, quasi gleichzeitig. Ein Außenseiter war zu Gast in Köln sowie eine mit Stars gepickte Auswahl. Die FC-Männer bezwangen vor 40000 Fans in Müngersdorf die SpVgg Greuther Fürth 3:1 – im Franz-Kremer-Stadion sahen parallel 1111 Zuschauer, wie die Kölner Frauen vom Meister Bayern München 6:0 besiegt wurden. „Es ist natürlich unglücklich, dass gerade unser Spiel gegen die Bayern gleichzeitig zum Spiel der Jungs stattgefunden hat“, sagte FC-Teammanagerin Nicole Bender dieser Zeitung. „Aber wir müssen im Franz-Kremer-Stadion unsere Spielpläne mit der U21 und der U19 koordinieren. Und dann kann es schon einmal eng werden.“

Dass eines der wichtigsten Heimspiele der FC-Frauen der Saison allein wegen der Ansetzung degradiert wird, ist an sich erst einmal nur Pech. Doch passt es gut ins Gesamtbild des Frauenfußballs, der nach wie vor ein Schattendasein fristet. Gesucht werden Wege ins Rampenlicht.

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Der Fußballverband Rheinland (FVR) hat deswegen für den DFB-Bundestag am 11. März 2022 eine Ausgliederung der Frauen-Bundesliga aus dem Dachverband beantragt. Hintergrund ist, dass sich die Erstligisten selbst vermarkten könnten, wodurch dem schwachen Zuschauerinteresse entgegengewirkt werden soll und auf einen höheren Erlös gehofft wird. Drahtzieher des Vorstoßes ist Theo Zwanziger, ehemaliger Präsident des DFB, in seiner Amtszeit Förderer des Frauen-Fußballs – und beim initiierenden FVR stimmberechtigter Ehrenpräsident. Die Kernaussage des Anliegens ist klar: Mit dem Status quo herrscht Unzufriedenheit.

Seit vergangener Woche liegt der Vorschlag der kommissarischen DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich vor. „Wir wollen den Stein ins Wasser werfen“, sagte Zwanziger. Die höchste Frauenliga brauche „eine Perspektive außerhalb eines großen Schatten werfenden Bereichs. Das wäre gesellschaftlich unglaublich wichtig und geht nur mit einem klaren Profil“.

Quersubventionierte Liga

Im Gespräch war auch schon, dass die oberste Frauen-Liga wie die Profiklubs der Männer von der Deutschen Fußball Liga (DFL) vermarktet werden. „Das ist ein sehr interessanter Markt“, hatte DFL-Chef Christian Seifert vor einem Jahr gesagt. Vor allem bei den Vereinen wie den Bayern oder dem VfL Wolfsburg, die auch im Männerfußball stark vertreten sind, haben sich jedoch die Stimmen gemehrt, dass die Frauenliga am besten auf eigenen Füßen stehen würde.

Aktuell werden die meisten Teams von ihren Männer-Pendants quersubventioniert. Ausgaben von durchschnittlich 2,1 Millionen Euro stehen Einnahmen von 1,1 Millionen Euro gegenüber. Aus der vom DFB gesteuerten zentralen Vermarktung erhält jeder Frauen-Bundesligist 300.000 Euro. Längst nicht jede Spielerin kann vom Fußball leben. Großes Vorbild ist die englische Woman’s Super League, die seit dieser Saison zehn Millionen Euro TV-Einnahmen pro Jahr kassiert. Viele Spiele werden bei großen Anstalten zur besten Sendezeit übertragen. „Da sind wir hier mit der Bundesliga noch ein ganzes Stück weit von entfernt“, so FC-Teammanagerin Bender.

Eine Bewegung in die richtige Richtung ist hierzulande zumindest erkennbar: Seit dieser Saison wird von jedem Spiel eine Live-Übertragung produziert, alle 132 Partien sind beim kostenpflichtigen Telekom-Streamingdienst MagentaSport zu sehen. „Da hat sich etwas getan, dass muss man klar sagen“, so Bender. Zudem überträgt Eurosport pro Spieltag eine Partie, am Freitag ist es das Leverkusener Heimspiel gegen den SC Sand.

„Frauenfußball boomt“

Bayer 04 wollte sich auf Anfrage nicht auf eine mögliche Ausgliederung der Liga äußern, man wolle zunächst Gespräche zwischen Vereinen und Verband abwarten. Thomas Eichin, Leiter Nachwuchs und Frauen beim Werksklub, sagte: „Frauenfußball boomt. Bei Bayer 04 sehen wir uns gut positioniert, der Verein hat bereits früh damit angefangen.“ Bayer 04, Tabellenfünfter der vergangenen Saison und aktuell auf Platz vier, will weiter „im oberen Segment“ spielen.

Ob Zwanzigers Vorstoß sich in absehbarer Zeit umsetzten lässt, ist offen. Beim DFB dürfte man sich entschieden dagegen wehren, ein Alleingang der höchsten Frauen-Spielklasse würde dem Verbands-Riesen kein gutes Zeugnis beim Vorantreiben von Professionalisierung und Gleichberechtigung ausstellen.