Der 1. FC Köln hat einen sensationellen Derbysieg gelandet, der entscheidend sein könnte für den weiteren Saisonverlauf. Mit einer außerordentlichen Energieleistung schlugen die Kölner nur drei Tage nach dem Pokal-Aus im Elfmeterschießen beim Zweitligisten Jahn Regensburg ihren rheinischen Rivalen Borussia Mönchengladbach mit einer organisatorisch wie kämpferisch kaum für möglich gehaltenen Leistung 2:1. Elvis Rexhbecaj (3., 55.) erzielte beide Kölner Treffer, Florian Neuhaus (16.) hatte zwischenzeitlich ausgeglichen für den Champions-League-Teilnehmer, der zu viel rotiert hatte und zu wenig konsequent auftrat, um die Kölner schlagen zu können.
Die Tore
1:0: Drei Minuten waren absolviert, die Partie hatte bis dahin überwiegend aus einer Verletzungspause bestanden, nachdem Stindl Elvis Rexhbecaj gefoult und dafür Gelb gesehen hatte. Ehizibue baute rechts auf, passte zu Ondrej Duda ins Zentrum, dem ein überragender Ball auf Rexhbecaj gelang, der mit links abgefälscht versenkte. Dennoch ein fantastischer Angriff.
1:1: In der 16. Minute spielte Stindl am Kölner Strafraum quer zu Florian Neuhaus, Salih Özcan bekam den Fuß nicht vor den Ball, was allerdings nicht zwingend ein Tor bedeutet hätte. Doch Jorge Meré fälschte den Ball unhaltbar zum 1:1 ab.
2:1: Zehn Minuten nach der Halbzeitpause schlug Timo Horn lang ab, Ismail Jakobs attackierte Kramer tief in der Gladbacher Hälfte. Der Weltmeister befreite sich zwar mit einem Pass auf Lainer, doch der spielte den Ball in Rexhbecajs Füße, der kühn genug war, Yann Sommer aus spitzem Winkel mit einem Schuss durch die Beine zu überlisten.
Es war ein großes Spiel der Kölner, doch der größte Augenblick des Abends ereignete sich erst nach dem Schlusspfiff: Im Moment des Sieges strömten die Kölner Spieler zum Pulk zusammen, jubelten und brüllten „Derbysieger, Derbysieger“ durch den stillen Borussia-Park.
Dann liefen sie zur Eckfahne vor jenem Teil der Tribüne, auf dem in anderen Zeiten die Kölner Fans stehen, wo sie den Jubel des Mönchengladbachers Marcus Thuram aus dem Hinspiel kopierten: Rafael Czichos nahm das Trikot des zweifachen Torschützen Elvis Rexhbecaj und hisste es auf der Eckfahne, um es vor dem Kölner Block zu schwenken. Es waren Momente des vollkommenen Glücks für den FC.
Spieler des Spiels
Elvis Rexhbecaj, der zwei Tore erzielte, für die er keinen Sonderpreis gewinnen wird, die aber nur fielen, weil er sich mit aller Überzeugung eingesetzt hatte. Es waren die Treffer vier und fünf des aus Wolfsburg entliehenen Mittelfeldspielers, der nicht nur wegen seiner Treffer überragte, sondern auch taktisch und kämpferisch der entscheidende Spieler auf dem Platz war.
„Wichtig sind die drei Punkte; wer die Tore schießt, ist egal“ – mehr war dem Spieler nach dem Schlusspfiff nicht zu entlocken. Sein Trainer Markus Gisdol ergänzte: „Elvis ist ein Spieler, den man liebhaben muss.“
Das war gut
Die Art, wie die Kölner auf die vergebene Viertelfinal-Chance im Pokal reagierten: Die Mannschaft fand einmal mehr zueinander, als es darauf ankam – und als niemand mehr mit ihr rechnen durfte.
Das war schlecht
An einem Derbysieg kann nicht viel schlecht sein. Allenfalls das Kölner Konterspiel: Emmanuel Dennis bietet mit seiner Geschwindigkeit zwar alle Möglichkeiten, doch gelang es der Mannschaft nicht, sich torgefährlich zu befreien. So mussten die Kölner bis zuletzt zittern, was den Sieg am Ende nicht unbedingt weniger schön machte.
Das sagen die Trainer
Marco Rose (Borussia Mönchengladbach): Man muss den Kölnern gratulieren, sie haben gespielt, wie man ein Derby angehen muss. Sie waren in den Zweikämpfen besser als wir. Meine Mannschaft ist zwar viel gelaufen, in den entscheidenden Aktionen haben wir aber zu oft das Nachsehen gehabt. Und wir haben Tore kassiert, die einfach nicht fallen dürfen. Die Leistung hat nicht gereicht, um dieses Spiel zu gewinnen. Es geht um Haltung, da war uns Köln heute voraus.
Markus Gisdol (1. FC Köln): Wenn ein Team eine solche Leistung zeigt, freut man sich natürlich. Wir hatten einen sehr schlechten Saisonstart, für den wir lange haben zahlen müssen. Es war sehr wichtig für uns, ein dominantes Zweikampfverhalten zu zeigen. Das Motto war: Raus aus dem Druck, wir wollten da gute Lösungen finden. Ich glaube, wir sind heute kein unverdienter Sieger. Es war von Beginn der Saison an klar, dass wir nur gegen den Abstieg spielen würden. Aber wir haben heute wieder gezeigt, dass diese Mannschaft einiges kann. Dieser Klub ist verrückt. Aber ich liebe diesen Klub.
Das sagen wir
Die Leistung nach den Querelen der vergangenen Tage unter dem Druck einer drohenden Derbyklatsche hat einmal mehr unter Beweis gestellt, zu was die Kölner Mannschaft fähig ist: Der FC hat körperlich und mental die Zähigkeit, entscheidende Partien zu gewinnen. Abgesehen vom Schwung, den ein Derbysieg der Mannschaft geben wird, war der Sieg im Borussia Park auch wegen der drei Punkte im Abstiegskampf ein Erfolg, der den Rest Saison entscheidend prägen könnte. Markus Gisdols Liebeserklärung an den 1. FC Köln lieferte zum Ausklang des Tages den Beweis, was dieser Sieg für den Trainer und seine Mannschaft bedeutet.