Der lautstarke Protest nach dem Offenbarungseid des 1. FC Köln gegen Darmstadt hatte eine neue Qualität. Der Klub taumelt so dem siebten Abstieg entgegen.
Kommentar nach dem 0:2 gegen DarmstadtHartes Erwachen beim 1. FC Köln in der bitteren Realität
Monatelang hatte die Südkurve wie eine rot-weiße Wand hinter dem 1. FC Köln gestanden und die Mannschaft auf jedem erdenklichen Weg mit voller Kraft unterstützt. Der harte Kern hatte so manche sportliche Grausamkeit und widersinnige Entscheidung mitgetragen oder ertragen, um den Verein auf seinem vermeintlichen (Sanierungs-)Kurs zu unterstützen. Doch als sich nach dem 0:2 gegen Darmstadt nun so deutlich wie nie zuvor der Untergang am Horizont auftat, kippte erstmals die Stimmung. Auch der harte Kern verweigerte der Mannschaft die Gefolgschaft. Es wirkte wie ein hartes Erwachen in der bitten Realität.
Der lautstarke Protest nach dem sportlichen Offenbarungseid gegen Darmstadt hatte eine neue Qualität. Teile der Fans haben Sport-Geschäftsführer Christian Keller als den Hauptschuldigen ausgemacht, und der sonst so betont selbstbewusst auftretende Sportchef schlägt mittlerweile andere, selbstkritische Töne an. Denn wer sich mit nur 22 Punkten und indiskutablen 23 Toren nach 30 Spieltagen auf dem vorletzten Tabellenplatz wiederfindet, der steht dort nicht von ungefähr.
1. FC Köln: Dem so stolzen Klub fallen die Fehlentscheidungen auf die Füße
Die Mannschaft ist im möglicherweise vorentscheidenden Heimspiel gegen einen Gegner, der 22 Bundesligaspiele zuvor nicht gewonnen hatte und praktisch seit Wochen als designierter Absteiger feststeht, kollabiert. Mental und fußballerisch. Es fehlt für jeden offensichtlich auch an der Qualität in einem handwerklich schlecht zusammengestellten Kader. Der womöglich zu konsequente Sparkurs und die fehlende sportliche Kompetenz im Klub fallen dem FC auf die Füße. Die Fehlerkette ist länger als der Rhein, es wurde vor und während dieser Saison kaum eine richtige Entscheidung getroffen. Vom Cas bis zum Kader. Für den so stolzen Traditionsverein mit fast 140 000 Mitgliedern, in dem diese ungemein viel zu sagen haben, ist das ein Trauerspiel. Ambitionslosigkeit statt Ambitionen.
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Der FC taumelt dem siebten Abstieg der Vereinsgeschichte entgegen, der auf allen Ebenen zu erheblichen Konsequenzen führen würde. Und er wäre im Prinzip schon besiegelt gewesen, hätte es vor zwei Wochen nicht das Nachspielzeit-Wunder beim 2:1 gegen Bochum gegeben. Selbst wenn es zu einer wundersamen Rettung käme, wären die Aussichten alles andere als rosig. Zwar hätte der FC den Gang in die 2. Bundesliga vermieden, der mit Mindereinnahmen von 40 bis 50 Millionen Euro verbunden wäre. Doch selbst im Fall des Klassenerhalts würde die Mannschaft aufgrund der Abgänge ihrer Leistungsträger und der Fifa-Transfersperre sportlich gewiss nicht besser werden.
Noch ist die Rettung möglich, doch es fehlt die Fantasie, wie sie gelingen soll
Noch ist die Rettung möglich. Zwölf Punkte sind noch zu vergeben, das Restprogramm ist keines, dass einem einen Schrecken einjagen sollte. Doch was ist schon normal beim 1. FC Köln? Die Spieler werden jetzt noch einmal alles probieren. Doch für die Rettung bedarf es eines außerordentlichen Turnarounds. Nach dem Debakel gegen Darmstadt fehlt die Fantasie, dass die angeschlagene Mannschaft dazu in der Lage ist. Denn offenbar kann sie es nicht viel besser.