Beim Sieg in Leverkusen zeigten die Kölner einmal mehr, was mit Mut und Geschlossenheit möglich ist.
Kommentar zum 1. FC KölnEin großer Sieg, der Kraft gibt in schwierigen Zeiten
Die Frage klang angesichts des Resultats ein wenig deplatziert, aber die Niederlage gegen Köln hatte ja nichts am Plan der Leverkusener geändert, den sie mit der Verlegung des Spiels von Sonntag auf Freitag verfolgt hatten. „Wie froh“ er denn nun sei, zwei Tage mehr Vorbereitungszeit für das Europa-League-Halbfinale gegen die AS Rom zu haben, sollte Xabi Alonso auf der Pressekonferenz nach der Leverkusener 1:2-Heimniederlage beschreiben. Und obgleich mancher Kölner im Saal Schwierigkeiten hatte, ein Grinsen zu unterdrücken, antwortete Alonso sachlich. Es gelte nun, den Fokus auf das große Spiel in Rom zu lenken. „Wir haben mehr Zeit, das ist natürlich gut“, sagte der Weltmeister.
Tatsächlich ist die Europa League aus Sicht der Leverkusener der letzte Weg, um in dieser Saison noch die Champions League zu erreichen. So gesehen bedeutete die Niederlage gerade nicht, dass die Strategie der Leverkusener fehlgeschlagen war. Dennoch hatte das Vorgeplänkel eine Fallhöhe erzeugt, aus der die Leverkusener an diesem Freitagabend eine spektakuläre Bruchlandung hingelegt hatten. Entsprechend war die Atmosphäre in der Bay-Arena ausgefallen. Die Fans des 1. FC Köln waren zu einem Nachbarschaftsduell im Rechtsrheinischen gefahren und kehrten von einem Derby heim. Das durfte man festhalten, obgleich es im Lager der Kölner für immer Anhänger geben wird, die nicht bereit sind, die Werkself zum Derbygegner und damit in den Stand eines Kontrahenten auf Augenhöhe zu erheben.
Kolossaler Abend in der Bay-Arena
Doch das waren angesichts dieses kolossalen Abends Nebensächlichkeiten. Der Jubel im Kölner Block, die tanzenden FC-Profis davor. Steffen Baumgart, wie er zunächst mit seinem Trainerstab feierte und dann seinem Verteidiger Jeff Chabot in die Arme sprang. Später die Szenen in den Katakomben, als Bier in die Kölner Kabine geliefert wurde und Kapitän Jonas Hector mit seinem Trainer Verhandlungen über die Zahl der anstehenden freien Tage aufnahm. Es war der vollständige Triumph über eine Mannschaft, die zuvor in 14 Spielen ungeschlagen gewesen war. Die Kölner im Leverkusener Stadion dokumentierten an diesem Freitag geschlossen auf Rasen und Rängen: Es war ein großer Erfolg. Derby hin oder her.
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Für die Kölner war es zudem ein Abend, an dem sie mit Schwung aus der letzten Kurve kamen, um nun auf die Zielgerade dieser schwierigen Saison einzubiegen. Der Verlust entscheidender Spieler im vergangenen Sommer, die Wirren des Abenteuers Europa. Zuletzt die weiter anhaltende Verunsicherung durch das Urteil der Fifa sowie die anstehenden Abschiede ihrer Leistungsträger. Am Ende all dieser Probleme hat die Mannschaft ein weiteres Mal ihre Kräfte mobilisiert und ihren Fans nach zuvor nur einem Punkt aus drei Saisonspielen gegen Mönchengladbach und Leverkusen doch noch einen großen Tag beschert.
Die anstehenden personellen Umbrüche begleiten die Mannschaft durch die Spiele dieses Frühjahrs. In der Rückschau wird der Sieg in Leverkusen zu den Momenten zählen, in denen es dem Verein gelang, Ellyes Skhiri, Timo Horn und Jonas Hector angemessen zu verabschieden. Möglicherweise entwickeln sich in diesen Tagen bereits neue Führungsstrukturen. Timo Hübers, Jeff Chabot, Florian Kainz, auch Davie Selke: Eine vollends andere, scheinbar wenig homogene Generation mit eigenem Stil. Die allerdings am Ende dieses Sommers in die Verantwortung geraten wird.
Dass Mut, Fleiß und Geschlossenheit einen Klub durch schwierige Zeiten tragen können, haben Mannschaft und Fans des 1. FC Köln am Freitagabend eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das sollte dem Verein Zuversicht geben: für das Saisonfinale und die neue Spielzeit.