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Kommentar zur Lage beim 1. FC KölnDer Fehler liegt im System

Lesezeit 4 Minuten
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Friedhelm Funkel trifft am Montagmittag am Geißbockheim ein.

Als am Sonntagabend das unglückliche, dramatische 2:3 des 1. FC Köln gegen Mainz 05 feststand, war dies mehr als eine sportliche Niederlage. Für die Anhänger des Clubs war es der nicht unerwartete, aber deswegen nicht minder schmerzhafte Schlag in die Magengrube, weil ihre Erkenntnis einmal mehr lautet: Dem „Effzeh“ fehlt weiter das Format für die Bundesliga.

Dass die Zeit von Markus Gisdol beim 1. FC Köln nun abgelaufen ist, konnte niemanden mehr überraschen. Der FC-Trainer mit dem schlechtesten Punkte-Schnitt aller Zeiten musste gehen. Eine Entscheidung, die leider zu spät kommt und die schon jetzt Beleg für ein punktuelles Scheitern von Vorstand und Geschäftsführung ist.

Punkte waren nicht das Ergebnis eines Konzepts

Seit Monaten war zu verfolgen, dass es Gisdol nicht gelingt, der Mannschaft eine Idee von bundesligatauglichem (Offensiv-)Fußball zu vermitteln. Die Punkte, die das Team erkämpfte, waren nicht das Ergebnis eines auch nur halbwegs funktionierenden sportlichen Konzeptes, sondern wirkten eher „wie zufällig vom Laster gefallen“, wie es ein Kritiker zuletzt ausdrückte.

Nun soll es Friedhelm Funkel in den verbleibenden sechs Spielen richten und den siebten Abstieg noch verhindern. In der katastrophalen Situation, in die sich der Club auch durch das Unvermögen mehrerer Verantwortlicher und Ex-Verantwortlicher manövriert hat, ist diese Personalie die einzig noch verbliebene Option. „Feuerwehrmann“ Funkel ist die letzte Chance des FC auf den Klassenverbleib.

Gelingt es dem Hoffnungsträger nicht, die Zweitklassigkeit zu vermeiden, droht dem einst so stolzen Club der Kollaps. Steigt der FC ab, mit vielen Millionen Schulden im Gepäck, die – zugegeben auch unverschuldet als Folge der Corona-Pandemie – auf ihm lasten, ist es höchst ungewiss, ob sich der Verein in den nächsten Jahren von diesem Tiefschlag wird erholen können.

Am Geißbockheim regiert das Prinzip Hoffnung

Beispiele anderer Traditionsvereine, denen dies nicht gelungen ist, gibt es zuhauf. Verschlimmert wird die Situation noch dadurch, dass zahlreiche Spieler, die schon als nicht bundesliga-tauglich aussortiert und verliehen wurden, im kommenden Jahr wieder auf der Gehaltsliste des Vereins stehen werden.

Um überhaupt finanziellen Handlungsspielraum zu haben, werden dann wohl Leistungsträger den Verein verlassen und talentierte Nachwuchsspieler verkauft werden müssen.

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Protestplakat vor dem Geißbockheim am Montagmorgen.

Am Geißbockheim regiert das Prinzip Hoffnung. Mehr nicht. Dass die Zukunft des FC aktuell eher ein Glücksspiel ist, müssen sich alle Verantwortlichen anlasten lassen. Das gilt zunächst für den Vorstand, der längst nicht mehr neu im Amt ist, aber dennoch über wohlfeile Ankündigungen neuer Konzepte nicht hinausgekommen ist.

Wirkungslose Verpflichtungen abgesegnet

Das gilt für den Geschäftsführer Sport Horst Heldt, dessen Transfers sich größtenteils nicht ausgezahlt haben und bei dem eine strategische Handschrift nicht zu erkennen ist. Und es gilt auch für Finanzchef Alexander Wehrle, der einerseits in diesem immer etwas verrückten Verein die letzte verlässliche Konstante ist, andererseits jedoch teure und langfristige, am Ende aber wirkungslose Verpflichtungen mit abgesegnet hat.

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Horst Heldt am Geißbockheim

Noch ist es zu früh für Abgesänge und finale Abrechnungen. Noch ist genau das Gegenteil notwendig. In den verbleibenden sechs Spielen muss der Verein alle verbliebene Kraft, die er hat, in die Waagschale werfen, um die Katastrophe des Abstiegs Nummer sieben zu verhindern.

Alle, denen der Verein am Herzen liegt, sind aufgerufen, Funkel und die Mannschaft, der man ja Einsatz bis zuletzt nicht absprechen kann, so gut es geht zu unterstützen.

FC im Dauerkrisenmodus

Es ist die Zeit, in der alle zusammen stehen müssen. Leider scheint ausgerechnet diese wertvolle Eigenschaft dem Club verloren gegangen zu sein. Nach dem letzten großen Erfolg, dem Erreichen der Euro League in der Saison 2016/17, hat der FC in unnachahmlicher Weise in einen Dauerkrisenmodus geschaltet.

Fehlentscheidungen und Eifersüchteleien, Handlungsschwäche und Selbstzerfleischungen haben den Verein in seinen Grundfesten erschüttert. Mitgliederrat und Alt-Internationale, Vorstand und Ex-Vorstand, amtierende und ehemalige operativ Verantwortliche: Alle haben daran ihren Anteil. Durch die Corona-Krise werden diese Missstände wie durch ein Brennglas verstärkt.

In den kommenden Wochen muss all das beiseite geschoben werden, damit die Mission Nichtabstieg noch gelingen kann. Das Erreichen des Relegationsplatzes erscheint durchaus möglich.

Andere Strukturen für nachhaltigen Erfolg nötig

Danach, egal ob in erster oder in zweiter Liga, steht der Verein am Scheideweg. Und es geht nicht nur um die Beantwortung der Frage, wer bleibt und wer geht. Es geht darum, endlich Strukturen zu schaffen, die nachhaltigen Erfolg im Profifußball sichern. Es geht darum, eine sportliche Leitung zu installieren, die eine dem Kader angemessene Spielidee entwickeln und umsetzen kann.

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Und es geht darum, die Satzung des Klubs so anzupassen, dass zwar Mitspracherechte und transparente Kontrolle ermöglicht werden, aber kein permanentes, lähmendes Gegeneinander von Mitgliederrat und operativer Führung mehr möglich ist.Im Juni steht eine Mitgliederversammlung an. Es dürfte die wichtigste in der Geschichte des 1. FC Köln werden.