Das schmeichelhafte 1:1 des 1. FC Köln in Bochum macht kaum jemanden froh, dennoch verlässt der FC durch den Punktgewinn den letzten Platz.
Nach dem 1:1 in Bochum1. FC Köln verlässt Platz 18, doch die Freude ist überschaubar
Marvin Schwäbe stand am Samstag im Mittelpunkt wie nie zuvor in seiner Zeit als Torwart des 1. FC Köln. Acht Paraden verzeichnete er am Samstagabend in Bochum, aus jeder Distanz war etwas dabei: Mehrmals zeigte er seine Qualität in Duellen mit gegnerischen Stürmern, die frei auf ihn zulaufen. Dann bleibt der Torwart lange auf den Beinen, macht sich groß, weicht nicht zurück.
Später parierte Schwäbe Stögers Freistoß weit oben unter der Latte, danach ließ er noch einen aberwitzigen Reflex gegen Schlotterbecks Kopfball aus nächster Nähe folgen. Doch der 28-Jährige wirkte nicht allzu glücklich nach dem 1:1 (0:1) im Ruhrstadion. Eher wie ein Stürmer, der sich nach einer 1:5-Niederlage nicht über seinen Ehrentreffer freuen kann. Und ein wenig hatte sich das Remis an der Castroper Straße wie eine Niederlage angefühlt. „Am Ende bin ich mit dem Punkt mehr oder weniger zufrieden. Wir haben zu viel zugelassen“, sagte Schwäbe.
Steffen Baumgart stellte klar, wer da zwischen seiner Mannschaft und einem Debakel gestanden hatte. „Unser Torwart hat uns am Leben gehalten“, befand der Trainer, der schwerwiegende Probleme seiner Mannschaft gesehen hatte. „Die Jungs hatten klar mit dem Kopf zu tun. In der zweiten Halbzeit war es besser. Aber gut sieht immer noch anders aus.“
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Überraschend hoch pressende Bochumer Mannschaft
Bochum hatte verblüffend aktiv begonnen und ein Pressing aufgezogen, wie man es in der Vergangenheit Jahren oft von Steffen Baumgarts Kölnern gesehen hatte. Der FC bemühte sich trotzdem, nicht vom Plan des gepflegten Spielaufbaus abzuweichen – und verlor darüber Ball um Ball. „Wir haben uns überrumpeln lassen“, sagte Schwäbe, der später auch dieses Problem lösen sollte: Irgendwann entschieden sich auch die Kölner für weite Schläge aus der eigenen Abwehr in die Bochumer Hälfte, was das Spiel nicht ansehnlicher machte. Aber der Mannschaft half, sich zumindest ein wenig zu sammeln.
Auch am anderen Ende des Platzes spielten lange Bälle eine Rolle, allerdings war in diesen Situationen vor allem Manuel Riemann beteiligt, Bochums Keeper. Der ist berühmt für seine Abschläge, vornehmlich auf die linke Seite. Keine Mannschaft der Liga trägt einen so hohen Anteil ihrer Angriffe über die linke Seite vor wie Bochum, insofern kam es nicht überraschend, dass der Treffer zum 1:0 des VfL über links nach einem weiten Schlag fiel. Rasmus Carstensen, wie eigentlich alle Kölner Feldspieler am Samstag mit ein paar ordentlichen und vielen schlimmen Momenten, verlor das Kopfballduell am Flügel. Stöger spielte ins Zentrum, wo Timo Hübers unter der Flanke durchsprang. Philipp Hofmann stand im Strafraum frei und schoss aus der Drehung. Schwäbe tauchte noch erfolgreich nach dem Ball. Doch Daschner war aus dem Mittelfeld durchgelaufen und schoss den Abpraller ins Tor.
Es dauerte bis in die zweite Halbzeit, ehe Baumgarts Team sein Anlaufverhalten änderte. Ein Pressing aufzuziehen, während der gegnerische Torhüter bereits zum nächsten langen Schlag ausholt, ist wenig zielführend. So probierten es die Kölner mit einer etwas tieferen Aufstellung, ihrem Spiel half das jedoch kaum.
Im zweiten Durchgang erspielte sich der FC seine beiden Chancen des Abends, schon die erste nutzte Davie Selke zum Ausgleich: In der 54. Minute gewann Uth den Ball im Zentrum und fand Kainz, der einen Traumpass in Mainas Lauf spielte. Der Außenstürmer sprintete durch, flankte scharf ins Zentrum, wo Davie Selke durch Riemanns Beine traf. „Wir haben in der zweiten Halbzeit eine gute Reaktion gezeigt, aber auch einen sehr guten Keeper gehabt“, sagte der Stürmer.
Thomas Letsch war dagegen nach dem Schlusspfiff ziemlich aufgebracht. In der Woche zuvor hatte der VfL in Darmstadt den ersten Saisonsieg geschafft, dabei aber nicht gerade die Sterne vom Himmel gespielt. Das hatte der Bochumer Trainer in den Tagen danach offenbar einmal zu oft lesen müssen, entsprechend unzufrieden äußerte er sich nach dem 1:1 gegen Köln. Denn das Spiel am Samstag war zwar deutlich ansehnlicher ausgefallen.
Doch am Ende stand trotz großer Überlegenheit nur ein Punkt. Er sei „maßlos enttäuscht“, sagte Letsch: „Wir haben ein Klassespiel gemacht und acht Torchancen gehabt. Dann haben wir einen Ballverlust, Köln spielt es gut aus. Aber mit so vielen Chancen muss man gewinnen. Und zwar nicht nur 2:1. Sondern 3:1 oder 4:1“. Christian Keller stimmte dem zu, „wir dürfen uns da nicht in die Tasche lügen“, sagte der FC-Boss.
Steffen Baumgart hielt später fest, dass der Abstand zu den Bochumern immerhin nicht gewachsen war. Ansonsten ärgerte ihn die zeitweise fehlende Leistungsbereitschaft. „Mir gefällt nicht, wenn wir Absprachen nicht umsetzen. Da interessiert mich kein Warum und Weshalb. Abstiegskampf bedeutet, Sachen anzunehmen, die mit Fighten zu tun haben. Das war in der ersten Halbzeit nicht klar genug“, sagte der 51-Jährige.
Allerdings hielt das Wochenende für die Kölner noch einen Lichtblick parat: Weil Union Berlin in Leverkusen verlor und dabei die Gegentore 23 bis 26 dieser Saison kassierte, rutschten die Köpenicker auf den letzten Tabellenplatz. Köln ist nun 17., zwei Punkte hinter Rettungsrang-15.