In der Krise deutet sich an, wem das Vertrauen des Vorstands gilt, sollte es zu Konsequenzen kommen.
Kommentar zum Spiel in BochumDer 1. FC Köln offenbart erste Bruchstellen
Der 1. FC Köln hat an diesem Wochenende damit begonnen, die Nahtstellen zu zeigen, entlang derer das System aus Vorstand, Geschäftsführung, Trainerstab und Mannschaft aufgetrennt werden wird, sollte die Krise andauern. Diese vorbereitenden Maßnahmen sind guter Brauch in der Bundesliga und schützen Vereine davor, in einen Zustand unkontrollierter Auflösung zu geraten.
Denn wenn der Erfolg ausbleibt, ist die Harmonie schnell dahin und gute Zeiten rasch vergessen. Dann geht es darum, Schuld zuzuweisen, um unbeschadet davonzukommen, wenn Trennungen anstehen. In einem taumelnden Klub geht es den Verantwortlichen auch stets darum, die eigene Haut zu retten.
Steffen Baumgart hat bereits nach dem 0:6 in Leipzig seine Mannschaft in die Pflicht genommen, die angesichts eines übermächtigen Gegners ins Zweifeln geraten war. Baumgart reagierte damals wenig verständnisvoll auf den Kollaps seiner Elf und erntete dafür im Pokalspiel in Kaiserslautern die Quittung, als seine Leute völlig verkrampften. Das Spiel gegen Augsburg war dann etwas besser. Doch gegen Bochum stimmte am Samstag kaum noch etwas.
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Baumgart blieb dennoch milde nach dem schaurigen Auftritt, lobte die kämpferische Steigerung. Doch fußballerisch hatte Köln auch nach der Pause versagt: Die Bochumer hatten 16 ihrer 25 Torschüsse in der zweiten Halbzeit, hatten knapp 60 Prozent Ballbesitz, während die Kölner Passquote auf 62 Prozent stürzte. Sieht man selten. Dass so viele Bälle verloren gingen, lag auch daran, dass der FC in seiner Verzweiflung begann, die Bälle aus dem eigenen Drittel weit nach vorn zu prügeln und sie damit regelmäßig dem Gegner überließ.
Durch den Verweis auf die kämpferische Leistung legte Baumgart einen Akzent darauf, seine Mannschaft sei noch Willens, ihm zu folgen und den Abstiegskampf unter seiner Anleitung weiter anzunehmen.
Kein Preis für den Fleiß
Sein Chef hatte jedoch keine Lust, Fleißkärtchen zu verteilen. Das ständige Bemühen der Kölner Mannschaft interessierte Christian Keller nur noch am Rande. Stattdessen sprach er davon, dass beide Halbzeiten missglückt waren und viel aufzuarbeiten sei. Tatsächlich ist der 1. FC Köln zwar leidgeprüft. Aber noch nicht so weit gesunken, um nach einem schmeichelhaften Punkt in Bochum freudig zu konstatieren, die Mannschaft habe sich immerhin nicht erneut verweigert. Keller unterstellt dem Kader eine Qualität, die er entfaltet sehen will.
Der Vorstand hatte bereits am Donnerstag in einem zeitlich eher unglücklich platzierten Brief an die FC-Mitglieder darauf bestanden, dass der 18. Platz den „eigentlich“ vorhandenen Möglichkeiten des Kaders nicht gerecht wird. Man beschwor den Zusammenhalt, aber es wurde deutlich, wer wem dereinst den Rücken stärken wird. Es bedarf keiner großen Interpretation, um aus den Zeilen des Vorstands zu erkennen, dass man die Ursache eher in Baumgarts Coaching sieht als in Kellers Kaderplanung.
Damit wäre geklärt, an welcher Stelle die Trennung erfolgen wird, falls sich die Situation nicht bald zum Besseren wendet.