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Nach Mitgliederversammlung1. FC Köln will bescheidener werden – und erfolgreicher

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Vorstand_gewählt

Werner Wolf und seine Kollegen sind für eine weitere Amtszeit gewählt. 

Köln – Werner Wolf hatte zwar Kräfte gelassen in den fünf Stunden auf dem Podium der Mitgliederversammlung. Doch der Abend hatte einen friedlichen Verlauf genommen und ein gutes Ende gefunden: Mit rund 92 Prozent der abgegebenen Stimmen wurde der Vorstand des 1. FC Köln am Dienstag im Amt bestätigt, eine herausragende Quote. In absoluten Zahlen sah das Ergebnis allerdings weniger ermutigend aus: Nur 662 Mitglieder hatten Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich ihre Stimme gegeben. „Da bin ich enttäuscht, ja. Ich habe keine Erklärung außer der, dass ich über die Jahre erlebt habe, dass wenige Mitglieder zur Versammlung kamen, wenn es gut lief. Wir müssen das besser verstehen und mit den Mitgliedern reden“, sagte der 66-Jährige.

Die Quote stimmte Wolf dennoch zuversichtlich vor den nächsten drei Jahren im Amt. Vor drei Jahren war er im Team mit Eckhard Sauren und dem später zurückgetretenen Jürgen Sieger mit 78 Prozent gewählt worden. Offenbar sind die Mitglieder zufrieden mit der Arbeit des Präsidiums. „Das Ergebnis stärkt uns den Rücken. Es gibt uns die Wucht des Vereins, mit der wir künftig auftreten werden und müssen.“ Denn es gibt viel zu tun. Infrastrukturelle Maßnahmen sollen nach Jahren des Stillstands vorangetrieben werden, innerhalb der kommenden sechs Monate soll Klarheit darüber herrschen, ob der 1. FC Köln nun am Geißbockheim die nötige Erweiterung vornimmt. Oder in Marsdorf neu baut. Im Jahr 2024 läuft außerdem der Pachtvertrag für das Rhein-Energie-Stadion aus. Dem Verein werden die Projekte also vorerst nicht ausgehen.

Türoff präsentiert tapfer

Die Versammlung am Dienstagabend stand allerdings besonders unter dem Eindruck der Geschäftszahlen, für die der neue Geschäftsführer Philipp Türoff zwar wenig kann. Die er aber trotzdem tapfer vortrug. Bei einem Umsatz von 148,4 Millionen Euro und einem Verlust von 15,7 Millionen Euro nach Steuern präsentierte Türoff einen Schuldenstand von 66 Millionen Euro. Die finanziellen Verpflichtungen des Klubs gehen allerdings deutlich über das Bilanzielle hinaus: Weil künftige Forderungen verkauft wurden und Genussrechte zurückzuführen sind, sprach Türoff von eher 80 Millionen Euro Verbindlichkeiten. „Das ist ein sehr hoher Schuldenstand, das kann man nicht anders nennen“, sagte Türoff gefasst. Es war ein starker Auftritt des 46-Jährigen, der vortrug, ohne viel Aufhebens zu machen und angesichts voller Stadien und einer solide auftretenden Profimannschaft sogar leisen Optimismus verbreitete: „Wir müssen gegensteuern. Das macht man vor allem in besseren Zeiten, und die sind jetzt. Wir planen für das laufende Geschäftsjahr ein positives Ergebnis.“

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Sein Geschäftsführerkollege skizzierte das grundsätzliche Problem des 1. FC Köln. Zwar ist Christian Keller als Sportchef beim FC angestellt. Jedoch befasste er sich in seiner Promotion einst mit Strategien zu nachhaltigem finanziellem Erfolg im Profifußball. Keller kennt sich also aus. „Der FC ist seit Jahren strukturell defizitär. Wir tragen uns nicht aus dem operativen Geschäft heraus, sondern brauchen immer Transfers, um operativ überleben zu können.“ Das sei keine Strategie, stattdessen müsse man sich im Fußball so aufstellen, „dass Transfers Wachstum ermöglichen. Und nicht, um durch Transfers Lücken zu schließen.“ Zuvor hatte er den Klub einmal mehr als einen „finanzwirtschaftlichen Sanierungsfall“ bezeichnet.

„Es geht um die Existenz“

Werner Wolf vertraut der Kraft des Vereins – und seiner neuen Geschäftsführung. „Es geht um die Existenz. Unsere Geschäftsführer haben eine hohe wirtschaftliche Kompetenz und werden das mit uns angehen, damit wir bald wieder auf gesünderen Füßen stehen."

Christian Keller beklagte erneut die Bedingungen am Geißbockheim. „Wir sind bei weitem nicht auf Bundesliganiveau. Da sind uns manche Zweitligisten, mitunter sogar Drittligisten davongelaufen. Das Geißbockheim ist mit seiner Lage der schönste Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann. Aber aus infrastruktureller Sicht ist das nicht mehr zeitgerecht. Du kannst nicht mit über 20 Mannschaften auf sieben Plätzen trainieren“, sagte der 43-Jährige.

Philipp Türoff hatte von einer neuen Bescheidenheit am Geißbockheim gesprochen und die Profis nicht ausgenommen. Keller betonte den Wert des Zusammenhalts und rief die Mitglieder dazu auf, geduldig und bescheiden zu sein. Der Verein habe alle denkbaren Standortvorteile, „Es braucht die Überzeugung für den Weg, damit wir langfristig Erfolg haben. Wenn schlimme Sachen passieren – und Nizza war schlimm – dann müssen wir das in der Gemeinschaft regeln. Wenn jemand sich nicht so verhält, dürfen wir nicht sagen: Der muss weg. Dialog ist die Lösung.“

Konsequentes Vorgehen gegen Gewalttäter von Nizza

Die Diskussion über die schweren Ausschreitungen beim Conference-League-Spiel in Nizza nahmen in der Aussprache am Dienstag überraschend wenig Raum ein. „Nizza bereitet mir Bauchschmerzen, ich hätte eine ganz andere Diskussion erwartet. Eine Erklärung wäre, dass wir gut kommuniziert haben. Das hat viel zur Beruhigung beigetragen“, sagte Werner Wolf und nahm Bezug auf einen Brief, den der Vorstand in der vergangenen Woche an die Mitglieder verschickt hatte. Auch der Präsident mahnte zum Dialog. „Wir werden alles tun, um die Täter ausfindig zu machen. Jeder identifizierte Täter wird von uns mit Stadionverbot, Dauerkartenentzug und gegebenenfalls mit dem Entzug der Mitgliedschaft belegt. Uns muss aber klar sein, dass die Wurzel des Problems nicht mit Sofortmaßnahmen herausgerissen werden kann. Wir müssen mit allen im Gespräch bleiben. Nicht mit Gewalttätern. Aber mit allen anderen werden wir den Dialog fortführen.“