Düsseldorf – Am Ende war alles nur noch ein Bild des Jammers. Die Fans des 1. FC Köln, von denen zuvor einige wenige wegen des wiederholten Abbrennens von Pyrotechnik aus der Rolle gefallen waren, verharrten nach eher halbherzigen „Wir haben die Schnauze voll“-Rufen nur noch schweigend im Gästeblock oder hatten bereits die Arena verlassen. Kölns Trainer Achim Beierlorzer verfolgte die letzten Spielminuten wie in Trance.
Nach der 0:2-Niederlage im Derby bei Fortuna Düsseldorf befindet sich der 1. FC Köln in einem Schockzustand, wirkt fast ohnmächtig. Dabei sollte jetzt auch dem Letzten klar sein, dass es so nicht weitergehen kann. Es muss jemand kommen, der die nach dem 0:2 wie tot wirkende Mannschaft wieder aufweckt. Ob das noch Achim Beierlorzer ist, scheint fraglich. Nach der siebten Saisonniederlage und dem peinlichen Pokalaus beim Viertligisten Saarbrücken steht der erst im Sommer von Sportchef Armin Veh verpflichtete Trainer vor dem Aus. Zur Trainerfrage indes bezog am Sonntag noch keiner der Verantwortlichen Stellung. Sie gingen auf Tauchstation und beratschlagen offenbar, ob und was zu tun ist. Am Sonntag passierte jedenfalls noch nichts.
Bruno Labbadia im Gespräch
Vielleicht bekommt Beierlorzer das Spiel am Freitag gegen die TSG Hoffenheim, die in ihrer derzeitigen Form ebenfalls eine Nummer zu groß für den Aufsteiger sein dürfte. Sollte Beierlorzer doch entlassen werden, könnte der vereinslose Bruno Labbadia auf ihn folgen.
Beierlorzer gab am Sonntag freilich nicht auf. „Wer in der Bundesliga Trainer ist, der kennt die Mechanismen. Aber aktuell mache ich mir keine Sorgen“, sagte der Coach und führte kurz darauf in einer kleinen Runde aus, warum er nicht besorgt sei: „Natürlich spüre ich noch das Vertrauen von Armin Veh. Das habe ich noch nie nicht gespürt“, sagte der Franke. Die Frage ist allerdings, ob das Vertrauen von Veh allein noch ausreicht. Denn die Trainerfrage entscheidet nach dem angekündigtem Abschied des Sportchefs der Vorstand mit.
Fortuna wartet konzentriert und bestraft den FC
Das Spiel war schnell erzählt. Es war ja nicht so, dass Fortuna herausragend agierte, den Rivalen permanent unter Druck setzte. Das Gegenteil war der Fall, die von Friedhelm Funkel optimal eingestellten, aber limitierten Gastgeber warteten konzentriert ab und bestraften die Gäste für individuellen Fehler, die derzeit so sicher kommen wie das Amen in der Kirche. Fortuna bezwang den FC also mit einfachen Mitteln.
Vor dem 0:1 hatte Rafael Czichos Fortunas Morales im Strafraum von den Beinen geholt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Rouwen Hennings (38.). Kurz nach der Pause spielte der FC druckvoller, war tonangebend. Doch wieder folgte der reinste Horror. Und erneut haderten die Kölner mit dem Schiedsrichter. Der durchgebrochene Kingsley Schindler bekam nach einem Check von Niko Gießelmann einen Elfmeter nicht (51.). Dann vergab Simon Terodde eine dicke Torchance (60.). Und fast im Gegenzug fiel die Entscheidung: Kaan Ayhan knallte den Ball an der eigenen Strafraumkante gekonnt weg. Der Befreiungsschlag landete bei Erik Thommy. Der war völlig frei, sprintete los, ließ Schindler aussteigen und schoss wuchtig zum 2:0 ein (61.). Obwohl danach noch rund eine halbe Stunde zu spielen war, kam vom FC danach nichts mehr.
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„Wenn wir es insgesamt zusammenfassen, dann bekommen wir die Tore einfach zu leicht. Und umgekehrt nutzten wir unsere Chancen nicht und bekommen auch keinen Elfmeter. Jetzt stehen wir wieder mit leeren Händen da. Wir stehen zurecht da unten. Das enttäuscht uns und ist auch für unsere Fans enttäuschend“, sagte Beierlorzer, der die Fortuna aus der vergangenen Saison als Vorbild nannte. Denn die befreite sich vor einem Jahr fulminant aus einer ähnlich misslichen Lage. Der FC macht derzeit aber nicht den Eindruck, als ob ihm Ähnliches gelingen könnte.