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Roman GolobartDer Philosoph des 1. FC Köln

Lesezeit 3 Minuten

Roman Golobart ist neu beim 1. FC Köln.

Köln – Köln gegen Düsseldorf ist auch für einen aus England verpflichteten Spanier mit schottischer Vergangenheit ein besonderes Spiel. "Ich habe viel gehört. Das Stadion wird voll sein. Wenn ich dabei sein werde, wird es das größte Spiel meiner Karriere", sagt Román Golobart.

Der 21-Jährige ist im Sommer von Wigan Athletic zum 1. FC Köln gewechselt. Mit dem Premier-League-Klub hatte er zuvor sensationell den FA-Cup gewonnen - durch einen 1:0-Finalsieg gegen Manchester City. Golobart erlebte den Titelgewinn aber bloß als Nahspielerfahrung - wie in den meisten Saisonspielen saß er im Finale nur auf der Bank. So soll das Zweitliga-Derby am Sonntag (15.30 Uhr) nun die bedeutendste Realspiel-Erfahrung werden.

Die Chancen auf einen Einsatz stehen gut. Beim 1:1 in Dresden war er erst in die Stammelf und dann in den Mittelpunkt gerückt. Dynamo Dresdens Torhüter Benjamin Kirsten hatte dem 1,93 Meter hohen Spanier eine - sensationellerweise unsanktionierte - Tracht Prügel versetzt. Doch Golobart blieb gelassen, Rachegelüste verspürte er nicht. "Wenn er sich schlagen will, kann er das auf der Straße tun. Ich spiele lieber Fußball", sagt er. Und: "Sein Verhalten wirft ein schlechtes Bild auf Dynamo Dresden. Ich spiele für einen großen Verein, es ist meine Pflicht, den 1. FC Köln würdig zu repräsentieren."

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Mit körperlicher Härte hat Golobart generell eher kein Problem. Nach seiner fußballerischen Grundausbildung in Spanien trieb es ihn in die rustikalen Hochburgen England und Schottland. Herausgekommen ist eine kantige, technisch versierte, menschliche Maschine. An manche Eigenschaften seiner neuen Mit- und Gegenspieler muss er sich erst gewöhnen. "Es ist ein großer Unterschied. Der Fußball in Schottland und England ist viel physischer als in Deutschland. Hier machen viele Spieler großes Theater. Ich weiß nicht, warum. Sie gewinnen dadurch ja nichts." Auch abseits des Platzes vermittelt Golobart eine eher rationale Weltanschauung. Den Fußball erachtet er als Chance "viele Länder und Kulturen" kennenzulernen. Er liest viel, besucht Ausstellungen und spielt Gitarre. In Mannschaftskreisen wird schon - keineswegs despektierlich - vom Philosophen Golobart gesprochen.

Am Sonntag, auf dem Platz, will er wieder den nüchternen Zweikämpfer mimen. Gegen Dresden gelang das ordentlich, auch wenn Dynamo sich einige Großchancen erspielte. FC-Trainer Peter Stöger nahm in der Analyse auch Innenverteidiger Golobart verstärkt in die Pflicht. "Wir hatten auf der linken Seite oft Unterzahlsituationen. Da muss Golobart als Innenverteidiger rausschieben und in diesem Fall Jonas Hector unterstützen."

Abgesehen von den Abstimmungsschwierigkeiten bescheinigt er Golobart eine "insgesamt ganz gute Leistung". Eine Einsatzgarantie für das Derby ist das nicht. Bruno Nascimento ist aus Brasilien zurückgekehrt und steht gegen Düsseldorf (Stellen Sie hier Ihre Wunsch-11 für Sonntag auf) wieder zur Verfügung. Stöger will die Trainingseindrücke abwarten. "Ich will zwar defensiv grundsätzlich nicht viel ändern, das gilt aber nicht nach einer Woche. Wer spielen wird, kann ich noch nicht beantworten."

In den Trainingseinheiten sah es nicht nach Umstellungen in der Viererkette aus. Golobart will bis zum Wochenende die "Arbeit auf dem Platz genießen" und abwarten: "Der Trainer hat mich noch nicht in seine Pläne eingeweiht. Er wird wissen, was das Beste für die Mannschaft ist. Das ist auch kein Grund für große Diskussionen."

Existenzielle Sorgen, nach dem FA-Cup-Finale bereits das zweite Spiel des Jahres auf einem komfortablen Sitzplatz verfolgen zu müssen, plagen ihn vor dem Einschlafen aber nicht: "Wenn ich immer nur an Fußball denken würde, würde ich doch verrückt."