Der Vertrag des Sportchefs läuft einem Medienbericht zufolge in wenigen Wochen aus, der Vorstand des 1. FC Köln schweigt dazu.
Sportchef des 1. FC KölnRätsel um Christian Kellers Vertragssituation
Durch drei Pflichtspielsiege der Männer in der 2. Bundesliga war zuletzt wieder etwas Ruhe am Geißbockheim eingekehrt. Doch am Mittwoch hatte Christian Keller mal wieder eine unangenehme Begegnung mit der Realität. Nach acht Niederlagen in zehn Spielen vollzog der Sportchef des 1. FC Köln die Trennung von Daniel Weber, dem Trainer der Kölner Mannschaft in der Frauen-Bundesliga.
Keller klang etwas fassungslos dabei, als fühle er sich und den Klub ungerecht behandelt, wo man doch alles Menschenmögliche für den Erfolg getan hatte. „Angesichts der für den Frauenfußball in den vergangenen beiden Jahren geschaffenen Strukturen sowie des bereitgestellten Budgets hatten wir uns das realistische Saisonziel gesetzt, einen gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen. Die aktuelle Realität zeigt aber Platz 11 mit zwei Punkten nach zehn Spieltagen“, ließ sich Keller zitieren.
Längst ist Keller zu umstritten, um ihn mal eben im Amt zu bestätigen
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Realität Kellers Vorstellungen verweigert. Seit April 2022 ist er Sportchef der Kölner. Als er übernahm, qualifizierte sich der FC mit Trainer Steffen Baumgart gerade für die Conference League. Ende November 2024 steht der 1. FC Köln nach dem Abstieg auf dem siebten Platz der Zweiten Liga. Ein Fakt, der Christian Keller in diesen Tagen in sehr reale Probleme stürzt. Und mit ihm die Vereinsspitze.
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Denn Kellers Vertrag läuft nach einem Bericht der „Sport Bild“ von diesem Mittwoch bereits am 28. Februar 2025 aus. Das deckt sich mit Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sollte die Realität nicht rasch ein Einsehen haben und zumindest den Tabellenstand der Männermannschaft, so die große Hoffnung, entscheidend nach oben korrigieren, wird es für den Vorstand schwierig, Kellers Vertrag zu verlängern. Längst ist Keller zu umstritten, um ihn mal eben im Amt zu bestätigen. Die Öffentlichkeit ist nicht mehr bereit, das Wirken des 45-Jährigen ohne Rückfragen weiter hinzunehmen.
Finanziell wurde der Verein zwar saniert, doch das ging auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit. Und der sportliche Niedergang unter dem Geschäftsführer, mit dem Präsident Werner Wolf und seine Mitstreiter ihr Schicksal verbunden haben, hat Spuren hinterlassen. Im September verweigerten die Mitglieder auf Empfehlung des Mitgliederrats, dem Aufsichtsrat des Vorstands, auch wegen der sportlichen Lage dem Präsidium die Entlastung. Es war ein deutliches Signal, jede weitere Amtshandlung kritisch begleiten zu wollen. Da wäre es problematisch, mit dem umstrittenen Geschäftsführer zu verlängern, während die Mannschaft gerade durch das Mittelfeld der Zweitligatabelle driftet.
Dabei stehen derzeit wichtige Entscheidungen an. Das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes (Cas) vor einem knappen Jahr bedeutete für die Kölner eine besonders drastische Kollision mit der Realität. Der spätere Abstieg mit Kellers Wunschtrainer Timo Schultz war der nächste Schlag. Nun hat Keller viel Zeit gehabt, die Zugänge dieses Winters zu planen, wenngleich es ein problematisches Signal bedeutet, wenn ein Sportchef im Januar Spieler verpflichtet, während sein eigener Vertrag nur wenige Wochen später endet. Diese Situation würde eine vorausschauende Führung nie entstehen lassen. Doch die sportlichen Irrfahrten der vergangenen Monate haben jede langfristige Planung verhindert. Noch vor wenigen Wochen sah es aus, als seien Keller und mit ihm Trainer Gerhard Struber im Falle einer weiteren Niederlage nicht mehr zu halten. Wie will man da einen Vertrag verlängern?
Von offizieller Seite ist beim 1. FC Köln zu dieser Lage nichts zu erfahren. „Die Vertragslaufzeiten der Geschäftsführer des 1. FC Köln GmbH und Co. KGaA unterliegen der Verschwiegenheitspflicht“, teilt der Klub mit, als ginge es um intimste Details. Dabei ist es in der Branche üblich, Laufzeiten zu kommunizieren – zumal von Personal in der vordersten Reihe. Früher wurde das vom 1. FC Köln auch stets so gehandhabt, die Laufzeiten der Verträge der Geschäftsführer wurden noch in der Ära von Ex-Präsident Werner Spinner öffentlich kommuniziert. Keller ist zudem kein Buchhalter im Hintergrund, der unvorbereitet ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird. Er ist der für den Sport verantwortliche Geschäftsführer eines Fußballklubs mit 140.000 Mitgliedern. Zudem würden Spieler, aktuelle und potenzielle neue, gern wissen, wer auch nach dem 28. Februar 2025 ihr wichtigster Ansprechpartner beim Klub ist. Allein 13 Verträge laufen beim FC im Sommer 2025 aus, dazu kommen Profis, die ihre Pläne von der Liga-Zugehörigkeit abhängig machen wollen. Und welche, die der Verein gerne abgeben möchte.
Kellers Vertragsgestaltung ist auch Ausweis der langfristigen Planung des Präsidiums, das sich seinen Mitgliedern gegenüber zu mehr Transparenz verpflichtet hat. Auch der neu gewählte Mitgliederrat drängt diesen zu mehr Transparenz und kommunizierte dies bereits. Doch in der Not fliegen derartige Vorsätze, die insbesondere nach dem Cas-Urteil vom Vorstand immer wieder angekündigt worden waren, schnell aus dem Fenster.
Eine freundliche Platzierung in der Zweitligatabelle änderten wenig an Kellers Zwischenbilanz
Offenbar spielt die Klubführung auf Zeit – und verfährt nach dem Prinzip Hoffnung: Denn womöglich findet die Realität in den kommenden Wochen doch noch zur Vernunft, die Mannschaft setzt ihre aktuelle Erfolgsserie fort und überwintert auf einem Aufstiegsplatz – und womöglich sogar im DFB-Pokal. Dann könnte man das neue Jahr mit einer Vertragsverlängerung des Sportchefs, dem Vernehmen nach bis 2027, beginnen und mit einiger Berechtigung darauf hoffen, dass die FC-Fans mit Milde reagieren. Zustimmen müsste dann allerdings noch der Gemeinsame Ausschuss des Klubs.
Zwar änderten Siegesserie und eine freundliche Platzierung in der Zweitligatabelle wenig bis nichts an Kellers Zwischenbilanz nach knapp drei Vertragsjahren. Dennoch wäre die Gelegenheit für den Vorstand günstig, ihren Kurs zu halten. Das schützte das Präsidium davor, einen Irrtum einräumen zu müssen. Und lieferte Zeit, um die kommenden Monate zu überstehen. Denn nach wie vor ist der Glaube verbreitet, mit Keller die Wende schaffen zu können. Und im Erfolgsfall womöglich im kommenden Herbst die Chance auf eine weitere Amtszeit zu erhalten.