Die zeitlichen Abläufe um die Verschiebung des Nachbarschaftsduells zwischen dem 1. FC Köln und Bayer 04 hat auf Kölner Seite für Verstimmung gesorgt.
Terminstreit vor dem DerbyBayer 04 reagiert auf Vorwürfe des 1. FC Köln
Zum Ende der Pressekonferenz nach dem Freiburger 1:0 im Rhein-Energie-Stadion wurde Christian Streich noch zur Vorbereitung auf das Pokalspiel am Dienstag gegen Leipzig gefragt, das das 43. Pflichtspiel der Freiburger in dieser Saison sein wird. Zwei Tage bleiben dem Trainer nur, das schränkt die Möglichkeiten ein. „Ein bisschen ins Video schauen und hoffen, dass es ein guter Kampf wird“, beschrieb der Coach. Steffen Baumgart wurde auf der anderen Seite des Podiums bereits hellhörig, und der Kölner Trainer ließ sich die Chance auf eine Spitze an die Adresse des rheinischen Nachbarn nicht nehmen. „Zwei Tage? Ihr kriegt das hin mit der kurzen Vorbereitungszeit?“, fragte Baumgart den Freiburger Kollegen. Streich lächelte die Szene weg, er hat ja nichts damit zu tun, dass der 1. FC Köln in dieser Woche aus dem Nichts erfuhr, sein Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen schon am Freitagabend statt am Sonntag austragen zu müssen.
„Wir drücken Leverkusen die Daumen“
Wegen der Verpflichtung im Halbfinal-Hinspiel der Europa League gegen AS Rom am 11. Mai hatte Bayer 04 veranlasst, die Partie in der Bay-Arena vorzuziehen. „Wir drücken Leverkusen die Daumen fürs Weiterkommen und dafür, dass sie die Europa League im besten Fall gewinnen. Es ist für uns sportlich nicht zwingend ein Nachteil“, sagte der Kölner Sportchef konziliant. Um dann ein „ganz großes Aber“ zu formulieren: „Ich habe mal gehört, dass es so etwas wie die Integrität des Wettbewerbs gibt. Und die gilt für mich auch, wenn Bayer Leverkusen international spielt. Als Frankfurt vergangenes Jahr um die Europa League spielte, wurde nicht verlegt. Bayern München spielt fast jedes Jahr um einen internationalen Titel, da wird auch nicht verlegt. Bald kommt jeder und will seine Spiele aus übergeordneten Gründen verlegen“, sagte Keller.
Der FC-Geschäftsführer erinnerte an das Kölner Spiel gegen die TSG Hoffenheim, das im Oktober an einem Sonntag stattfand, nachdem Köln noch am Freitag in Tschechien beim 1. FC Slovacko hatte spielen müssen. „Ich frage mich grundsätzlich, was übergeordnete Gründe sind. Klar ist es für den deutschen Fußball wichtig, international erfolgreich zu sein. Für mich gibt es aber einen viel wichtigeren Faktor, und das ist die Gesundheit der Spieler. Wenn ich sehe, dass wir im vergangenen Jahr in der Verbindung aus Slovacko und Hoffenheim innerhalb von etwas mehr als 48 Stunden zwei Spiele machen müssen, frage ich mich, ob das nicht auch übergeordnete Gründe gewesen wären.“
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Was Keller am meisten ärgerte, war die Reihenfolge der Gespräche. Eine Menge Parteien sind betroffen, wenn ein Fußballspiel verlegt wird – darunter die rund 30 000 Zuschauer, die bereits Karten erworben haben und nun ihre Wochenend-Planung anpassen müssen. Aber eben auch und nicht zuletzt die Vereine. „Wir als Spielpartner wurden als letzte informiert, als die Nummer praktisch durch war. Nach dem Spiel in Slovacko habe ich damals als erstes Alex Rosen in Hoffenheim angerufen und gefragt, ob wir etwas machen könnten. Der erste Anruf kam aber jetzt von der DFL, Leverkusen meldete sich erst anschließend“, beschrieb Keller.
Leverkusen hat sich mit den regionalen Befindlichkeiten verschätzt
Bayer 04, mit den Gedanken beim großen europäischen Ziel, hatte sich offenbar im Umgang mit den regionalen Befindlichkeiten ein wenig verschätzt. Das zumindest lässt die Stellungnahme von Klubchef Fernando Carro erahnen. „Wir haben in diesem formal einwandfreien Prozess gemeinsam mit der DFL, dem TV Partner Dazn und den Behörden eine für uns und letztlich für den deutschen Fußball gute Lösung gefunden“, ließ sich der Vorsitzende der Bayer-04-Geschäftsführung am Sonntag zitieren. Und weiter: „Ich schätze Christian Keller als Kollegen sehr. Wenn er und seine Mitstreiter beim FC das Gefühl haben, zu spät informiert worden zu sein, dann bedaure ich dies.“ Man darf das als klare Entschuldigung verstehen.
Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes verteidigte das Leverkusener Vorgehen im Grundsatz: „Eine Vorverlegung hat für uns eine immense Bedeutung im Hinblick auf das Spiel in Rom. Ich habe Thomas Kessler (Leiter des Kölner Lizenzspielbetriebs, Anm. d. Red.) Mitte der vergangenen Woche angerufen und über unser Vorhaben informiert.“ Allerdings hatte Bayer 04 den Plan zuvor mit der DFL und Dazn schon ausverhandelt und sogar bei Mainz 05 nachgefragt, ob der Klub das Freitagsspiel gegen Schalke nicht einfach auf Sonntag tauschen wollte. Erst danach erfuhr der FC, der in dieser Frage kein formales Mitspracherecht hatte, von der Verlegung.
Eine Verletzung der Wettbewerbsethik kann Rolfes, im Gegensatz zu Keller, aber nicht erkennen: „Ich kann den Vorwurf, dass die Integrität des Wettbewerbs infrage gestellt wird, nicht nachvollziehen. Wir hätten es von unserer Seite aus selbstverständlich auch unterstützt, wenn der FC oder irgendein anderer deutscher Verein jetzt im Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs stünde und um Verlegung gebeten hätte.“