Ausnahmetalent Jonas Urbig soll beim 1. FC Köln in der kommenden Saison Marvin Schwäbe als Nummer 1 ablösen.
„Zukünftiger Nationaltorhüter“Urbig soll das FC-Tor hüten – doch was wird aus Schwäbe?
Jonas Urbig blickt auf eine herausragende Saison zurück. Der Torhüter des 1. FC Köln, der an die SpVgg Greuther Fürth ausgeliehen war, blieb in 33 Einsätzen elfmal ohne Gegentor. Mehr weiße Westen schafften im deutschen Profifußball nur Lukas Hradecky, der Keeper des neuen Deutschen Meisters Bayer 04 Leverkusen. Und Timon Weiner, der mit Holstein Kiel aufstieg und 14-mal ohne Gegentreffer blieb.
Das Jahr in Franken war die letzte Etappe auf dem Weg des gebürtigen Euskircheners zwischen die Pfosten der Kölner Profis. Begonnen hatte alles mit einer Leihe nach Regensburg, zu der Christian Keller den damals 19-Jährigen und seine Familie über die Weihnachtstage 2022 überredete. Regensburg – das sind von Köln 500 Kilometer, keine leichte Entscheidung. Doch Urbig stimmte zu, wurde auf Anhieb Stammtorwart, mit 19 Jahren der jüngste im deutschen Profifußball.
Er blieb es bis zum Saisonende, dann kehrte er zurück nach Köln, bereit, sich im Rhein-Energie-Stadion vor 50.000 Zuschauern auf die Ersatzbank zu setzen. Doch was Urbig womöglich vorerst erfüllt hätte, war den Kölner Kaderplanern zu wenig. Wieder fanden sie für Urbig eine Auslandsstation innerhalb der bundesdeutschen Grenzen. Statt in die Oberpfalz ging es nun nach Franken zur SpVgg Greuther Fürth. Neue Kollegen, neue Sprache – und wieder der Stammplatz im Tor.
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Die Dinge entwickelten sich gut für den 1,89 Meter großen Keeper, vom 11. bis zum 15. Spieltag blieb er fünfmal in Serie ohne Gegentor. Nach dem 1:0 gegen den SC Paderborn gab es Lob vom Gegner. „In der zweiten Liga hat ein zukünftiger Nationaltorhüter nichts verloren. Er wird irgendwann mal das Amt beerben. Ein herausragender Torhüter“, sagte Lukas Kwasniok und klang dabei, als habe er einen Auserwählten gesehen: „Dass wir heute hier kein Tor erzielt haben, lag in allererster Linie an ihm. Das muss man akzeptieren. Glückwunsch an Fürth, dass sie so einen Fang gemacht haben.“
Tatsächlich sind nicht nur Urbigs Qualitäten auf der Linie herausragend. Der Keeper verfügt auch über einen bemerkenswerten Spielaufbau – und was beinahe kurios ist: Keine Quelle nennt einen stärkeren Fuß. Offenbar ist Urbig vollständig beidfüßig, was selten ist für einen Torwart.
In Regensburg galt der gebürtige Euskirchener schon bald als Abschiedsgeschenk des früheren Jahn- und heutigen FC-Geschäftsführers Christian Keller. Tatsächlich dürfte Kellers Einfluss bei allem Talent des Torhüters einen gewissen Beitrag dazu geleistet haben, dass Urbig auf Anhieb das Vertrauen erhielt und Stammkeeper wurde.
Nun soll er in Köln durchstarten, und der Weg schien bereits frei für den Torwart, der sich in der U21-Nationalelf gegen den Freiburger Noah Atubolu durchsetzte, obwohl der mit den Breisgauern in der Ersten Liga spielte und in der Europa League die K.o.-Phase erreichte.
In Köln hatte Marvin Schwäbe, zuletzt FC-Stammkeeper, bereits frühzeitig hinterlegt, dass es für ihn im Fall der Fälle nicht in Frage käme, in der Zweiten Liga zu spielen. Ohnehin hatte der 29-Jährige bei Abstieg eine Ausstiegsklausel in seinen bis 2027 geschlossenen Vertrags verhandelt, die es ihm nun erlaubte, für vier Millionen Euro zu gehen.
Auch deswegen hatten sich die FC-Verantwortlichen früh auf Urbig als Nummer 1 festgelegt. Davon wiederum hatte Schwäbe am Tag des Abstiegs in Heidenheim zunächst wenig wissen wollen. „Ob da jetzt ein offener Konkurrenzkampf ausgesprochen wurde oder nicht, sei dahingestellt. Mir wurde es anders gesagt. Ich glaube, da müssen sich die Verantwortlichen klar werden, was sie wollen.“ An Klarheit fehlte es schon da aber offenbar nicht, zumindest aufseiten des FC.
Allerdings hätte Schwäbes Klausel bis zur vergangenen Woche aktiviert werden müssen. Das ist nicht geschehen, und bislang verzeichnete der FC keine Anfrage für den Spieler. Eine Ablösesumme wäre nun also frei verhandelbar, und grundsätzlich ist nicht davon auszugehen, dass Schwäbe nun für weniger Geld gehen dürfte als die vier Millionen Euro. Sonst müsste man schließlich keine Klauseln vereinbaren.
Meistertorwart Marvin Schwäbe sucht neuen Verein in der Ersten Liga
Allerdings zählt der Keeper, der mit Bröndby IF einst dänischer Meister wurde und auch in Köln ein mindestens solider Torhüter war, der allenfalls Schwächen beim Abfangen von Flanken hatte, zu den Top-Verdienern beim FC. Die Phase, in der beim 1. FC Köln auf der Bank besser verdient wurde als auf dem Platz, sollte jedoch spätestens mit dem Abstieg abgeschlossen sein.
Man wird Schwäbe also keine größeren Schwierigkeiten bereiten, zumal der Vertrag mit Ersatzkeeper Philipp Pentke bereits verlängert wurde. Der nächste Generationenwechsel im Kölner Tor steht also bevor, nachdem Schwäbe im Herbst 2021 den verletzten Timo Horn abgelöst und sich anschließend festgespielt hatte. Dass es so früh im Transfersommer noch keine Angebote für Schwäbe gab, sagt mehr über den eher statischen Torhütermarkt aus als über Schwäbes Wert. Gerade in Jahren mit großen Turnieren kommt erst spät Bewegung in den Markt. Gut möglich also, dass Schwäbe noch einen neuen Verein findet.