Der Videobeweis bleibt ein Streitthema in der Bundesliga. FC-Coach Steffen Baumgart sieht Optimierungsbedarf – und hat einen Vorschlag.
„Challenge-System“Steffen Baumgart spricht sich für grundlegende Änderung beim Videobeweis aus
Elfmeter oder nicht, Abseits oder gleiche Höhe, Platzverweis oder Schwalbe – bei den wichtigsten Entscheidungen, die ein Schiedsrichter in der Bundesliga treffen muss, kann er sich seit nunmehr gut fünf Jahren durch den Videobeweis absichern.
Doch obwohl der Video-Assistent seit der Saison 2017/18 von den Unparteiischen genutzt werden kann und sich inzwischen etabliert hat, bleibt er umstritten.
Videobeweis: Steffen Baumgart fordert Anpassung des VAR
Steffen Baumgart hat sich nun für eine Anpassung in den Regularien des Video-Assistenten ausgesprochen. Er befürwortet ein Challenge-System im Zusammenhang mit dem Videobeweis im Fußball – also die Möglichkeit für Trainer, den Schiedsrichter aktiv zur Überprüfung auffordern zu dürfen.
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„In solchen Fällen, in denen offensichtlich klare Fehlentscheidungen getroffen werden, sollten Trainer diese Möglichkeit bekommen“, sagte der Trainer des 1. FC Köln dem „Kicker“. „Pro Halbzeit einmal wäre sinnvoll“, so Baumgart weiter.
Steffen Baumgart spricht sich für Challenge-System aus
Baumgart hatte sich in der Vergangenheit des Öfteren kritisch zum Videobeweis geäußert. Es gebe zu viele Situationen, bei denen man nicht wisse, warum der VAR eingreift, meinte der FC-Coach etwa bei seinem Auftritt im ZDF-Sportstudio im März. „Ich glaube, wir sind die einzige Mannschaftssportart, die immer in diesen Grauzonen lebt“, sagte Baumgart. Es gebe zu viele Grauzonen, die nicht mehr erklärt werden könnten.
Thomas Reis, Baumgarts Schalker Kollege, zeigte sich ebenfalls offen dafür, als Trainer eine Überprüfung von Spielsituationen anzufordern. Dies könnte „eine Möglichkeit sein“, sagte Reis. Es müsse darum gehen, „Abläufe zu optimieren“. Eine krasse Fehlentscheidung von Schiedsrichter Sascha Stegemann (Niederkassel) im Spiel des Meisterschaftsanwärters Borussia Dortmund beim VfL Bochum (1:1) am Freitag hat der Diskussion neuen Schwung verliehen.
Diskussionen um den Videobeweis reißen nicht ab
Der Bochumer Abwehrspieler Danilo Soares hatte Nationalspieler Karim Adeyemi im Strafraum eindeutig gefoult, was später auch Stegemann einräumte. Der Referee hatte dies allerdings live anders bewertet und wurde vom Video-Assistenten weder korrigiert noch dazu aufgefordert, sich die Szene noch einmal selbst am Spielfeldrand anzusehen.
Challenges sind in anderen Sportarten bereits seit Jahren etabliert. So etwa beim Tennis, wo Profis – sofern die Platzanlage über die entsprechende Technik verfügt – knappe Entscheidungen überprüfen lassen. Auch in der NFL haben Teams, in dem Fall durch den Trainer, die Möglichkeit, strittige Spielsituationen anhand der Fernsehbilder überprüfen zu lassen.
VAR-Chef Jochen Drees dämpft Hoffnungen auf Regeländerung
Baumgart und Reis sind nicht die ersten Trainer in der Bundesliga, die sich für die Challenges aussprechen. Als Alternative für den VAR brachten bereits Julian Nagelsmann (zuletzt FC Bayern München) und Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt) das Challenge-System ins Spiel.
Ob eine Einführung, beispielsweise zur nächsten Saison, realistisch ist, muss angesichts der bisherigen Haltung des DFB allerdings bezweifelt werden. Jochen Drees, Chef für den Video Assistant Referee (VAR) beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), äußerte sich vor rund einem halben Jahr skeptisch. „Wir können als deutscher Verband nicht einfach sagen, wir führen eine Challenge in dem Bereich ein. Wir sind natürlich daran gebunden, was das IFAB (Regelhüter im internationalen Fußball, d. Red.) oder die FIFA uns vorgibt“, sagte der ehemalige Schiedsrichter im November beim TV-Talk „Sky90“.
Laut Drees' Aussagen habe der Weltverband „ablehnend“ auf Vorschläge zum Thema Challenge reagiert. Da der DFB „an die Vorgaben der FIFA gebunden“ sei, machte er Kritikern wenig Hoffnung auf eine Anpassung.(mit sid)