Köln – Der Vorstand des 1. FC Köln hat derzeit wenig Gelegenheit zum Austausch mit den Vereinsmitgliedern, entsprechend schwer fällt es Präsident Werner Wolf und seinen Stellvertretern Eckhard Sauren und Carsten Wettich, ihr Wirken sichtbar zu machen. Zuletzt rief sich der Vorstand der Öffentlichkeit ins Gedächtnis, als man am Tag nach erfolgreich bestrittener Relegation Horst Heldt von seinem Geschäftsführerposten abberief. Das Vorgehen brachte den Vorstand in Nöte, in einer verunglückten Pressekonferenz präsentierte sich der 1. FC Köln so ungeschickt wie zerrissen.
Wolf lobt Verhältnis zu Wehrle
Horst Heldt hatte sich beklagt; sein düpierter Geschäftsführerkollege Alexander Wehrle war auf der Pressekonferenz mit zur Schau getragener Unzufriedenheit aufgetreten. Daher hatt der Vorstand die Mitglieder für Montag zur virtuellen Aussprache eingeladen. Das Verhältnis zum einzig verbliebenen Geschäftsführer wurde dann auch rasch zum Thema: Die Beziehung zu Alexander Wehrle sei intakt, sagte Wolf: „Es ist ganz normal, dass man nicht immer zu hundert Prozent übereinstimmt. Aber das ist gut, weil Diskussionen uns nach vorn bringen.“
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Mehr als 1200 Fans hatten sich angemeldet und rund 600 Fragen an das Präsidium eingereicht. Warum Heldts Entlassung in eine „Zeit der Freude“ gefallen sei; warum man den Sportchef noch zwei Stunden habe analysieren lassen, bevor man ihm mitgeteilt hatte, was längst beschlossen war, fragten Mitglieder. „Horst Heldt wollte zeitnah wissen, wie es weitergeht. Wir haben gesagt, wir kombinieren das mit einer Saisonanalyse. Wir wollten das Gespräch mit der nötigen Ruhe führen und eine gemeinsame Erklärung abgeben. Das hätte nicht am Sonntag passieren müssen, sondern auch am Montag“, erklärte Sauren. „Aber das Gespräch ist nicht verlaufen wie gewünscht. Es war für uns schwierig, der Partycrasher zu sein.“
Der Vorstand plant jedoch, die Wogen zu glätten. „Wir werden mit Horst Heldt den Dialog suchen in der Hoffnung, dass der erste Frust verdaut ist. Wir werden auch ein Abendessen mit Friedhelm Funkel haben, da hat es einen Austausch per Whatsapp gegeben“, teilte Sauren mit.
Blick aufs Konzept
Der Vorstand gewährte zudem einen ersten Blick auf die Strategie, mit der sich die Kölner mit Hilfe eines auf sieben Jahre angelegten Konzepts nachhaltig unter den Top-10 der Bundesliga etablieren wollen. Das Präsidium hat sieben Felder definiert, auf denen Potenziale gehoben werden sollen, um die Einnahme-Situation um bis zu 30 Millionen Euro jährlich zu verbessern. Das soll letztlich den sportlichen Erfolg garantieren und den Mitgliedern die Möglichkeit geben, sich mit dem 1. FC Köln zu identifizieren: Nicht über Superstars auf dem Platz, die absehbar nicht beim FC spielen werden. Sondern über sportliche Stabilität, erarbeitet mit einem nachhaltigen Konzept.
Der Stammtisch wurde auf derselben digitalen Plattform ausgerichtet, auf der auch die virtuelle Mitgliederversammlung am 17. Juni stattfinden wird. Es war also ein Test für die Mitglieder wie auch die Mitarbeiter des 1. FC Köln. Die Fragen wurden wie bei der Mitgliederversammlung per Textnachricht eingereicht – und waren auf 1000 Zeichen beschränkt.
Testlauf für den 17. Juni
Am 17. Juni soll der für Jürgen Sieger aus dem Mitgliederrat in den Vorstand aufgerückte Carsten Wettich bestätigt werden. Auch für den Fall, dass es nicht klappte mit Wettichs Wahl oder der Vorstand nicht entlastet würde, kündigte Sauren an, nicht aufgeben zu wollen. Träte der Vorstand zurück, rückten zunächst drei Mitglieder aus dem Mitgliederrat nach; angesichts der aktuellen Herausforderungen im Klub in Folge der Corona-Pandemie schloss Sauren das aus: „Bei aller Wertschätzung für den Mitgliederrat: Wir glauben, dass es nicht im Sinne des 1. FC Köln wäre, wenn dann Werner Wolf und ich zurückträten. Wir hoffen, dass wir entlastet werden. Aber selbst wenn es nicht so ist, werden wir uns dazu entschließen, weiterzumachen. Es gibt viele Herausforderungen, die wir gemeinsam meistern müssen.“