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Winterzugang fehlt wochenlangNächster Rückschlag für den 1. FC Köln

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Jusuf Gazibegovic wurde am Samstagabend hart am Knöchel getroffen. Schon da war klar, dass der Rechtsverteidiger für längere Zeit ausfallen würde.

Jusuf Gazibegovic wurde am Samstagabend hart am Knöchel getroffen. Schon da war klar, dass der Rechtsverteidiger für längere Zeit ausfallen würde. 

Jusuf Gazibegovic wird wegen einer Knöchelverletzung wochenlang fehlen – Kölner Zugänge in der Kritik

Die Woche begann für den 1. FC Köln mit der erwartet schlechten Nachricht. Nach dem freien Sonntag ließ Jusuf Gazibegovic in der Mediapark-Klinik seinen rechten Knöchel untersuchen. Der Befund war ernüchternd. Der bosnische Nationalspieler hat am Samstag gegen Darmstadt (2:1) eine Knöchelverletzung erlitten. Der 1. FC Köln teilte mit, dass die Blessur „eine längere Pause nach sich ziehen„ werde.“ Der Rechtsverteidiger werde sich am Geißbockheim behandeln lassen. Eine Operation ist offenbar vorerst nicht geplant. Auch Linton Maina kuriert derzeit eine Fußverletzung aus; der beste Vorbereiter der Zweiten Liga wird noch wochenlang ausfallen, Damion Downs fehlte zuletzt nach einer Hand-Operation.

Darmstadts Fraser Hornby hatte Gazibegovic auf Höhe der Mittellinie rücksichtslos umgegrätscht und dafür die Gelb-Rote Karte gesehen, womit er noch glimpflich davongekommen war.

Für die Kölner und Gazibegovic bedeutet die Pause einen schweren Rückschlag. Im Winter war der Defensivmann für rund zwei Millionen Euro Ablöse von Champions-League-Teilnehmer Sturm Graz zum Zweitligisten gewechselt, um die Qualitätslücke auf der rechten Abwehrseite zu füllen. Allerdings ging die Verpflichtung zunächst leicht am Bedarf vorbei. Gazibegovics Paradeposition ist die rechte Seite der Vierer-Abwehrkette, doch hatte Kölns Trainer Gerhard Struber im Oktober auf Dreierkette umgestellt.

Als rechter Schienenspieler erlebte der Zugang einen schwierigen Start und profitierte auch nicht von der zwischenzeitlichen Rückkehr zur Viererkette. Neuer Klub, neue Liga, neue Position – es gab Gründe für Gazibegovics Startprobleme, die nicht zwangsläufig auf mangelnde Eignung zurückzuführen waren. Doch der Verdacht drängte sich zeitweise auf. Nun wird der Verteidiger vorerst den Nachweis schuldig bleiben müssen, eine Verstärkung in der zweiten Bundesliga zu sein.

Joel Schmied stand bislang wie Gazibegovic in allen neun Rückrundenspielen im Kölner Kader, der Schweizer kommt bislang auf sieben Einsätze. Schmied profitiert von der Dreierkette, denn sollte der FC dauerhaft mit einer Viererkette auflaufen, hätte er Schwierigkeiten, einen Platz in der Startelf zu finden. Sogar in der Dreierkette begann am Samstag Eric Martel, weil Gerhard Struber eine Mischform spielen ließ: Bei Ballbesitz sollte Martel aus dem Zentrum der Abwehrkette ins Mittelfeld vorrücken, Schmied kann das nicht spielen. Sollte zudem Julian Pauli die Folgen seiner Kopfverletzung überwinden, würde es noch schwieriger für Schmied, zumal Neo Telle zwischenzeitlich ebenfalls sein Profidebüt gegeben hat.

Jusuf Gazibegovic erschien am Montag an Krücken am Geißbockheim.

Jusuf Gazibegovic erschien am Montag an Krücken am Geißbockheim.

Imad Rondic kam erst im letzten Moment der Transferphase nach Köln, allein der Zeitpunkt seiner Verpflichtung dokumentiert, dass die Kölner Stürmersuche nicht perfekt gelaufen ist. 214 Minuten stand der Bosnier bislang für den FC auf dem Platz. 1,17 Punkte holte der 1. FC Köln durchschnittlich in Spielen, in denen Rondic auf dem Platz stand. Das liegt deutlich unter dem Saisonschnitt von rund 1,8. Der FC ist also mit Rondic nicht nur nicht besser geworden, sondern schlechter.

Gegen Darmstadt hatte der Stürmer ein paar zumindest interessante Momente, als er seine athletischen Defizite durch Improvisationskunst am Ball auszugleichen versuchte, was verblüffend gut gelang. Dennoch steht der 26-Jährige weiter bei null Toren, null Vorlagen und null Torschüssen. Eine dürre Bilanz für einen Mittelstürmer, der für eine siebenstellige Ablöse kam.

Dass in Ulm trotz großer Verletzungssorgen Steffen Tigges durchspielte, während Rondic keine Minute auf dem Platz stand, mag man als Beleg für eine erneut verfehlte Kölner Transferperiode deuten: Drei Zugänge, jeder für eine siebenstellige Ablöse verpflichtet, um den Kader nach der Transfersperre zu verstärken – und keiner ist ein Leistungsträger. Die Erwartungen waren größer als das, was der FC geliefert hat. Doch Christian Keller sieht das anders. Gazibegovic und Schmied hätten „fast jedes Spiel gemacht. Von daher können wir mit den Winterzugängen einverstanden sein“, sagte der Sportchef. Offenbar wollte man nicht in die Spitze investieren; daher betrübt es ihn nicht, dass zuletzt sowohl Rondic als auch Schmied nur Ersatz waren. „Es ist gut, wenn der Trainer Auswahl hat, so dass er die elf besten Spieler in die Startelf stellen kann. Wir haben uns in der Kaderbreite deutlich verbessert“, sagte Keller.

Es ist gut, wenn der Trainer Auswahl hat, so dass er die elf besten Spieler in die Startelf stellen kann. Wir haben uns in der Kaderbreite deutlich verbessert
FC-Geschäftsführer Christian Keller

Zu Rondic, der mit der Empfehlung von neun Treffern in 18 Spielen der polnischen Ekstraklasa von Widzew Łódź zum FC kam, hatte Keller bereits nach dem finsteren 0:1 in Karlsruhe eine überraschende Einordnung gegeben. „Wir haben Imad Rondic nicht als Soforthilfe verpflichtet. Wir haben ihn verpflichtet, um eine weitere Option zu haben“, sagte Keller nach Rondics enttäuschenden 52 Minuten im Wildparkstadion. Eine Woche später in Ulm hatte der Angreifer dann gar nicht mehr gespielt.

Zumindest in der Offensive hoffen die Kölner nun auf Verstärkungen aus den eigenen Reihen. Gegen Darmstadt meldeten sich Tim Lemperle und Mark Uth nach Verletzungen verheißungsvoll zurück. Auch mit Damion Downs wird nach der Länderspielpause wieder zu rechnen sein.