Nach WM-BlamageDiese Spieler könnten die Zukunft der DFB-Elf sein
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Köln – Auch wenn es an den Tagen nach dem erschütternden Auftritt der deutschen Nationalmannschaft zunächst um die Aufarbeitung der Gegenwart geht, hat diese Auswahl natürlich auch noch eine Zukunft. Schon alleine deshalb, weil sie für eine Reihe von künftigen Wettbewerben gemeldet ist – zum Beispiel für die Europameisterschaft 2020, für die sie sich von März bis November 2019 qualifizieren muss. Und es gibt die neu geschaffene Nations League, die für die neue DFB-Elf bereits am 6. September in München mit dem Spiel gegen Frankreich beginnt. Der andere Gegner in der Vorrunden-Gruppe A ist die Niederlande. Das bedeutet, der Umbruch eines von wem auch immer angeleiteten Nationalteams hat schon einen Termin.
Doch welche Spieler bieten sich dafür an? Aus dem Kreis der Versager von Russland gibt es durchaus Kandidaten, die weitermachen wollen und sollten, auch weil sie mit ihrer Erfahrung die Neuausrichtung mit moderieren können. Die Spieler, die im erfolgreichen Sommer 2017 sowohl den Confed-Cup als auch die U-21-Europameisterschaft gewannen, rücken gleichwohl immer mehr in den Vordergrund. Ein Überblick.
Torhüter
Auf Kapitän Manuel Neuer (FC Bayern) wird kein Trainer der Welt verzichten. Da auch Neuer erklärt hat, weiter zur Verfügung zu stehen, besitzt die neue DFB-Auswahl weiterhin einen großartigen Torhüter. Neuer war in Russland einer der wenigen deutschen Spieler, die tatsächlich überzeugt haben. Da spielt es keine Rolle, dass er bereits 32 Jahre alt ist. Hinter ihm steht mit Marc-André ter Stegen (26) vom FC Barcelona eine herausragende Nummer zwei bereit – die Torwart-Position bleibt somit exquisit besetzt.
Auf der Position des Innenverteidigers gehört auch Mats Hummels (FC Bayern, 29) in die neue Mannschaft, vor allem deshalb, weil er in der Lage ist, sie intellektuell und als anerkannte Persönlichkeit zu führen. Fraglich ist, in welchem Gesundheitszustand der übertrainiert und schwerfällig wirkende Jérôme Boateng (29, FC Bayern) sich in Zukunft präsentiert. Nur bei völliger Fitness sollte er weiterhin eine Alternative sein. Denn Anwärter auf seine Position gibt es reichlich, allen voran Niklas Süle (22, FC Bayern), der dank seiner tadellosen kämpferischen Einstellung auch das Zeug dazu hat, eine Mannschaft mitzureißen. Dahinter gibt es viele Spieler, die sich aufdrängen: Der hoch veranlagte Leverkusener Jonathan Tah (22) etwa, Schalkes Thilo Kehrer (20), auch Shkodran Mustafi (26, FC Arsenal) sollte weiter zum Team-Stamm gehören, genauso wie Antonio Rüdiger vom FC Chelsea (25). Auch der Leipziger Kapitän Willi Orban (25) oder Herthas Niklas Stark (23), der auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann, könnten in den Fokus rücken.
Außenverteidiger
In Russland konnte der eigentlich als alternativlos gedachte Joshua Kimmich (23, FC Bayern) niemals überzeugen. Dennoch spricht sein Können dafür, dass er weiter hinten rechts gesetzt sein sollte. Der Kölner Linksverteidiger Jonas Hector wird wohl trotz seines Aufenthalts in der Zweiten Liga weiter berücksichtigt werden. Als Alternativen bieten sich zwei Leipziger an: Der derzeit noch verletzte Marcel Halstenberg (26) und Lukas Klostermann (22, rechts und links). Auch interessant sind der Neu-Leverkusener Mitchell Weiser (24), Hoffenheims Nico Schulz (25), der in der zweiten Saisonhälfte stark spielte, vor allem aber Augsburgs Philipp Max (24, links), einer der besten Vorlagengeber der vergangenen Saison, der zudem eine derzeit rare Fähigkeit besitzt: Er kann flanken.
Mittelfeld
Sami Khedira und Mesut Özil haben der deutschen Elf in Russland nichts gegeben, außer eine Diskussion über mangelnde Einstellung und Selbstgefälligkeit. Es ist gut möglich, dass beide gegen Südkorea ihr letztes Länderspiel bestritten haben. Das ein Bundestrainer künftig auf den bei der WM 2018 ebenfalls dramatisch uninspirierten Toni Kroos verzichten wird, ist extrem unwahrscheinlich.
Für die defensive Zentrale bieten sich vor allem bereits erprobte Spieler wie Christoph Kramer (27, Mönchengladbach), Julian Weigl (22, Dortmund), der vorzügliche Mannschaftsspieler Lars Bender (29, Leverkusen) oder Emre Can (24, bald Juventus Turin) an, vielleicht zudem noch Ilkay Gündogan (27, Manchester City). Aber auch Youngster wie Dennis Geiger (20) oder Nadiem Amiri (21), beide aus Hoffenheim, haben besondere Qualitäten. Darüber hinaus ist der hoch veranlagte Mahmoud Dahoud (22) aus Dortmund eine wichtige Alternative.
Auch für Offensivkräfte gibt es reichlich frische Namen: Kerem Demirbay (24, Hoffenheim) etwa, den Dortmunder Maximilian Philipp (24), Serge Gnabry (22, künftig FC Bayern), natürlich den von Bundestrainer Löw für seine Russland-Mission nicht berücksichtigten Leroy Sané von Manchester City (22). Dazu noch Julian Draxler (24, PSG), Julian Brandt (22, Leverkusen) und Leon Goretzka (23, künftig FC Bayern). Womöglich auch bald schon dabei ist der gerade 19-jährige Kai Havertz aus Leverkusen, ein großartiger Techniker mit Abschlussqualitäten. Bereits etablierte Spieler wie Mario Götze (26, Dortmund) und Lars Stindl (29, Mönchengladbach) werden weiter eine Rolle spielen.
Angriff
Die Zeit des für Russland noch einmal nominierten, stets unglücklich wirkenden Mario Gomez (32) vom VfB Stuttgart in der DFB-Elf scheint beendet zu sein. Für Thomas Müller (28, FC Bayern) muss das nicht gelten, auch wenn er in Russland unglaublich schlecht war. Timo Werner (22, Leipzig) sollte weiterhin dank seiner Schnelligkeit und seines Talents, aber auch wegen seiner Abschlussstärke dabei bleiben, genauso der Dortmunder Marco Reus (29). Alternativen gibt es aber durchaus: Davie Selke (23, Hertha), ein Mittelstürmer alter Schule, technisch noch etwas hölzern, aber sehr torgefährlich. Und es gibt weitere interessante Anwärter auf eine Position im Angriff der Nationalmannschaft: Der bereits 30-jährige Max Kruse, ein Strafraum-Filou, sollte für die nahe Zukunft nicht abgeschrieben werden. Ein Spieler wie er – schuss- und dribbelstark mit überraschenden Volten – fehlte in Russland sehr. Leverkusens Kevin Volland (25) und der künftige Schalker und Ex-Kölner Mark Uth (26), ein klassisches Strafraum-Gespenst, haben ebenfalls Chancen auf einen Nationalelf-Einsatz.