Bayer 04 Leverkusen hat nach vier erfolglosen Anläufen wieder ein Bundesliga-Spiel gewonnen. Der Werkself gelang am Samstagabend im West-Duell ein wichtiges 2:1 (0:0) bei Borussia Mönchengladbach, trotz zweier vergebener Elfmeter. Durch den Sieg kletterte Bayer 04 zurück auf Champions-League-Rang drei.
Die Tore
Zwischen den Minuten 49 und 51 erlebte Bayer 04 ein Wechselbad der Gefühle. Zunächst wurde Karim Bellarabi beim Herauslaufen aus dem Strafraum von Gladbachs Winter-Zugang Marvin Friedrich per Hacken-Tritt gefoult. Leverkusens Tor-Garantie Patrik Schick trat zum fälligen Elfmeter an, scheiterte mit seinem eigentlich guten Schuss ins linke untere Eck aber am herausragend parierenden Yann Sommer – der Keeper klärte den Ball zur Ecke und ließ sich feiern.
Doch nur Sekunden später war der Schweizer geschlagen und die Stimmung der 750 Fans im Borussia-Park Kippte. Florian Wirtz hatte die Ecke scharf an den Fünfmeterraum getreten und Robert Andrich – in Halbzeit eins noch wenig effektiv im Abschluss – rannte heran und drückte den Ball ins Netz (51.).
Eine weitere Ecke brachte das 2:0, das aus Leverkusener Sicht problematische Ergebnis – zuletzt hatte die Werkself mehrere solcher Führungen aus der Hand gegeben. In der 74. Minute brachte Kerem Demirbay den Ball nach innen. Dort drückten ihn Piero Hincapie, der bemitleidenswerte Friedrich und Schick gemeinsam über die Linie. Der Treffer wurde dem Tschechen gutgeschrieben.
Das Leverkusener Zittern begann in der 81. Minute. Mal wieder war es ein hoher Ball, der die Defensive von Bayer 04 knackte. Nach einer Ecke legte Alassane Pléa ab auf Nico Elvedi, der wuchtig zum 1:2 vollendete.
Das war gut
Bayer 04 hat ein Fußballspiel trotz einer 2:0-Führung gewonnen, das war zuletzt nicht immer gelungen. Nach dem Gladbacher Anschlusstreffer hielt die Defensive dem Sturmlauf der mit etwas Glück stand. Das Auseinanderfallen nach einem Rückschlag blieb aus.
Das war schlecht
Dass Leverkusen zittern musste, lag nicht an den eisigen Temperaturen im Borussia-Park. Sondern an der erneut mangelhaften Effektivität und umständlichen Passstafetten rund um den gegnerischen Strafraum. Bayer 04 gelang das wenig erstrebenswerte Kunststück, gleich zwei Elfmeter zu verschießen. Zunächst war Schick gescheitert (50.), später brachte auch Demirbay den Ball nicht vorbei am überragenden Sommer (87.). In der Schlussphase wurden noch mehrere Konter fahrlässig verspielt. Auf 30 Torschüsse brachte es Bayer 04 laut offizieller Statistik. Nur zwei davon landeten im Netz.
Moment des Spiels
In der 56. Minute hatte das fast einjährige Warten des Timothy Fosu-Mensah ein Ende. Der Niederländer, der sich am 28. Februar 2021 im Heimspiel gegen Freiburg das Kreuzband gerissen hatte, kam nach vielen Monaten in der Reha zu seinem Comeback. Der Rechtsverteidiger ersetzte den angeschlagenen Jeremie Frimpong. Aufgrund von Leverkusens Verletzungspech und der Afrika-Cup-Abstellungen wird der auch im Zentrum einsetzbare Fosu-Mensah in den nächsten Wochen noch eine wichtige Rolle in den Planungen von Trainer Gerardo Seoane spielen.
Gladbach-Keeper Sommer parierte zwei Elfmeter herausragend und wahrte seinem Team auch in mehreren anderen Szenen durch Glanzparaden die Chance auf einen Punktgewinn. Es wird eher selten vorkommen, dass ein Torhüter zwei Strafstöße abwehrt und nach 90 Minuten kein Glücksgefühl verspürt.
Das sagen die Trainer
Adi Hütter (Borussia Mönchengladbach): „Wir wollten nach dem Erfolg gegen die Bayern an die Leistung anschließen. Das ist uns leider nicht gelungen. Der Sieg von Leverkusen geht in Ordnung.“
Gerardo Seoane (Bayer 04): „Kompliment an die Mannschaft für die Leistung. In der ersten Halbzeit hat noch etwas die Entschlossenheit im Abschluss gefehlt. Aber insgesamt geht der Sieg in Ordnung, wir hätten noch mehr Tore schießen können, nicht nur durch die zwei verschossenen Elfmeter.“
Das sagen wir
Vielleicht war das Gladbacher Tor zum 1:2 wichtig für Bayer 04. Denn die Werkself hat gesehen, dass es nach einem Rückschlag auch ohne einen totalen Systemausfall weitergehen kann. Es wäre ein enorm wichtiger Lerneffekt für das junge Team. Das fahrlässige Umgehen mit Großchancen bleibt aber ein großes Problem auf dem Weg in die Champions League. Auch hier sollte ein Erkenntnisgewinn folgen: Es muss nicht immer kompliziert sein.