Augsburg/Leverkusen – Auch im 21. Aufeinandertreffen in der Bundesliga machte Bayer 04 Leverkusens Lieblingsgegner der Werkself fleißig Geschenke – zwei Eigentore, drei Punkte und mindestens bis Sonntagabend Tabellenplatz eins. In 21 Duellen gab es aus Sicht des FC Augsburg sieben Unentschieden und nun 14 Niederlagen gegen Leverkusen. Am Samstag setzte es ein 1:4 (1:2), obwohl Bayer 04 nicht einmal einen rundum überzeugenden Auftritt hingelegt hatte.
Die Werkself hat sieben Punkte aus den ersten drei Spielen gesammelt – nur 2003 und 2013 gelangen Neun-Punkte-Auftakte. „Wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir sind eine Einheit, da bildet sich was zusammen“, sagte Leverkusens Mittelfeldspieler Kerem Demirbay, dem der Spielverlauf recht egal war: „Man sieht, dass wir sehr viel investieren. Ob wir das Spiel dann 4:1 oder 1:0 gewinnen, spielt keine Rolle.“
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In Augsburg ebnete zunächst das vielleicht kurioseste Bundesliga-Eigentor seit Jahren den erwähnten „sehr guten Weg“ für Bayer 04. Nach drei Minuten hatte Stürmer Patrik Schick einem Ball im Strafraum nachgesetzt. Doch für Gefahr sorgte erst Augsburgs Linksverteidiger Iago, der unbedrängt aus 14 Metern seinen Torhüter Rafal Gikiewicz überlupfte und dem Ball entgeistert hinterherblickte. Auf der anderen Seite wäre der Treffer ein Kandidat zum „Tor des Monats“, so wird er sich wohl in Fußball-Peinlichkeiten-Clips bei Youtube verewigen. Wenig später vollendete Florian Niederlechner eine Demirbay-Flanke per Kopf ins eigene Tor (14.). Ohne einen gefährlichen Torschuss abgegeben zu haben, führte Leverkusen 2:0. „Da hat sicherlich das Spielglück auf unserer Seite gelegen“, sagte Trainer Gerardo Seoane und sorgte in seiner höflichen Schweizer Art für eine Untertreibung.
Slapstick hatte in Augsburg aber auch Bayer 04 auf Lager. In der 30. Minute scheiterte Mitchel Bakker im ersten Versuch beim Klären einer harmlosen Flanke, schlug im zweiten Anlauf ein Luftloch und tunnelte dann seinen Keeper Lukas Hradecky. Niederlechner stand daneben und stolperte den Ball zum 1:2 über die Linie. Leverkusens neuer Linksverteidiger Bakker hatte kurz zuvor bereits André Hahn im Strafraum von hinten zu Fall gebracht und war nur mit dem für Bayer 04 reichlich vorhandenen Glück um einen Elfmeter herumgekommen. „Wir schießen drei Tore und liegen zur Pause 1:2 zurück. Das ist scheiße und tut weh“, sagte Augsburgs Keeper Gikiewicz.
Seoane mit gutem Händchen bei Einwechslungen
Nach der Pause geriet Bayer 04 beim nun mutiger aufspielenden Außenseiter unter Druck. Immer wieder kam Augsburg mit langen Bällen und Tempo in gefährliche Räume. Doch hatte sich Leverkusens Defensive um Jonathan Tah gefangen und konnte die Abschlüsse in den entscheidenden Situationen verhindern. „Wir wollen künftig natürlich viel mehr Spielkontrolle haben, wenn man auf die Anfangsphase der zweiten Halbzeit blickt. Da waren wir zu passiv“, kritisierte Seoane.
Der Schweizer gab dem Spiel mit den Einwechslungen von Robert Andrich und Florian Wirtz nach einer knappen Stunde dann die entscheidende Wendung. Andrich sorgte für Stabilität, Wirtz für Glanzpunkte: Nach seiner Vorarbeit traf Schick in der 75. Minute mit einem wuchtigen Linksschuss zum 3:1, wenig später erzielte der Nationalspieler aus spitzem Winkel das 4:1, nachdem er Gikiewicz erfolgreich umspielt hatte (81.).
„Wir haben trotz des Rückschlags in der ersten Halbzeit sehr solidarisch verteidigt“, lobte Seoane. Demirbay sah ein großes Plus in der neuen Variabilität der Werkself, seitdem der Fokus weg vom reinen Ballbesitz ist: „Der Trainer bringt der Mannschaft sehr viel Vertrauen entgegen. So dass die Spieler selbstständig entscheiden können.“