Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen hat am Samstagnachmittag den erwarteten Pflichtsieg über Schlusslicht Greuther Fürth gelandet, allerdings auf kaum erwartete Art. Nach einer ersten Halbzeit mit zahlreichen Defiziten steigerte sich die Werkself in einen Spielrausch, von dem Mittelstürmer Patrik Schick als vierfacher Torschütze besonders profitierte. In der Tabelle festigte die Werkself durch den dritten Sieg in Folge den dritten Platz und untermauerte den Anspruch Champions League so deutlich wie noch nie in dieser Saison.
Die Tore
Das 1:0 in der zwölften Minute ist Produkt einer schönen Kombination zwischen Frimpong und Diaby und eines Zirkussprunges von Amine Adli, der den Ball mit dem Knie ins Tor wuchtet. Das 2:0 in der 17. Minute war einfach: Freistoß Florian Wirtz, Kopfball des ungedeckten Edmond Tapsoba. Den Fürther Anschlusstreffer in der 33. Minute leitet Leweling mit einer scharfen Flanke ein, die Tah vor die Füße von Dudziak abwehrt, der den Ball mithilfe des entfernten Pfostens ins Tor schießt.
Kurz vor Ende einer spielerisch nicht befriedigenden Halbzeit überrumpelt die Werkself den Tabellenletzten mit einem Konter, Schick legt den Ball in den Lauf des heransprintenten Piero Hincapie, der unter Torhüter Funk hindurch zum 3:1 einschießt.
In der 49. Minute beginnt die große Show des Patrik Schick. Nach Ballgewinn von Wirtz und Zuspiel von Adli kann der Tscheche freigespielt zum 4:1 einschieben. Auch in der 69. Minute leitet Wirtz ein, Diaby findet Schick, der nur ins leere Tor vollenden muss. Fünf Minuten später ist Diaby wieder durch, setzt Bellarabi in Szene, der den Ball aus zehn Metern an die Latte knallt, Schick köpft das zurückprallende Spielgerät zum 6:1 ins Tor. Den Schlusspunkt setzt Schick bereits in der 76. Minute, wieder nach feiner Vorarbeit von Florian Wirtz.
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Das war gut
Der Leverkusener Sturm durch die immer größer werdenden Räume gegen immer fehlerhafter werdende Fürther in der zweiten Halbzeit. Die Lust daran, den schwer angeschlagenen Gegner auszuspielen und die Konsequenz vor allem von Patrik Schick beim Torabschluss.
Das war schlecht
Die Phase zwischen dem 2:0 und dem 3:1. Nach vermeintlich beruhigender Führung überließ der Favorit dem krassen Außenseiter die Initiative, die Zweikampfdominanz und sogar eine Art Spielkontrolle. Es hätte mehr Unheil geschehen können als das eine Gegentor, ein möglicher Treffer unmittelbar nach dem 1:0 durch Bauer wurde wegen einer nur mit der Lupe zu erkennenden Abseitsstellung aufgehoben.
Mann des Spiels
Viermal dürfen wir raten: Patrik Schick. Der Wert des Tschechen zeigt sich für Bayer 04 normalerweise am deutlichsten, wenn er, wie in den vier Wochen nach seiner Verletzung im Derby in Köln, fehlt. Diesmal zeigte es sich aber noch überzeugender durch Anwesenheit. Vier Tore innerhalb von 27 Minuten hatte in der Bundesliga zuvor nur Robert Lewandowski bei seinem legendären Fünferpack im Februar 2017 gegen den VfL Wolfsburg erzielt. Mit jetzt zwölf Toren in elf Ligaspielen ist Schick sowohl von der Effektivität als auch von der Ausbeute in den Dimensionen der Supertorjäger Lewandowski/Haaland angelangt. Sein Kommentar zum Spiel: „Eine Halbzeit lang habe ich nicht aufs gegnerische Tor geschossen. Dann war es wie beim Öffnen der Ketchup-Flasche. Meine Kollegen haben mich super in Szene gesetzt, es war nicht mehr schwer, die Tore zu erzielen.“
Moment des Spiels
Die Auswechslung des vierfachen Torschützen in der 80. Minute für seinen Stellvertreter Lucas Alario. Mit dem Bayer-04-Rekord auf dem Konto verkniff sich Patrik Schick einen für Torjäger möglichen Frust über den Klau von zehn Spielminuten, in denen er weitere Tore hätte erzielen können. Die gut 10.000 Bayer-Fans besangen ihren Helden unter ihren Masken mit Sprechchören. Zurecht.
Das meinen die Trainer
Gerardo Seoane (Leverkusen): „Wir haben nach ausgeglichener ersten Halbzeit zum richtigen Zeitpunkt das 3:1 gemacht. Lange hatten wir Mühe, uns zu entfalten. Dass aus 13 Torschüssen sieben Tore werden, spricht für die Kaltschnäuzigkeit und die Klasse unserer Spieler. Am Ende sind es aber auch nur drei Punkte.“
Stefan Leitl (Fürth): „Es hat heute nach dem Spiel in der Kabine länger gedauert. Wir mussten unsere Wunden lecken. Eine Halbzeit lang haben wir gut gespielt, hatten gute Ballgewinne und gute Szenen. Beim möglichen 1:1, das uns genommen wurde, habe ich kein Abseits gesehen, dem 2:0 ging aus meiner Sicht ein Foul voraus. Dennoch ist der Leverkusener Sieg hoch verdient.“
Das meinen wir
Nach der Depression des Oktobers mit vier sieglosen Bundesliga-Spielen und dem peinlichen Pokal-Aus gegen Karlsruhe findet eine gesundete, erholte Werkself zurück zu ihrem Anspruch und ihren Möglichkeiten. Die Siege in Leipzig (3:1) und gegen Fürth (7:1) sind eine deutliche Ansage der Leverkusener an die Konkurrenz, aber auch an sich selbst. Mit weniger sollten sie bei diesem Talent und diesem Kader nicht zufrieden sein.