Bayer Leverkusens Amine Adli meldete sich eindrucksvoll zurück. Der Meisterschaftskampf ist für den Angreifer noch lange nicht entschieden.
Bayers Amine Adli über Xabi Alonso„Manchmal verstehen wir die Taktik des Trainers nicht. Aber es funktioniert fast immer“

Amine Adli (l.) mit Trainer Xabi Alonso
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Es war eine bemerkenswerte Entscheidung von Bayer 04 Leverkusens Trainer Xabi Alonso: Beim Topspiel gegen die Bayern, beim Stand von 0:0 und klarer Überlegenheit, verzichtete der Baske darauf, frühzeitig einen klassischen Mittelstürmer wie Victor Boniface oder Patrik Schick einzuwechseln. Stattdessen entschied sich der 43-Jährige für Amine Adli – einen Profi, der vier Monate lang verletzt gefehlt hatte und erstmals nach seinem Wadenbeinbruch wieder auf den Platz durfte.
Amine Adli mit vorsichtiger Kampfansage an Bayern
„Es war das erste Mal, dass ich mir etwas gebrochen habe“, berichtete Adli am Mittwoch von seiner schweren Verletzung, die er im Oktober beim Champions-League-Spiel gegen Stade Brest (1:1) erlitten hatte. „Ich hatte vorher Muskelverletzungen, aber das war komplett anders, auch weil man das Gehen und Rennen wieder lernen musste. Wenn man hört, wie der Knochen bricht, ist man bei jedem Zweikampf, den man in anderen Spielen sieht, ängstlich.“
Doch Angst war Adli in den Minuten nach seiner Einwechslung nicht anzumerken. Im Gegenteil: Kurz vor Schluss hatte der Angreifer die große Chance, das Spitzenspiel zu entscheiden. Sein wuchtiger Volley wäre wohl der perfekte Abschluss seiner Comeback-Story gewesen – doch Manuel Neuer verhinderte das Tor. So blieb es beim 0:0 und dem Acht-Punkte-Vorsprung der Bayern.
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„Der Vorsprung heißt gar nichts und doch viel“, fasste Adli zusammen. „Es ist eine große Punktzahl. Aber wir werden alles geben und wollen jedes Spiel gewinnen. Dann müssen wir sehen, was am Ende der Saison dabei rauskommt.“ Eine vorsichtige Kampfansage – wohl wissend, dass bislang noch kein Tabellenzweiter in der Bundesliga einen derart großen Rückstand aufholen konnte. Mit einem Sieg gegen die Bayern wäre die Lücke auf fünf Punkte geschrumpft. Für Adli fühlte sich das Unentschieden daher eher wie eine Niederlage an: „Das Spiel gegen München war frustrierend. Sie sind eine gute Mannschaft, auch wenn es gegen Celtic schwierig für sie war“, sagte er – um dann selbstbewusst nachzulegen: „Mit dieser Spielanlage können wir jeden Gegner vor Probleme stellen.“
Amine Adli im Titelrennen mit Resthoffnung
Optimismus, der auch durch die starken Aussichten in anderen Wettbewerben genährt wird. Im DFB-Pokal ist Bayer 04 im Halbfinale, in der Champions League steht das Achtelfinale an – dort geht es entweder gegen Manchester City, Real Madrid oder eben erneut gegen die Bayern. Ein Wunschlos? Das hat der marokkanische Nationalspieler nicht: „Man sieht, dass viele große Mannschaften in der Champions League Probleme haben. Ich habe keinen Wunschgegner, egal gegen wen wir spielen, wird es ein hartes Spiel.“ Nach Bundesliga und Pokal auch in der Königsklasse auf die Bayern zu treffen, wäre für Adli schon verrückt. „Das wären fünf Duelle in einer Saison.“
Manchmal verstehen wir die Taktik des Trainers auch nicht. Aber es funktioniert fast immer.
Ein Satz, der zeigt, wie sehr sich das Selbstverständnis in Leverkusen verändert hat. Früher ewiger Zweiter, nun ein Team mit Siegermentalität. Adli hat dafür eine einfache Erklärung. „Wenn ein Trainer so ein Vertrauen ausstrahlt, dann spielt man als Profi auch selbstbewusster und will das Vertrauen zurückzahlen“, sagte der Außenstürmer lachend über Xabi Alonso. „Manchmal verstehen wir die Taktik des Trainers auch nicht. Aber es funktioniert fast immer.“
Und funktionieren soll es aus Leverkusener Sicht auch am Samstag gegen Holstein Kiel (15.30 Uhr). Um die Resthoffnung auf ein Fußballwunder in der Meisterschaft am Leben zu erhalten.