Der 1. FC Köln hat in Leverkusen den größten Sieg seiner jüngeren Vereinsgeschichte in letzter Minute aus der Hand gegeben.
„Haben es extrem geil gemacht“Was für ein Drama für den 1. FC Köln in Leverkusen
Was für ein Drama: Der 1. FC Köln hat den größten Sieg seiner jüngeren Vereinsgeschichte verpasst und die historische Chance auf das erste Pokal-Halbfinale seit 23 Jahren in letzter Minute aus der Hand gegeben: Eine 2:0-Führung reichte dem grandios kämpfenden Zweitligisten im Duell mit dem Doublesieger in der Bay-Arena am Mittwochabend nicht zum Weiterkommen.
Nach der Führung durch Downs (45.+10) und Maina (54.) gelang Patrik Schick in der 61. Minute der Anschluss. In der siebten Minute der Nachspielzeit gelang dem Tschechen per Kopf der Ausgleich. In der Verlängerung sorgte Victor Boniface (98.) für die Entscheidung einer Partie, die weit mehr Drama entwickelt hatte, als die Kölner Fans zu hoffen gewagt hatten. „Es ist bitter. Wir haben mit Leidenschaft gespielt und hätten es verdient gehabt, weiterzukommen“, sagte Dominique Heintz nach dem Schlusspfiff. „Wir haben es extrem geil gemacht“, befand FC-Keeper Marvin Schwäbe.
Die Werkself wahrte dagegen die Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung, musste aber einsehen, sich und ihren Anhängern im eigenen Stadion einen unnötig aufregenden Abend beschert zu haben. Doch das Resultat versöhnte das Heim-Publikum, und auch die Kölner feierten beim Schlusspfiff ihre tapfere Mannschaft.
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Pokalspiel in Leverkusen wegen Rauch fast zehn Minuten unterbrochen
Der Ball rollte nach dem Anpfiff nur für zwei Minuten, dann hatte sich der Rauch des Feuerwerks aus dem Kölner Block im gesamten Innenraum verteilt, Schiedsrichter Frank Willenborg unterbrach die Partie für neun Minuten. Für derartige Unterbrechungen sieht das Regelwerk eine Steigerung der Geldstrafe um bis zu 100 Prozent vor. Es könnte wieder einmal teuer werden – und dabei ist die Sanktion aus dem Pokal-Achtelfinale gegen Hertha BSC noch nicht einmal verhängt. Auch damals hatten Kölner Fans ein gewaltiges Feuerwerk abgebrannt.
Der FC spielte gegen den Ball mit drei defensiven Mittelfeldspielern vor der tief postierten Fünferkette. Ein Kölner Spiel mit Ball fand überwiegend nicht statt, die Werkself verzeichnete mehr als 70 Prozent Ballbesitz. Dennoch gelang es den Gästen, Räume zu finden. Vor allem Edmond Tapsoba bot zu viel an. Die Stadionuhr zeigte die 15. Minute, als Linton Maina Tapsoba zum ersten Mal an diesem Abend davonlief und in der Mitte Damion Downs sah, der den Ball mit dem ersten Kontakt auf Kovars Tor beförderte, jedoch relativ deutlich verfehlte.
In der 29. Minute stocherte Dejan Ljubicic riskant nach dem Ball und brachte Wirtz zu Fall, den folgenden Freistoß zirkelte Grimaldo aus 20 Metern an die Latte. Spätestens jetzt hatte Köln ein Gefühl dafür, wie nah am Abgrund man wandelte im Duell mit dem Doublesieger. Doch Bayer wurde selten gefährlich. Als nach 45 Minuten die Tafel mit der Nummer 10 am Spielfeldrand aufleuchtete, bedeutete das dennoch nicht die Auswechslung des bis dahin unauffälligen Florian Wirtz. Die Nachspielzeit der ersten Halbzeit war gemeint.
Und die hatte es in sich. Zunächst hätte Dominique Heintz nach einem Foul an Nordi Mukiele die Gelb-Rote Karte sehen können, doch der Schiedsrichter ließ weiterlaufen. Dann gelang es Maina erneut, sich im Duell um einen langen Ball geschickter anzustellen als Tapsoba. Downs kam an den Ball und setzte sich erst gegen Tah, dann gegen Palacios durch und schoss ins kurze Eck. Ein Wühlertor, erzielt mit dem Glück und Geschick eines Außenseiters. Zur Pause war die Kölner Taktik aufgegangen, während Leverkusen sich vorwerfen lassen musste, aus dem vielen Ballbesitz nichts gemacht zu haben.
Die Kölner waren wild entschlossen, ihre Chance auf eine Sensation zu ergreifen. Feierten sich für jeden gewonnenen Zweikampf, rauften und kämpften und hatten Glück, als Florian Wirtz in der 52. Minute einen freien Schuss am Tor vorbeischob. Zwei Minuten später schien die Leverkusener Blamage endgültig Form anzunehmen. Downs verlängerte einen Ball tief in die Hälfte der Gastgeber, Maina sauste hinterher, wählte den direkten Weg zum Tor und störte sich auch nicht daran, dass er den Ball auf dem linken Fuß hatte. Ein trockener Abschluss ins lange Eck – 2:0, im Kölner Block brach die Hölle los.
Doch Leverkusen war längst nicht gebändigt. Nach einer Stunde setzte sich Wirtz gegen Thielmann durch und passte traumhaft auf Schick, der Schwäbe den Ball durch die Beine schob. Es war noch jede Menge Leben in der Werkself. Und viel Zeit auf der Uhr.
Fans beider Teasm bekamen in Leverkusen dramatischen Pokalfight geboten
Die Zuschauer bekamen nun einen unerwartet dramatischen Pokalfight geboten. Wirtz wurde immer stärker, in den Kurven loderten die Feuer. Und auf dem Rasen verteidigte der Zweitligist mit allem, was er hatte. Es war ein Drama, und als Köln in der 84. Minute den ersten Eckball der Partie hatte und Hübers frei auf das Tor köpfte, schien Leverkusen erledigt. Doch der Kopfball des Kölner Abwehrchefs kam zu zentral.
Der Meister wankte. Und wechselte, brachte Boniface, Garcia, all den Glanz. Schwäbe reagierte stark gegen Tella, dann leuchtete wieder eine Zahl auf: Acht Minuten waren noch zu überstehen; acht Minuten für Leverkusen, das Debakel abzuwenden. Dann schoss Tah, Schwäbe wehrte nach außen ab, wo Frimpong eine perfekte Flanke in den Kölner Strafraum schlug. Schick setzte sich gegen Hübers durch, der Ausgleich, es war die siebte Minute der Nachspielzeit.
Die Partie ging in die Verlängerung, und die Werkself tat alles, um dem Elfmeterschießen zu entgehen. In der 98. Minute flankte Grimaldo, Boniface lief zum kurzen Pfosten und setzte sich gegen Schmied durch, der die Situation wie ein Zuschauer erlebte.
Noch immer war Köln nicht geschlagen. Die Werkself schien nach wie vor den Ernst der Lage nur zu ahnen und in der 112. Minute lag der Ball im Tor, nachdem Imad Rondic aus kurzer Distanz getroffen hatte, der bosnische Neuzugang der Kölner. Es wäre eine weitere Anekdote dieses denkwürdigen Abends gewesen. Doch Rondic hatte knapp im Abseits gestanden. Der Titelverteidiger war noch einmal davongekommen.