Leverkusen – Das Erreichen des Klassenziels begann sich für Bayer 04 Leverkusen unmittelbar auszuzahlen. „Back again“ stand auf den Sieges-Shirts, die sich die Werkself und ihr Stab von Trainern und Betreuern unmittelbar nach dem spektakulären 4:2-Erfolg in Hoffenheim überstreiften. Schon kurze Zeit später waren diese Textilien, die von der Leverkusener Rückkehr in die Champions League nach zwei Jahren Pause kündeten, im Handel online für 15 Euro pro Stück erhältlich. Ein Klacks im Vergleich zu den Zig-Millionen, die Bayer 04 in der Königsklasse einnehmen wird. Im schlechtesten Fall hätte die Organisation das Ziel jedoch verpassen können, dann hätten die Shirts das Licht der Öffentlichkeit nie erblickt und wären als Verlust abgeschrieben worden.
So aber erlebten die Leverkusener in Sinsheim das emotionale Bad in einer Mischung aus Freude, Genugtuung und Erleichterung. Mittendrin Rudi Völler, der seine letzte Auswärtsreise als Geschäftsführer ohne Einschränkung genießen konnte. „Es ist aufgrund der schwierigen Saison mit vielen Verletzten ein großer Erfolg. Das ist ein schöner Abschluss – natürlich auch für mich“, sagte der Weltmeister von 1990.
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Hinterher wussten sie alle, dass auch eine Niederlage bei den Hoffenheimern den Einzug in die Königsklasse nicht verhindert hätte, weil Union Berlin den Konkurrenten Freiburg in dessen Stadion mit 4:1 Tore bezwang. Aber das Saisonziel mit einem Sieg zu erreichen und gleichzeitig Platz drei hinter den Bayern und Dortmund sicher zu machen, setzte viel mehr Glückshormone frei. „Wir mussten dieses Jahr einfach in die Champions League – das war das große Ziel“, sagte Sportdirektor Simon Rolfes, der Völlers Geschäftsführer-Titel erben wird und ging noch einmal auf die Umstände ein: „Dann sind vor ein paar Wochen leider Florian Wirtz und unheimlich viel Offensivkraft verloren gegangen, aber da bin ich wirklich stolz auf die Mannschaft.“
Wie Bayer 04 das Ziel in der Liga erreichen konnte, obwohl so viel Offensivklasse verloren gegangen war, durfte in Hoffenheim noch einmal besichtigt werden: Mit seinem Rest von Offensivklasse, der im Bereich von Weltklasse anzusiedeln ist. Zum 4:2-Sieg genügte der Werkself eine überragende letzte halbe Stunde, nachdem sie dem frisch nach vorn spielenden Gastgeber die ersten zwei Drittel des Spiels nahezu überlassen hatte. Zweimal war die TSG in Führung gegangen durch Tore von Rutter (22.) und Baumgartner (36.). Bayer 04 hatte nur einmal aufs Tor geschossen. Daraus war nach fantastischem Zusammenspiel zwischen Moussa Diaby und Patrik Schick der überraschende Ausgleich entstanden (34.).
Allerdings mussten weitere Beweise des Ausnahmetalents her, um das Spiel für Bayer 04 zu entscheiden: Zunächst legte Schick in Bedrängnis perfekt für Diaby auf, der Ballmitnahme und Abschluss im Strafraum zu einer fließenden Bewegung machte, aus der das 2:2 entstand (72.). Und dann setzte sich Schick selbst gegen zwei Hoffenheimer durch, umkurvte Torhüter Baumann und schoss aus spitzem Winkel ein (76.). Lucas Alario machte schließlich in der Nachspielzeit alles klar.
Wer noch nicht wusste, warum die halbe Fußball-Welt hinter Schick und Diaby her ist, konnte es in diesen Blitz-Darbietungen ihrer Klasse bewundern. Beide sind durch Verträge bis 2025 offenbar ohne Klauseln an den Werksklub gebunden. Bei Schick hat sich die Klubführung um Fernando Carro („Patrik steht nicht zum Verkauf“) deutlich positioniert. Im Fall von Diaby, an dem vor allem der durch Saudi-Millionen finanzierte Premier-League-Klub Newcastle massives Interesse haben soll, scheint der Fall weniger eindeutig. Aber dann müssten weit mehr als die kolportierten 50 Millionen Euro fließen.
Geldsorgen hat Bayer 04 ohnehin nicht. Durch die 13. Qualifikation für die Champions League sind Bayer 04 rund 30 Millionen Euro schon sicher. Viel mehr als zusätzliche Millionen interessiert den Klub sportlicher Glanz und ein Titel. Gerardo Seoane ist der Mann, der diese Sehnsüchte mit seinem Trainerteam Realität werden lassen soll. Er freute sich sichtbar über das Erreichen des Saisonziels und versprach der Mannschaft vor dem Saisonabschluss gegen Freiburg „ein paar freie Tage“. Die hatten sich alle verdient.